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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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entdecken die Reste seines Kadavers und wenige Meter weiter das Rückenfell des Gorillamännchens. Die Haare zittern in einer leichten Brise und leuchten immer noch silbergrau in der aufsteigenden Sonne. Einige Schritte entfernt steht die Bananenstaude, an der – so haben es jedenfalls die Bauern berichtet – der Silberrücken fraß, als ihn die tödlichen Kugeln trafen.
    Unter den misstrauischen Blicken der Rebellen ziehen Robert und Paulin mitsamt ihrer Begleitung wieder ab. Aber die Mission erzielt einen ungeahnten Erfolg. Die Beweisfotos lösen eine weltweite Medienkampagne aus. Zum ersten Mal, seit Dian Fossey in den 1960er-Jahren mit der Erfor schung der Berggorillas begann, erlangen die Existenz der Menschenaffen und ihre Bedrohung wieder öffentliche Auf merksamkeit. Fernseh- oder Internetberichte erreichen mitt lerweile die hintersten Winkel der Erde. Und den Wert einer guten PR wissen auch Guerillakämpfer zu schätzen, ebenso wie sie die Auswirkungen einer schlechten fürchten. Sie veröffentlichen sogar eine Pressemitteilung, in der sie beteuern, nichts mit der Erschießung der beiden Gorillas zu tun zu haben. Robert verhandelt mit den UN-Truppen und der kongolesischen Armee. Nach vielen Telefonaten und Treffen schafft er es endlich: Es wird eine Zusammenkunft mit den CNDP-Rebellen geben.
    Robert und Paulin brechen um sechs Uhr in der Frühe in Goma auf. Am Nordrand der Stadt treffen sie auf Oberst leutnant Rajeesh Parmar von der Blauhelmtruppe. Drei Jeeps und ein Panzerwagen werden die Mission begleiten. Oberst Philemon Yav, ein Offizier der kongolesischen Armee, ist bei ihnen. Ein UN-Bericht wird ihn 2008 für die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten verantwortlich machen. Auch werden Augenzeugen berichten, er habe FDLR-Rebellen mit Waffen und Munition versorgt, damit sie die Armee im Kampf gegen die CNDP unterstützen. Im Jahr 2010 wird er hingegen mit regulären Truppen gegen die FDLR-Kämpfer ins Feld ziehen, um sie davon abzuhalten, die Stadt Rutshuru einzunehmen.
    Sie fahren nach Jomba, nahe bei der ugandischen Grenze und dem CNDP-Hauptquartier in Bunagana. Das Weiß der UN-Fahrzeuge ist schon von Weitem zu erkennen. Das aus Ziegelsteinen gemauerte Gebäude, vor dem sie parken, hat schon mehreren Treffen zwischen Rebellen und Blauhelmtruppen gedient. Um halb elf nähern sich von Osten zahlreiche Männer in Tarnanzügen, es müssen an die 30 sein. Sie tragen Raketenwerfer und Maschinengewehre, einige von ihnen halten sogar Speere in den Händen. Selbst in Zeiten automatischer Waffen wirkt das besonders martialisch und soll die Entschlossenheit der Kämpfer demonstrieren. Der Trupp, der sich zunächst entlang der Piste bewegt, schwärmt schließlich aus. Die Männer prüfen die Lage, wollen sichergehen, dass ihr Befehlshaber nicht in eine Falle gelockt werden soll.
    Robert verteilt Whiskyflaschen, deren Inhalt goldgelb in der Äquatorsonne glitzert. Die Rebellen sind tatsächlich diszipliniert, stecken die Flaschen ein und ziehen sich zurück. Nur etwa zehn Mann bleiben. Sie schauen nach Osten, von wo sich ein Geländewagen nähert. Oberst Sultani Makenga ist ein Vertrauter des Rebellengenerals Nkunda. Behände steigt er aus dem Jeep und blickt sich wie ein Staatsgast erst einmal um, als wolle er das Empfangskomitee inspizieren. Er mag etwa Mitte 30 sein. Seine Haut ist glatt, sein Gesicht strahlt einen jungenhaften Schalk aus. Nur seine Augen fixieren ihr Gegenüber starr und undurchdringlich.
    Umringt von Bewaffneten geht Makenga schließlich auf Robert, Paulin und den UN-Offizier zu. Hände werden geschüttelt. Schließlich begeben sich alle in das Backsteinhaus, wo sie sich in einem Raum mit Stühlen gegenübersitzen. Oberstleutnant Parmar bedankt sich im Namen der UN-Truppen, dass dieses Treffen möglich ist. Dann erteilt er Paulin das Wort. Der Ranger spricht langsam und leise. Immer wieder macht er lange Pausen zwischen seinen Sätzen, so als ob er über das gerade Gesagte nachdenken müsse.
    Paulin betont, wie wichtig die Gorillas für die Zukunft des Nationalparks und damit für die Menschen in der ganzen Region sind. Die Affen sollen einmal viele Touristen und damit auch Geld in den Osten des Kongos locken. Deshalb müsse alles dafür getan werden, dass sie überleben. Er erklärt die Arbeit der Ranger, die täglichen Besuche bei den Gorillas und das Einsammeln von Wildererschlingen. Er hebt hervor, dass die Ranger an der militärischen Lage nicht interessiert sind, solange sie ihrer

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