Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
von allen neun Ziffern merken. Andere Affen kamen zwar nicht ganz so weit und manche scheiterten bereits daran, sich die Abfolge von mehr als fünf Ziffern richtig einzuprägen. In der jeweiligen Schwierigkeitsstufe waren sie aber immer schneller und fehlerfreier und damit eindeutig besser als Studenten, die sich demselben Test unterzogen. Die Probe, ob Gorillas Menschen ebenfalls bei derartigen Merkaufgaben schlagen, steht noch aus.
Einen weiteren kleinen Einblick in die Gefühlswelt von Menschenaffen bietet der nach menschlichem Dafürhalten intelligenteste Gorilla, der im kalifornischen Woodside an der Bucht von San Francisco lebt. Es ist das 1971 geborene Gorillaweibchen Koko, die etwa 1 000 Zeichen der amerikanischen Gebärdensprache beherrscht und etwa 2 000 gesprochene englische Wörter versteht. Inwieweit man ihren Äußerungen von Gefühlszuständen glauben will, muss je dem selbst überlassen bleiben. Manche Wissenschaftler zweifeln jedenfalls an ihrer Beweiskraft. Die frappierende Ähnlichkeit zu menschlicher Trauer, die sie beispielsweise zeigte, als ihr mitgeteilt wurde, dass eine ihrer Katzen gestor ben sei, ruft allerdings mindestens Verblüffung hervor. Letztendlich muss vieles Spekulation bleiben, denn die Versuche, in die innere Welt eines Gorillas vorzudringen, sind dafür trotz ausgetüftelter Experimente wie dem Spiegeltest nur vergleichsweise schlechte Hilfsmittel.
Vielleicht ist es sogar vernünftiger, dem menschlichen Instinkt zu folgen, der unvermittelt die Verwandtschaft zwischen uns erkennt und uns über die vielen Ähnlichkeiten staunen lässt. Menschenaffen sind wie der Homo sapiens im Vergleich zu vielen anderen Tierarten sehr langlebig. Der bisher älteste bekannte Gorilla der Welt ist das Weibchen Jenny. Sie starb 2008 im Alter von 55 Jahren im Zoo von Dallas im US-Bundesstaat Texas. Sie wurde wegen eines Magengeschwürs eingeschläfert, aufgrund dessen sie nichts mehr aß oder trank. Sie war ein Wildfang, stammte aus Westafrika und wurde 1957 vom Zoo von Dallas gekauft. Da war sie etwa vier Jahre alt.
Wie bei vielen Arten üblich, erreichen Tiere in freier Wildbahn kein so hohes Alter. Gorillas werden in der Natur etwa 35 bis 40 Jahre alt, wobei auch bei ihnen die Weibchen eine etwas höhere durchschnittliche Lebenserwartung als die Männchen haben. Obwohl es nur wenige Forschungsergebnisse über die Lebensspanne von Großen Menschenaffen in der Natur gibt, scheinen Gorillas kürzer als Bonobos, Schimpansen oder Orang-Utans zu leben. Ihre individuelle Entwicklung nimmt insgesamt einen rascheren Verlauf.
Die Lebensphasen eines Gorillas unterteilen sich in die Kindheit von der Geburt bis etwa dreieinhalb Jahre, die Jugend bis zum sechsten Lebensjahr und die Heranwachsensphase bis etwa zum achten Lebensjahr. In diesem Alter pflanzen sich Weibchen zum ersten Mal fort. Zum Vergleich: Schimpansenweibchen bekommen ihren ersten Nachwuchs mit etwa 14 Jahren.
Bei den Männchen geht die Entwicklung noch weiter. Zwischen acht und etwa zwölf Jahren werden sie vom sogenannten Schwarzrücken zum Silberrücken, der die typische Graufärbung von Rücken und Taille aufweist. Ihre körperliche Entwicklung ist erst mit etwa 15 Jahren vollständig abgeschlossen.
Weibchen bringen etwa alle vier Jahre ein Junges zur Welt, von denen pro Weibchen statistisch betrachtet nur 4,6 das Erwachsenenalter erreichen. Die Kindersterblichkeit ist bei Gorillas sehr hoch. So erreichen beispielsweise von allen geborenen Weibchen nur 60 Prozent das fortpflanzungsfähige Alter. Bei Berggorillas sterben alleine ein Viertel aller Säuglinge bereits im ersten Lebensjahr. Krankheiten, zum Beispiel aufgrund kühler Witterung, Beutegreifer wie Leoparden oder ganz einfach Unerfahrenheit und Ungeschicklichkeit der Mütter sind die wesentlichen Gründe.
Auch wenn beispielsweise Orang-Utans viel erfolgreicher bei der Jungenaufzucht sind – bei den rothaarigen Menschenaffen sterben weniger als zehn Prozent im ersten Lebensjahr –, sollte dies nicht dazu verleiten, Gorillas als schlechte Eltern anzusehen. Wie alle Menschenaffen verfolgen sie die Strategie, wenige Jungen zur Welt zu bringen, sich aber intensiv um sie zu kümmern.
Die anatomischen Unterschiede zwischen den einzelnen Gorillaarten und -unterarten sind nicht gravierend und erstrecken sich im Wesentlichen auf die Größe und einige Merkmale des Kauapparates. Viel augenscheinlicher sind dafür Verhaltensweisen, die man nur bei manchen Unterarten findet. So fressen
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