Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
dieses Verhaltensmuster nicht. Die Nachahmung beispielsweise des mütterlichen Verhaltens wird allerdings auch dazu beitragen, dass junge Gorillas in der Natur schneller lernen, wie man mit den wehrhaften Pflanzen am besten umgeht.
Gorillas sind also keine dumpfen Schlägertypen aus dem Dschungel. Wie sehr dieses wenig schmeichelhafte Klischee unsere Vorstellung von den Menschenaffen aber immer noch prägt, beweist die neueste Version des Filmes »Planet der Affen« aus dem Jahr 2011. Ein besonders intelligenter Schim panse, von Menschen gentechnisch verändert und aufgezogen, landet in einem Heim für Menschenaffen, wo er letztendlich die große Affenrevolte anzettelt. In der Geschichte kommen zwar Gorillas vor. Sie sind aber lediglich die kraftstrotzenden und brüllenden Berserker der Affenhorde, die außer Lärm und Zerstörung nicht viel zuwege bringen. Die imposante Erscheinung eines Silberrückens und seine im Vergleich zum Menschen gigantische Muskelkraft beeindrucken unsere Wahrnehmung offenbar so sehr, dass sich das Bild vom gewalttätigen Urwaldungetüm in den vergangenen 100 Jahren kaum geändert hat. Scheinbar bleibt es für Menschen unvorstellbar, dass in einem derart kräftigen Körper ein im Grunde sanftes Gemüt steckt. Dabei bestätigen alle Verhaltensforscher, dass gerade Gorillas bei der Lösung von Problemen besonders ausdauernd und geduldig zu Werke gehen. Lediglich Orang-Utans können ihnen dabei das Wasser reichen. Schimpansen dagegen geraten viel eher in Rage und machen sich in einem Wutausbruch Luft.
Mittlerweile gewinnt unter Verhaltensforschern eine Sicht weise zunehmend Anhänger, die sie noch vor 15 Jahren weit von sich gewiesen hätten. Nicht nur Arten haben so etwas wie eine spezifische Persönlichkeit, sondern auch die Individuen selbst. Viele Beobachtungen und Experimente stützen diese für den Laien intuitiv richtig wirkende Annahme. In einem Versuch mit Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos wurden den Affen zwei Schälchen gezeigt. Darin befanden sich jeweils null bis sechs Rosinen. Die Tiere mussten nun auf die Schale zeigen, in der sich weniger Rosinen befanden, damit sie den größeren Haufen bekamen. Einige Tiere lernten das nie, andere – unabhängig von der Art – lösten das Rätsel schließlich und deuteten regelmäßig auf die Gefäße mit weniger Leckereien. Dieser Versuch birgt an fänglich für alle Affen ein enormes Frustrationspotenzial, denn schließlich sehen sie ja, was passiert. Obwohl sie auf die größere Menge Rosinen deuten, verschwindet die Belohnung. Auf diese Enttäuschung reagieren zum Beispiel Gorillas sehr unterschiedlich. Manche geraten regelrecht in Rage und trommeln wild gegen die Scheiben des Versuchsraumes. Andere lassen buchstäblich den Kopf hängen und seufzen tief. Wieder andere überspielen ihre Frustration, indem sie sich scheinbar hoch konzentriert mit den eigenen Haaren beschäftigen. Mit jedem neuerlichen Fehlschlag zeigte jedes Individuum das immer gleiche Verhalten. Ganz wie der Mensch kann auch ein Gorilla offensichtlich nicht aus seiner Haut. Er besitzt so etwas wie eine Persönlichkeit.
Ob Gorillas den Menschen bei einer Aufgabe ebenso lässig schlagen würden, wie das Schimpansen in einem Experiment des Japaners Tetsuro Matsuzawa geschafft haben, ist leider nicht bekannt. Der Versuch belegt aber, dass der Homo sapiens seinen nächsten Verwandten nicht in allen Leistungskategorien seines Gehirns überlegen ist. Der Biologe brachte einigen Schimpansen bei, die arabischen Ziffern von eins bis neun zu unterscheiden. Dann präsentierte er ihnen eine Abfolge dieser Ziffern auf einem Bildschirm. Dabei wurden die Ziffern immer nur sehr kurz eingeblendet. 650, 430 oder 210 Millisekunden lang. Zum Vergleich: Ein Lidschlag des menschlichen Auges dauert etwa 300 bis 400 Millisekunden. Danach wurden sie jeweils mit einem weißen Quadrat abgedeckt. Auf dem Bildschirm waren dann also an den Stellen, an denen zuvor je eine Ziffer aufgeleuchtet war, nur die weißen Flächen zu sehen. Jetzt mussten die Probanden die Quadrate möglichst schnell in der richtigen, also aufsteigenden Reihenfolge der Ziffern berühren.
Die Forscher präsentierten den Affen je eine Abfolge von vier bis neun Ziffern und verglichen die Leistungen der Schimpansen mit denen von Studenten. Besonders ein Männchen im Alter von sieben Jahren vollbrachte Erstaunliches. Mit einer Treffergenauigkeit von mehr als 80 Prozent konnte er sich sogar die richtige Reihenfolge
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