Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
Vom Netzwerk:
regen Algen, die nach ihrem Tod ebenfalls absinken, zu vermehrtem Wachstum an. In den Tiefen des Sees profitieren eben jene Bakterien, die Methan produzieren, von dem reichlichen Nahrungsangebot. Der Druck, den das Gas ausübt, steigt. Noch pressen die oberen Wasserschichten die Gasblasen wie ein Korken in einer Champagnerflasche mit ihrem Gewicht nach unten. Wie lange dieser natürliche Verschluss noch hält, weiß allerdings niemand.
    Deshalb soll das Gas abgebaut werden. Eine Pilotanlage im ruandischen Gisenyi pumpt bereits Wasser aus mehr als 300 Meter Tiefe nach oben und gewinnt Methan in einer Gasabscheidungsanlage, um damit über Generatoren Strom zu produzieren. Eine größere Anlage soll einmal mehrere Hundert Megawatt liefern, weit mehr als der Bedarf der gesamten Stadt Gisenyi. Sie soll damit auch die Menschen in Goma mit Strom versorgen.
    Wolken ganz anderer Art entsteigen dagegen regelmäßig dem Wasser des Kivusees. Von ferne sehen sie wie große Rauchschwaden aus, bestehen aber aus Myriaden kleiner Mücken. Vor allem sogenannte Büschelmücken verursachen dieses Phänomen des rauchenden Wassers an vielen großen afrikanischen Seen. Die Insekten benötigen einen Monat, um vom befruchteten Ei über das Larvenstadium zu flugfähigen Mücken zu werden. Diese finden sich dann in der Luft zur Paarung zusammen. Ihre Schwärme bilden Säulen von bis zu 30 Meter Höhe und können sich über 100 Meter weit über das Wasser erstrecken. So tanzen sie einen Tag lang über dem See und sterben, nachdem die Eier für eine neue Generation abgelegt worden sind. In manchen Gegenden Afrikas nutzen die Anrainer der Gewässer das Massenphänomen, um eine Delikatesse herzustellen. Sie fahren mit ihren Booten hinaus und fangen die Mücken mit großen Töpfen, zermalen sie und formen einen Teig aus den Insektenkörpern, der zu leicht salzig schmeckenden Küchlein gebacken wird. Diese Speise enthält vor allem Proteine.

XII
    A n einem grauen Vormittag tippt Robert in seinem Haus, das schon lange auch zu seinem Büro geworden ist, einen Lagebericht. Die karge Einrichtung seines Arbeitszimmers dämpft den Widerhall seiner klackernden Computertastatur kaum. Die bunten Fliesen, die den Boden bedecken, durchziehen lange Risse. Ein klappriger Stuhl und ein wackeliger Tisch sind neben einem abgeschabten Sessel das einzige Mobiliar. Links und rechts des Computers stapelt sich Papier. Alte Zeitungsberichte liegen auf wissenschaftlicher Literatur über Gorillas. Je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, desto faszinierender werden die Tiere – und alleine schon deshalb lohnen sich die Schutzbemühungen. Aber es sieht übel aus, dem Nationalpark droht die Vernichtung. Das Reservat wird buchstäblich verheizt. Im Süden des Parks, besonders an den Hängen des Nyamulagira-Vulkans, sind weite Gebiete schon abgeholzt. Beinahe alle versuchen, Profit aus dem Holz zu schlagen.
    Robert hatte eine Ausbildung für die Ranger organisiert, wobei die Kontakte seines Vaters sehr hilfreich gewesen waren. Vier Briten und ein Südafrikaner, alles ehemalige Elitesoldaten, hatten das Training geleitet. Zuerst hatten sie ein Lager bei Ishango am Nordufer des Edwardsees errichtet, in dem fünf große Zelte insgesamt 60 Mann beherbergen konn ten. Es gab eine Küche, eine Kantine, Waschräume und einen Unterrichtsraum. Nach sechs Wochen hatten alle 480 Ranger des Parks das Auswahlverfahren durchlaufen. Wer war der beste Schütze? Wer war motiviert, Neues zu lernen? Wer war körperlich fit und geistig aufnahmefähig? Das alles wollte mittels Sportübungen und Interviews bewertet sein.
    Alleine schon die Ranger aus allen Ecken des Nationalparks zu sammeln, mit Lkw und Bussen ans Ufer des Edward sees und mit einer zehn Tonnen schweren Piroge nach Ishango zu bringen, war ein logistisches Kunststück gewesen, auf das er stolz ist. Kein Fahrzeug wurde von Soldaten oder Rebellen überfallen. Niemand kam bei der An- oder Abreise zu Schaden. Sicher gehörte auch Glück dazu, aber Robert hatte eben gut organisiert und vertrauensvolle Fahrer mit halbwegs zuverlässigen Fahrzeugen ausgesucht. Zudem hatte er gemeinsam mit der Parkverwaltung das Motto für alle ausgegeben, dass Sicherheit das oberste Gebot sei. Wurde von einer Route bekannt, dass es Überfälle gab, dann musste derjenige, der auf ihr nach Ishango reisen wollte, eben warten.
    Die 50 Besten erhielten anschließend ein viermonatiges Spezialtraining. Eine feine Truppe – schlagkräftig und motiviert. Die

Weitere Kostenlose Bücher