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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Weibchen. Vielleicht lässt sich die eine oder andere Wankelmütige ja von der Gruppe fortlocken. Bei jedem dieser Versuche erhebt sich wildes Geschrei. Vor allem Rubiga und Nsekuye wachen aufmerksam darüber, dass der Fremde keine Chance erhält, sich mit einem der Gorillaweibchen anzufreunden. Sobald sie den Eindringling bemerken, schreiten sie mit heftigem Gezeter ein. Wer gerade in ihrer Nähe ist, leistet Hilfe. Schnell bezieht eine Affenbande Front gegen den Fremden. Noch bevor der Störenfried die ihm körperlich unterlegenen Gorillas einschüchtern oder gar handgreiflich werden kann, ist Kabirizi zur Stelle. Die Familie zieht sich daraufhin zurück und überlässt den beiden Kämpfern die Arena. Den Fremden entmutigt Kabirizi nie, seine Kraft zur Schau zu stellen. Er will kämpfen, und er will siegen. Bei jedem ihrer zahlreichen Duelle prallen die Kolosse mit ungeheurer Wucht aufeinander. Da sie annähernd gleich stark sind, ist ihre zerstörerische Gewalt nicht sofort als solche zu erkennen. Dabei könnte bereits ein gezielter Fausthieb einen menschlichen Schädel mit Leichtigkeit spalten. Die Gegner bearbeiten sich mit fürchterlichen Schlägen. Sie reißen ihre Mäuler weit auf und drohen mit gefährlich aufblitzenden Zähnen. Ihren erbitterten Kämpfen ist eine Grausamkeit zu eigen, die auch Bageni, Kayenga und Jeshi den Schrecken in die Glieder jagt. Keiner der Söhne wagt es, dem Vater zu helfen. Verstohlen riskieren sie höchstens Blicke auf die Duellanten und warten gebannt auf den Ausgang des Geschehens, der auch über ihr weiteres Leben entscheidet. Sollte der Fremde gewinnen, sind sie seinem Willen unterworfen. Duldet er sie, können sie ihr Dasein weiter unter ihren Verwandten fristen. Betrachtet er sie als Konkurrenten, wird er sie unbarmherzig vertreiben. Fügen sie sich nicht in ihr Schicksal, wird er sie töten.
    Wenn die beiden Kontrahenten erschöpft voneinander ablassen, kehrt noch lange keine Ruhe ein. Dann fassen die Weibchen wieder Mut, stürmen kreischend in Richtung des Fremden und versuchen, ihn endgültig zu vertreiben. Aber er ist zäh. Keine Niederlage, kein noch so ablehnendes Gebaren seiner potenziellen zukünftigen Haremsdamen zermürbt ihn. Unermüdlich folgt er dem Trupp. Beständig nähert er sich den Weibchen. Kühn stellt er sich Kabirizi zum Kampf.
    So vergehen die Tage mit Geschrei, Trommelwirbeln und dumpf dröhnenden Fausthieben. Immer verzweifelter rennen die Giganten des Waldes gegeneinander an. Die Schläge auf ihre schmerzenden Körper machen die Kontrahenten rasend. Jedes Gefecht lässt sie erschöpft, aber umso unversöhnlicher zurück. Die andauernden Kämpfe lassen der Bisswunde, die Kabirizi seinem Feind zugefügt hat, keine Zeit zur Heilung. Der scharfe, beißende Schmerz, der zunächst von ihr ausging, hat sich in ein quälendes Brennen verwandelt. Zu den Fliegen, die der Gorillakot wie immer in Scharen anzieht, gesellen sich neue Plagegeister – herbeigelockt von Blut und offenem Fleisch. Am Rand des tiefrot aus dem Fell schimmernden Streifens sammeln sich Insekten, die begierig nahrhafte Körpersäfte aus der Verletzung saugen. Die klaffende Lücke in der derben Haut bietet Bakterien ein willkommenes Einfallstor. Unaufhaltsam vermehren sie sich und dringen immer tiefer in das entzündete, verwesende Gewebe ein. Anfänglich nur ein lästig schmerzendes Ärgernis an seinem Bein, zermürbt dieses Etwas schleichend, aber unerbittlich den Körper des fremden Silberrückens. Das ist ein Feind, den er mit all seiner Kraft nicht zu fassen bekommt. Dieser Gegner wirft ihn nieder, ohne dass er sich mit einem Fausthieb oder Biss wehren könnte. Er kriecht durch sein Bein, jagt Fieber in den Körper und schwächt Kraft, Wahrnehmung und Scharfsinn. Was die plumpe, rohe Gewalt Kabirizis nicht vermochte, bringt nun dieser unsichtbare Widersacher zustande.
    Doch der Fremde stellt sich, ungeachtet seiner Schwäche, zum Kampf. Eine Alternative bietet sich ihm schon lange nicht mehr. Er wird mit Kabirizi kämpfen, bis er siegt oder stirbt, er wird die Gruppe verfolgen, so lange er kann, mögen ihn die Weibchen auch ablehnen.
    Selbst als ihn die Infektion seiner Wunde stark entkräftet hat, ein gelbliches Sekret an seinem Bein herabrinnt und ihn das Fieber kaum noch klar sehen lässt, folgt er dem Gorillaverband und stellt sich dem beneideten Familienoberhaupt. Kabirizi riecht den Tod. Janja roch so, als die Drahtschlinge in ihren Fuß schnitt. Kabirizi mag diesen Geruch

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