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Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott

Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott

Titel: Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osho
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Nun kann er weder sagen: »Und wenn du keine Füße hättest ...« noch »Und wenn der Wind nicht bläst ...« Also kehrte er sehr zornig zum Tempel zurück und sagte zu seinem Meister: »Diese Leute sind sehr seltsam. Sogar der Junge ist seltsam. «
    Der Meister antwortete: »Das habe ich dir doch gesagt, doch du hast es nicht verstanden.«
    Die Geschichte ist ganz genau dieselbe. Beide Geschichten weisen darauf hin, dass jeder Augenblick so frisch und neu ist, dass nichts Altes wiederholt werden kann. Dieser Zen-Junge hatte durch seinen Meister und dessen andauernden Dialog mit seinen Schülern verstanden, dass sich nichts wiederholen lässt, weil die Situation niemals dieselbe ist.
    Jeden Augenblick muss man also neu reagieren – aus dem eigenen Bewusstsein heraus, so wie ein Spiegel. Wenn du vor einem Spiegel stehst und in ihn hineinblickst, wirst du dein Gesicht darin sehen. Und wenn ein Affe hineinblickt, wird der Affe sein Gesicht darin sehen. Wenn ein Esel hinein blickt, wird der Esel sein Gesicht darin sehen. Der Spiegel ist ein reflektierendes Medium, er hat keine eigene Meinung. Man kann nicht sagen, dass der Spiegel widersprüchlich ist, dass er nicht konsistent ist: Manchmal zeigt er das Gesicht eines Menschen, manchmal einen Affen, manchmal einen Esel – was für ein Spiegel ist das? Er müsste doch konsistent sein. Zen ist nicht konsistent mit der Vergangenheit, sondern immer in vollständiger Übereinstimmung mit der Gegenwart. Seine Konsistenz ist ein vollkommen anderes Phänomen als alles andere, was es irgendwo in der Welt gibt. Es ist einzigartig.
    Philosophen sind konsistent, sie stimmen immer mit ihren vergangenen Aussagen überein. Wenn sie einmal etwas gesagt haben, dann werden sie ihr Leben lang mit diesen Aussagen übereinstimmen, doch solch eine Konsistenz ist tot. An dem Tag, an dem die Aussage zum ersten Mal gemacht wurde, starb sie.
    Doch der Philosoph wiederholt dieselbe Aussage immer wieder, obwohl die Situation sich ständig verändert.
    Zen besitzt keine Konsistenz innerhalb der Zeit, sondern eine Konsistenz mit der Existenz. Es beobachtet einfach die Existenz und das, was auftaucht. Es ist nichts künstlich Erfundenes. Als der Junge beim ersten Mal sagte: »Wohin der Wind mich führt«, war das seine Antwort in diesem Augenblick. Natürlich kann er sie beim nächsten Mal nicht wiederholen, denn der andere Junge muss mit einer fertigen Antwort gekommen sein, und fertige Antworten funktionieren nicht in der Welt des Zen.
    Auch wenn er nur ein Junge ist, so hat er doch in einer Zen-Atmosphäre gelebt und eines verstanden: Wiederhole dich niemals, denn die Existenz wiederholt sich auch nicht. Ihr werdet keine zwei identischen Menschen auf der ganzen Welt finden. Ihr werdet an einem Baum keine zwei identischen Blätter finden; ihr werdet keine zwei vollkommen identischen Rosen finden. Die Existenz wiederholt sich niemals. Sie erschafft immer ein Original; sie glaubt nicht an Kopien.
    Fertige Antworten funktionieren nicht in der Atmosphäre von Zen. Man kann von einem Zen -Meister also erwarten, dass er immer frisch und neu reagiert. Er ist immer jung und immer frisch, und er antwortet auf die jeweilige Situation. Er kümmert sich nicht um seine Erinnerung an vergangene Antworten. Er hat nichts mit ihnen zu tun. Er ist immer für die Gegenwart verfügbar, so wie ein Spiegel.
    Buson schrieb:
    Ich gehe,
    du bleibst –
    zwei Herbstzeiten.
    Was meint er mit diesem Haiku? Der Herbst ist wunder schön in Japan; daher taucht er in Haikus immer wieder auf. Er ist eine der schönsten Zeiten im ganzen Jahr. Buson ist ein Zen-Meister, erwacht, erleuchtet. Und wenn er sagt:
    »Ich gehe, ich gehe weg – du bleibst«, dann spricht er zum Herbst. Der Herbst geht, und es tut schon fast weh, dass der Herbst geht. Also sagt er zum Herbst: »Du bleibst. Ich werde gehen. Ich bin auch ein Herbst; so wie du wunderschön und strahlend bist, bin ich es auch. An deiner Stelle kann auch ich gehen, und du bleibst.«

    Das zeigt ein enormes Mitgefühl: »Warum gehst du, wenn ich doch bereit bin, an deiner Stelle zu gehen? Und die Menschen lieben dich, sie genießen dich. Sie tanzen, wenn der Herbst kommt.
    Zerstöre ihre Freude nicht. Wenn jemand gehen muss, dann bin ich bereit zu gehen.«
    Ich gehe,
    du bleibst-
    zwei Herbstzeiten.
    »Du bist ein Herbst, und auch ich bin ein Herbst. Du hast geblüht, und auch ich habe geblüht. Da gibt es also kein Problem, ich kann deinen Platz einnehmen. Du kannst

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