Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
«
Jener Mann kennt nur die Frage, ohne zu verstehen, was er damit fragt. Diese Frage kann man nicht stellen, man kann sie nur erfahren. Jener Mann scheint ein gewisses Wissen zu besitzen, er muss Schriften gelesen haben, in denen es beschrieben wird.
Wieder und immer wieder sagte Buddha:
»Dieser Augenblick ist alles.« Wenn man das Geheimnis dieses Augenblicks verstehen kann, hat man die gesamte Existenz verstanden, denn die Existenz befindet sich immer in der Gegenwart. Sie ist niemals in der Vergangenheit, niemals in der Zukunft. Die Vergangenheit ist deine Erinnerung; die Zukunft ist deine Vorstellung. Die Existenz bleibt immer in der Gegenwart. Sie hat keine Vergangenheit und keine Zukunft.
Wenn man also das Sosein versteht, die Gegenwart des gegenwärtigen Augenblicks, hat man alle Geheimnisse und alle Mysterien verstanden. Es gibt nichts, was darüber hinausginge.
Doch Impo stellt diese Frage als ein Gelehrter, nicht als ein Meditierender. Darum sagt Sekito: »Wie traurig! Wie traurig! Du kennst die richtige Frage, doch du hast die richtige Erfahrung noch nicht gemacht. Und ohne die Erfahrung ist die Frage bedeutungslos.
Hättest du die Erfahrung gemacht, hättest du die Frage nicht gestellt, sondern hättest dich einfach an meine Seite gesetzt und das Sosein erfahren. Es umgibt diesen Berg. Dieses Schweigen, diese unendliche Ruhe und Stille ... du hast sie gestört, indem du mit deiner Stange auf meinen Felsen geschlagen hast. Das war die einzige Störung in der Stille des Berges. Abgesehen davon war es vollkommen still. Und ich bin traurig um deinetwillen, weil du nur ein Mensch des Verstandes bist, weil du das Geheimnis des No-Mind nicht kennst.«
Der Verstand kann nichts über die Existenz wissen, er kann nur durch die Schriften, durch die Aussagen anderer etwas wissen. All sein Wissen ist geborgt. Er hat aber keine direkte Erfahrung, und nur direkte Erfahrung befreit. »Wie traurig ...« Darauf hatte Impo nichts zu sagen, er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er hatte nicht erwartet, dass dieser Mann sagen würde: »Wie traurig! Wie traurig! « Das ist doch keine Antwort auf seine Frage! Und nun ist er verlegen.
Impo wusste darauf nichts zu sagen, also ging er zurück zu
Ma Tzu und erzählte ihm die Geschichte. Darauf wies Ma Tzu
ihn an:
»Geh noch einmal hin, und wenn Sekito sagt: >Wie traurig<,
dann beginne zu weinen.«
Ma Tzu spielt ein Spiel, so wie Sekito ein Spiel spielt.
Zusammen versuchen sie, Impo den gegenwärtigen Augen blick bewusst zu machen. Nun sagt also Ma Tzu: »Du bist in Schwierigkeiten geraten. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass Sekitos Pfad sehr glatt ist. Jetzt weißt du es. Du bist sofort zurückgekommen. Nur eine Frage, und schon hattest du deine Stange vergessen! Jetzt geh noch einmal hin und stelle die gleiche Frage.« Das ist die Strategie von Ma Tzu. Er konfrontiert ihn noch einmal mit dem Problem. Er sagt zu ihm: »Geh und stelle dieselbe Frage, und wenn Sekito sagt: >Wie traurig<, dann beginne zu weinen.«
Also ging Impo erneut zu Sekito und fragte auf dieselbe
Weise:
»Was ist das Dharma hiervon?«
Da begann Sekito zu weinen.
Das war ein großartiger Schachzug von zwei Meistern, die nicht miteinander gesprochen hatten, die sich nicht kannten, die sich niemals getroffen hatten! Doch beide waren erleuchtet.
Dieser Mönch kann die Sprache der Erleuchtung nicht verstehen. Als Ma Tzu ihn mit einer Antwort zurückschickte, wusste er sehr wohl, dass Sekito nicht »Wie traurig! Wie traurig! «
wiederholen würde, denn kein Erleuchteter wiederholt sich jemals.
Er reagiert immer neu auf die neue Situation.
Nun, dies ist eine neue Situation. Beim ersten Mal kam Impo, ohne zu wissen, was er sagen würde; nun kommt er und weiß genau, was er sagen wird. Das hat die gesamte Situation vollkommen verändert. Dieser Mann kommt nun und kennt seine alte Reaktion. Doch die alte Reaktion passt nicht mehr. Und die Antwort von jemand anderem kann nicht die eigene Antwort sein.
Ma Tzu sagte zu ihm: »Geh noch einmal hin. Er wird wieder sagen: >Wie traurig! Wie traurig!. Dabei wusste er genau, dass er das nicht sagen würde! – »Und wenn er das sagt, dann beginne zu weinen.« Er gab ihm eine Antwort vor.
Doch eine Antwort, die von jemand anderem gegeben wird, nutzt nichts, denn ein Erleuchteter reagiert in jedem Augenblick neu und frisch. Als Sekito erneut gefragt wurde:
»Was ist das Dharma hiervon?«, begann er zu weinen.
Das bedeutet: »Das ist zu viel!
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