Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
auf diese Weise konnte er seine Freude zum Ausdruck bringen.
Es ist ein merk würdiges Phänomen, dass bestimmte chemische Substanzen, die euch intelligenter machen, die euer Gehirn anregen, im Bodhi-Baum in größerem Ausmaß enthalten sind als in jedem anderen Baum. Es ist also nicht einfach nur Zufall, dass der Baum, unter dem Gautama Buddha die Erleuchtung erlangte, bis heute danach benannt ist. Bodhi bedeutet Erleuchtung. Und wie die Wissenschaft festgestellt hat, besitzt dieser Baum mehr Intelligenz als jeder andere Baum auf der ganzen Welt. Er besitzt so viel von diesen chemischen Substanzen, dass er davon überfließt.
Als Manjushri, einer von Gautama Buddhas engsten Schülern, erleuchtet wurde, soll der Baum, unter dem er saß, ihn plötzlich mit Tausenden von Blüten überschüttet haben, obwohl es nicht die Blütezeit dieses Baumes war.
Das mögen alles nur Parabeln sein. Doch diese Parabeln weisen darauf hin, dass wir nicht von der Existenz getrennt sind, dass unsere Freude selbst von den Bäumen und den Felsen geteilt wird, dass unsere Erleuchtung ein Freudenfest für die gesamte Existenz bedeutet.
Meditation und nichts anderes erfüllt euer inneres Wesen, füllt das Vakuum, das zuvor durch eine große Lüge gefüllt gewesen war, durch Gott. Und viele Lügen haben sich um ihn herum gebildet.
Wenn ihr beim Negativen bleibt, werdet ihr früher oder später wahnsinnig werden, da ihr den Kontakt zur Existenz vollständig verloren habt, da ihr jeden Lebenssinn verloren habt, jede Möglichkeit, einen Sinn zu finden. Ihr habt zwar die Lügen aufgegeben, und das ist gut, doch das ist nicht genug, um die Wahrheit zu finden.
Lasst die Lügen los und unternehmt eine kleine Anstrengung, nach innen zu gehen, um die Wahrheit zu finden. Das ist die ganze Wissenschaft des Zen. Das ist der Grund, warum ich diese Vortragsreihe unter das Motto »Gott ist tot, und Zen ist nun die einzige lebendige Wahrheit« gestellt habe. Wenn Gott tot ist und ihr euch nicht der Erfahrung von Zen annähert, werdet ihr wahnsinnig werden. Eure geistige Gesundheit ist nun vollkommen von Zen abhängig, denn das ist der einzige Weg, um die Wahrheit zu finden. Dann seid ihr vollkommen mit der Existenz in Verbindung, und ihr seid nicht mehr länger Marionetten, ihr werdet zu Meistern.
Und ein Mensch, der um seine Verbindung, um seine tiefe Verbindung zur Existenz weiß, kann nicht gegen die Existenz handeln, kann nicht gegen das Leben handeln. Das ist schlichtweg unmöglich. Er kann anderen einfach nur so viel Segen, so viel Seligkeit, so viel Gnade schenken, wie sie empfangen können. Und seine Quellen sind unerschöpflich. Wenn man die unerschöpfliche Quelle des Lebens und der Ekstase gefunden hat, spielt es keine Rolle mehr, ob es einen Gott gibt oder nicht. Dann spielt es keine Rolle mehr, ob es einen Himmel oder eine Hölle gibt oder nicht.
Das alles spielt dann überhaupt keine Rolle mehr.
Deshalb sind religiöse Menschen oft verwirrt, wenn sie Schriften aus dem Zen lesen, denn dabei geht es nicht um Dinge, wie sie ihnen von Anfang an beigebracht wurden. Es geht um seltsame Dialoge, die nichts davon haben – keinen Platz für Gott, keinen Platz für das Paradies, keinen Platz für die Hölle. Zen ist eine wissenschaftliche Religion. Ihre Suche gründet nicht auf Glauben, ihre Suche gründet auf Erfahrung. So wie die Wissenschaft auf objektiven Experimenten basiert, so basiert Zen auf subjektiven Erfahrungen. Die eine Wissenschaft ist nach außen gerichtet, die andere nach innen.
Nietzsche hatte keine Vorstellung davon, wie man nach innen geht. Der Westen war der falsche Platz für einen Menschen wie Friedrich Nietzsche. Hätte er im Osten gelebt, wäre er ein großer Meister geworden, ein Mensch von vollkommener geistiger Gesundheit. Er hätte dieselbe Kategorie, dieselbe Ebene wie die Buddhas erreichen können.
Doch leider hat der Westen die Lektion bis heute nicht gelernt.
Er kümmert sich weiter nur um die äußeren Objekte. Ein Zehntel der dafür aufgewendeten Energie wäre schon genug, um die innere Wahrheit zu finden. Selbst ein Albert Einstein starb in tiefster Frustration. Seine Frustration war so groß, dass er kurz vor seinem Tod, als er gefragt wurde:
»Falls Sie wiedergeboren würden, was möchten Sie dann werden?«, antwortete: »Auf keinen Fall wieder ein Physiker. Lieber wäre ich ein Klempner.«
Der größte Physiker, den die Welt je gesehen hat, stirbt in solcher Frustration, dass er nichts mehr mit Physik
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