Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
besten Kleider an, seine besten Schuhe, bevor er in den Sarg gelegt wurde – die beste Krawatte, das Allerteuerste. Sie wollte ihm eine schöne Abschiedsveranstaltung geben, ein schönes Lebewohl. Er war so gut angezogen wie noch nie zuvor in seinem ganzen Leben.
Dann kamen die Freunde und Nachbarn. Und eine Frau meinte:
»Oje! Nun ist er so ausgehfein und wird doch nirgendwo mehr hingehen!« Das ist der Zustand, in dem jede negative Philosophie den Menschen hinterlässt: in Schale geworfen, ausgehfein, und er kann nirgendwo hingehen! Solch ein Zustand erzeugt Wahnsinn.
Es war kein Zufall, dass Friedrich Nietzsche wahnsinnig wurde, es war das Ergebnis seiner negativen Philosophie. Daher nenne ich diese Serie von Vorträgen: »Gott ist tot, und Zen ist nun die einzige lebendige Wahrheit.«
Ich stimme vollkommen mit Friedrich Nietzsche überein, was Gott betrifft, doch ich möchte seine Aussage vervollständigen, was er nicht tun konnte. Er war kein Erwachter, er war kein Erleuchteter.
Auch Gautama Buddha hatte keinen Gott, auch Mahavira hatte keinen Gott, doch sie wurden niemals wahnsinnig. Alle Zen-Meister und alle großen taoistischen Meister – Laotse, Chuang-Tse, Lieh-Tse – keiner von ihnen wurde verrückt, und sie alle hatten keinen Gott. Sie hatten keinen Himmel und keine Hölle. Worin besteht der Unterschied? Warum wurde Gautama Buddha nicht verrückt?
Und das gilt nicht nur für Gautama Buddha. In
zweitausendfünfhundert Jahren wurden Hunderte seiner Schüler erleuchtet, und sie sprechen niemals von einem Gott. Sie sagen nicht einmal, dass es keinen Gott gibt, weil es dazu keine Veranlassung gibt. Sie sind keine Atheisten. Auch ich bin kein Atheist, und ich bin auch kein Theist. Es gibt ganz einfach keinen Gott, also gibt es auch keine Frage von Atheismus oder Theismus.
Doch ich bin nicht wahnsinnig. Ihr seid meine Zeugen. Es erzeugt kein Vakuum in mir; im Gegenteil, dadurch, dass es keinen Gott gibt, habe ich die Würde eines freien Individuums erreicht –
frei, um zu einem Buddha zu werden. Das ist das letztendliche Ziel der Freiheit. Solange deine Freiheit nicht zum Erblühen deiner Bewusstheit führt und die Erfahrung der Freiheit dich nicht in die Ewigkeit führt, in die Wurzeln, in den Kosmos und in das Leben, wirst du wahnsinnig werden. Dein Leben wird sinnlos sein, ohne Bedeutung. Was immer du tust, es spielt keine Rolle.
Aus der Sicht der sogenannten Existentialisten, die alle Friedrich Nietzsche nachfolgen, der der Begründer war, ist die Existenz vollkommen ohne Intelligenz. Sie haben Gott weggenommen, also denken sie – und ihrer Logik erscheint das vollkommen richtig –, dass die Existenz ebenfalls tot ist, dass sie ohne Intelligenz ist, dass sie ohne Leben ist. Gott war das Leben, Gott war das Bewusstsein.
Gott war der letztendliche Sinn, das Salz eures Seins. Wenn Gott nicht mehr da ist, wird die gesamte Existenz seelenlos, wird das Leben lediglich zu einem Nebenprodukt der Materie. Wenn man stirbt, stirbt alles, und nichts bleibt übrig.
Dann gibt es keine Frage mehr von gut oder böse. Die Existenz ist vollkommen gleichgültig, sie kümmert sich nicht um euch. Gott pflegte sich um euch zu kümmern. Sobald Gott entfernt wird, beginnt eine große Entfremdung zwischen euch und der Existenz.
Es gibt keine Verbindung mehr, die Existenz kümmert sich nicht, kann sich nicht kümmern, weil sie nicht mehr bewusst ist. Es ist kein intelligentes Universum mehr, es ist nur noch tote Materie, so wie wir alle. Und das Leben, wie wir es kennen, ist nur ein Nebenprodukt.
Ein Nebenprodukt verschwindet sofort, wenn die Elemente, aus denen es entstanden ist, sich auflösen. Manche Religionen glauben zum Beispiel, dass der Mensch aus fünf Elementen besteht: Erde, Luft, Feuer, Wasser, Äther. Sobald diese fünf Elemente zusammentreffen, entsteht das Leben als Nebenprodukt. Wenn sich diese fünf Elemente im Tod wieder voneinander lösen, verschwindet das Leben.
Um es noch deutlicher zu machen ... Wenn man anfängt, das Fahrradfahren zu erlernen, fällt man am Anfang viele Male hin. Ich habe das Radfahren ebenfalls gelernt, doch ich bin beim Lernen nicht gefallen, weil ich die anderen Anfänger beobachtet habe und überlegt habe, warum sie fallen. Sie fallen, weil sie kein Vertrauen haben. Um sich auf zwei Rädern zu bewegen, braucht man sehr viel Gleichgewicht, und wenn man zögert ... das ist wie beim Gehen auf einem Seil. Wenn man nur einen Augenblick zögert, kann man sich auf diesen zwei
Weitere Kostenlose Bücher