Der Gott seiner Vaeter
bereits in die Annalen des Lagers eingetragen, und dabei blieb es. Wäre der Mörder erschienen, so würden die Leute in Nome sicher um die Wette gerannt sein, um der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen. Aber die Frage, wo Fortune la Pearle geblieben war, interessierte sie nicht mehr. In den Flußbetten und an den roten Ufern gab es Gold, und wenn das Meer wieder eisfrei wurde, wollten die Männer, deren Beutel jetzt wohlgefüllt waren, dorthin fahren, wo die Annehmlichkeiten des Lebens für einen lächerlich niedrigen Preis zu kaufen waren.
So half Fortune denn eines Nachts Uri Bram die Hunde vor den Schlitten zu schirren und alles festzuzurren, und dann folgten die beiden der winterlichen Schlittenspur südwärts übers Eis. Aber es ging nicht weit nach Süden, denn bei St. Michael bogen sie nach Osten ab landeinwärts, gingen über die Wasserscheide und erreichten den Yukon bei Anvik, viele hundert Meilen von seiner Mündung. Dann ging es immer weiter, nach Nordosten, bei Koyokuk, Tanana und Minook vorbei, bis sie den großen Bogen beim Fort Yukon hinter sich gelassen, den nördlichen Polarkreis überschritten und ihn noch einmal auf dem Wege nach Süden über Yukon Flats passiert hatten. Es war eine sehr ermüdende Reise, und Fortune würde sich gewundert haben, warum der andere sie machte, hätte Uri ihm nicht erklärt, daß er einige Claims und Arbeiter bei Eagle habe. Eagle lag direkt an der Grenze; ein paar Meilen weiter wehte die britische Flagge über den Baracken des Fort Cudahy. Dann kamen Dawson, Pelly, Five Fingers, Windy Arm, Caribou Crossing, Linderman, Chilcoot und Dyea.
An dem Morgen, als sie Eagle passiert hatten, waren sie früh auf den Beinen. Es war die letzte Nacht, die sie gemeinsam im Zelt verbracht hatten, und jetzt sollte jeder seines Weges gehen. Fortune war es sehr leicht ums Herz. Eine Verheißung von Frühling ruhte über dem Lande, und die Tage begannen länger zu werden. Der Weg führte jetzt auf kanadisches Gebiet hinüber. Die Freiheit war nahe, die Sonne wollte wiederkehren, und mit jedem Tag kam er der großen Welt draußen näher. Außerdem hatte er reichlich Bewegungsfreiheit und konnte sich die Zukunft wieder in strahlenden Purpurfarben malen. Beim Frühstück pfiff er und sang Bruchstücke fröhlicher Lieder, während Uri die Hunde anschirrte und seine Sachen packte. Als aber alles fertig war und Fortune schon der Boden unter den Füßen brannte, zog Uri einen Baumklotz ans Feuer und setzte sich.
»Hast du je vom ›Weg der toten Pferde‹ gehört?«
Er blickte sinnend auf, und Fortune schüttelte den Kopf, während er innerlich wütend über die Verzögerung war.
»Es geschieht zuweilen, daß man Leute unter Verhältnissen trifft, die man nie vergißt«, fuhr Uri fort, und er sprach leise und sehr langsam. »Ja, und unter solchen Verhältnissen traf ich einmal einen Mann auf dem ›Weg der toten Pferde‹. Im Jahre 1897 seine Ausrüstung über den weißen Paß zu schaffen gehörte zu den Dingen, die den Mut manches Mannes knickten; es hatte seinen Grund, daß sie dem Weg den Namen gaben. Die Pferde starben wie die Fliegen beim ersten Frost, und von Skaguay bis Bennett lagen sie haufenweise da und verwesten. Sie starben auf dem Felsen, sie wurden auf dem Gipfel vergiftet; sie fielen aus Nahrungsmangel bei den Seen; sie stürzten neben der Schlittenbahn, wenn es eine gab, oder sie gingen durch; im Fluß ertranken sie mit ihrer Last auf dem Rücken oder zerschmetterten an den Steinen; sie brachen sich die Beine in den Spalten, und den Rücken, wenn sie sich mit ihrer Last überschlugen; sie versanken im Morast oder erstickten im Schlamm, und die Eingeweide wurden ihnen in den Mooren von den Markpfählen, die aufrecht im Schlamm standen, zerrissen; die Leute schossen sie nieder, ließen sie sich zu Tode rackern, und wenn sie fertig waren, kehrten sie an den Strand zurück, um neue Pferde zu kaufen. Manche gaben sich nicht einmal die Mühe, sie zu erschießen, sondern rissen ihnen nur Sättel und Hufeisen ab und ließen sie liegen, wo sie niedergestürzt waren. Ihre Herzen wurden hart wie Stein – wenn sie nicht ganz den Mut verloren, sie wurden wie Tiere, diese Männer auf dem ›Weg der toten Pferde‹.
Dort war es, wo ich einen Mann mit einem Herzen und einer Geduld wie Christus fand. Und er spielte ehrliches Spiel. Wenn er sich zur Mittagszeit ausruhte, nahm er den Pferden ihre Last ab, so daß auch sie sich ausruhen konnten. Er bezahlte fünfzig Dollar für hundert
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