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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Regenmantel und mit Tragriemen – die Geister von zehntausend Vorfahren strafften ihr die Riemen, ließen sie die Lippen zusammenpressen und verliehen ihren Augen einen Ausdruck fester Entschlossenheit. Sie, Molly Travis, wollte diese Engländer beschämen; zahllose Schatten standen für die Überlegenheit ihrer gemeinsamen Rasse ein.
    Die Männer legten ihr kein Hindernis in den Weg. Einmal schlug Dick ihr vor, seinen Ölmantel zu nehmen, da ihr Regenmantel in einem solchen Sturm wie Papier war. Aber sie schnaufte nur verächtlich und betonte ihre Selbständigkeit mit einer solchen Stärke, daß er sich an seine Pfeife hielt, bis sie den Zelteingang von außen zugebunden hatte und sich auf der überschwemmten Schlittenspur vorwärts zu arbeiten begann.
    »Glaubst du, daß sie es fertigbringt?« Dick sprach in einem gleichmütigen Ton, der seinem Gesichtsausdruck entschieden widersprach.
    »Fertigbringt? Wenn sie den mächtigen Druck aushält, bis sie das Depot erreicht, wird ihr so kalt und elend zumute sein, daß sie ganz verrückt wird. Ob sie es fertigbringt? Ihr Verstand wird gelähmt sein. Du kennst es doch selbst – du hast dich doch bei Kap Hoorn gegen den Wind angearbeitet. Du weißt, was es heißt, beim schlimmsten Wetter oben auf einer Topsegelnock zu liegen, Regen und Schnee zu trotzen und mit dem gefrorenen Segel zu hantieren, bis man am liebsten loslassen und heulen möchte wie ein kleines Kind. Kleider? Sie wird ein Bündel Röcke nicht mehr von einer Probepfanne oder einem Teekessel unterscheiden können.«
    »Findest du es denn falsch, daß wir sie gehen ließen?«
    »Nicht die Bohne! So wahr mir Gott helfe, Dick – sie würde uns dieses Zelt ja für den Rest der Reise zur Hölle machen, hätten wir es nicht getan. Sie will eben ein bißchen zu hoch hinaus. Das wird sie jetzt ein bißchen ducken.«
    »Ja«, räumte Dick ein. »Molly ist zu ehrgeizig. Aber ein tüchtiges Mädel ist sie doch. Es ist blödsinnig von ihr, eine solche Reise zu machen, aber deshalb ist sie doch zehnmal mehr wert als diese Heb-mich-auf-und-trag-mich-Weiber. Sie ist von der Rasse, die dich und mich hervorgebracht hat, Tommy, und wir dürfen nicht zu hart über sie urteilen. Es gehören richtige Weiber dazu, um Männer in die Welt zu setzen. Man kann nicht Männlichkeit an den Brüsten eines Wesens einsaugen, dessen einziges Anrecht auf den Namen Weib in seinen Röcken besteht. Es gehört eine Katze, nicht eine Kuh dazu, einen Tiger großzuziehen.«
    »Und wenn sie unvernünftig sind, müssen wir uns also darein finden, was?«
    »Eben. Man kann sich leicht mit einem scharfen Messer den Finger abschneiden. Aber das ist doch kein Grund, die Schneide mit einer Handspake zu zerhacken.«
    »Na ja, da du es sagst, muß es ja wohl stimmen. Aber in bezug auf Weiber möchte ich doch um etwas weniger scharfe Kanten bitten.«
    »Was weißt du davon?« fragte Dick.
    »Ach, nicht gar so wenig!« Tommy streckte die Hand nach einem Paar von Mollys nassen Strümpfen aus und breitete sie über seinen Knien aus, damit sie trockneten.
    Dick musterte ihn mit einem ärgerlichen Blick, steckte dann die Hand in ihr Ränzel und setzte sich mit verschiedenen nassen Kleidungsstücken vor das Feuer, wo er sie gleichfalls in der Wärme ausbreitete.
    »Mir war übrigens, als sagtest du, du seiest nicht verheiratet gewesen?« bemerkte er.
    »So, sagte ich das? Nun, das war ich auch nicht – das heißt – doch, das war ich, weiß Gott! Und dazu noch mit einer so guten Frau, wie sie je einem Mann das Essen gekocht hat.«
    »Schob sie ab?« Dick machte eine Bewegung ins Weite, wie um die Unendlichkeit zu symbolisieren.
    »Ja. – Wochenbett«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
    Die Bohnen prasselten unter dem Deckel, und er schob den Topf an eine weniger heiße Stelle auf dem Herd. Dann untersuchte er das Brot, prüfte es mit einem Holzscheit und wickelte es in ein feuchtes Tuch. Dick bezwang seine Neugier, wie es unter Männern seines Schlages üblich war, und wartete schweigend.
    »Eine ganz andere Frau als Molly. Siwash.«
    Dick nickte verständnisvoll.
    »Nicht so stolz und eigensinnig, aber von der Art, die durch dick und dünn geht. Sie konnte ihre Paddel wie die besten schwingen und hungern, ohne zu klagen – wie Bob. Sie konnte nach vorn gehen, wenn der Steeven mehr unter als über Wasser war, und Segel bergen wie ein Mann. Wir waren einmal in der Gegend von Teslin, um Gold zu suchen, und kamen am Surprise Lake und Little Yellow-Head

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