Der Gott seiner Vaeter
verkennen. Die Chilcats waren mit Kind und Kegel, Hunden und Kanus gekommen, gar nicht zu reden von den Leuten aus Dog Ear, Little Salmons und den Missionen. Gut fünfhundert Menschen waren versammelt, um Tillys Hochzeit zu feiern, und auf Meilen gab es nicht einen weißen Mann.
Niemand nahm Notiz von mir, wie ich, Kopf und Gesicht unter der Decke verborgen, durch Scharen von Hunden und Kindern watete, bis ich in der vordersten Reihe stand. Die ganze Vorstellung fand auf einem weiten, freien Platz unter den Bäumen statt, wo große Feuer brannten. Die Erde war von den Mokassins fest wie Portland-Zement getrampelt. Dicht vor mir stand Tilly mit vielen Perlen und roten Tüchern geschmückt und neben ihr Häuptling George mit seinen ersten Würdenträgern. Dem Schamanen halfen die großen Medizinmänner der andern Stämme, und es lief mir kalt den Rücken hinunter, als ich die Teufelskünste sah, die sie machten. Ich ertappte mich über dem Wunsch, daß die Leute aus Liverpool mich sehen möchten, und ich dachte an die gelbhaarige Gussie, deren Bruder ich nach meiner ersten Seereise versohlt hatte – nur weil er nicht wollte, daß ein Seemann seiner Schwester den Hof machte. Und mit Gussies Bild vor meinem inneren Blick sah ich Tilly an. Eine komische Welt, dachte ich, wo ein Mann Wege wandert, von der seine Mutter sich nichts träumen ließ, als er an ihrer Brust lag.
Also schön. Als der Lärm seinen Höhepunkt erreicht hatte, die Walroßtrommeln dröhnten und die Priester sangen, sagte ich: ›Bist du bereit?‹ Wahrhaftig! Nicht ein Zucken, nicht ein Blick auf mich, nicht eine Muskelregung. ›Ich wußte es‹, antwortete sie so langsam und sicher wie ein rinnender Bach im Frühling. ›Wo?‹ – ›Auf dem hohen Hang am Rande des Eises‹, flüsterte ich zurück, ›lauf, wenn ich es sage.‹
Hab’ ich dir erzählt, daß eine unglaubliche Menge Eskimohunde da waren? Na ja, sie waren da – unglaublich viele! Hier und dort und überall waren sie – in Wirklichkeit nichts als gezähmte Wölfe. Wenn die Rasse sich zu verwässern beginnt, läßt man sie sich im Wald mit den wilden Wölfen paaren und sie kämpfen wie die Teufel. Gerade an der Zehenspitze meines Mokassins lag einer und bei der Ferse ein anderer. Ich packte den Schwanz des einen mit einem schnellen Griff und brach ihn zwischen meinen Händen. Und als er die Zähne zusammenschlug – wie er glaubte über meiner Hand – , packte ich den andern im Nacken und schmiß ihn ihm in den Rachen. ›Jetzt!‹ rief ich Tilly zu.
Du weißt, wie kampflustig sie sind. Im Nu befanden sich Hunderte von ihnen in einem wilden Gemenge, sie lagen über- und untereinander, Frauen und Kinder flüchteten nach allen Seiten, und das Lager war wie von Sinnen. Tilly war fortgeschlüpft, und ich folgte ihr. Als ich aber einen Blick auf den Schwarm zurückwarf, flüsterte der Teufel mir was ins Ohr. Ich warf die Decke ab und ging zurück.
Die Hunde waren jetzt auseinandergejagt, und es begann wieder Ruhe zu herrschen. Niemand war, wo er sein sollte, so daß keiner Tillys Verschwinden bemerkt hatte. ›Hallo!‹ sagte ich und ergriff Häuptling Georges Hand. ›Möge der Rauch deines Potlachs zum Himmel steigen, und mögen dir die Sticks zum Frühling viele Felle bringen.‹
Gott strafe mich, Dick, aber er war ganz begeistert, als er mich sah – jetzt, da er den Sieg errungen hatte und Hochzeit mit Tilly hielt. Hier hatte er eine Möglichkeit, sich mir gegenüber zu brüsten. Das Gerücht, daß ich ganz wild nach ihr war, hatte sich schon im Lager verbreitet, und meine Anwesenheit machte ihn sehr stolz. Alle erkannten mich, als sie mich ohne Decke sahen, und begannen zu kichern und zu grinsen. Es war großartig, und ich machte es noch schöner, indem ich den Dummen spielte.
›Was gibt es hier für ein Hallo?‹ fragte ich. ›Wer hält hier Hochzeit?‹
›Häuptling George‹, sagte der Schamane und verbeugte sich tief vor ihm.
›Ich glaubte, er hätte zwei Kloochs.‹
›Ihn nehmen mehr – drei‹, mit einer neuen Verbeugung.
›Oh!‹ Und ich wandte mich ab, als ob es mich nicht interessierte.
Aber das war nicht die Absicht, und alle begannen zu rufen: ›Killisnoo! Killisnoo!‹
›Killisnoo? Was heißt das?‹ fragte ich.
›Killisnoo, Häuptling Georges Klooch‹, schnatterten sie. ›Killisnoo, Klooch.‹
Ich sprang auf und sah den Häuptling George an. Er nickte und brüstete sich.
›Sie wird nie deine Klooch!‹ sagte ich feierlich. ›Nie deine
Weitere Kostenlose Bücher