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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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wie die Brandung gegen die Küste hämmert.
    Siwash, Dick, aber ein Weib. Weiß, Dick, weiß durch und durch. Kurz vor ihrem Ende sagte sie: ›Bewahr mein Federbett auf, Tommy, hörst du – bewahr es auf!‹ Dann schlug sie die schmerzerfüllten Augen auf. ›Ich bin dir eine gute Frau gewesen, Tommy – und deshalb sollst du mir versprechen – versprechen – ‹, es war, als könnte sie die Worte nicht herausbringen, ›daß du, wenn du heiratest, nur eine weiße Frau nimmst. Keine Siwash wieder, Tommy. Es gibt viele weiße Frauen nach Juneau zu. Die Deinen nennen dich den Squaw-Mann, Frauen deiner eigenen Rasse wenden sich auf der Straße von dir ab, und du gehst nicht wie die andern Männer in ihre Hütten. Warum? Deine Frau ist Siwash. Ist es nicht so? Und das ist nicht gut. Das ist es, weshalb ich sterbe. Versprich es mir. Küß mich zum Zeichen, daß du es mir versprichst.‹
    Ich küßte sie, und sie flüsterte, schon halb bewußtlos: ›Es ist gut.‹ Und zuletzt, als der Tod so nahe war, daß ich das Ohr an ihre Lippen legen mußte, sagte sie mit einer letzten Anstrengung: ›Denk an mein Federbett, Tommy.‹ Dann starb sie, im Wochenbett, auf der Chilcat Station.«
    Das Zelt legte sich auf die Seite und wurde vom Sturm fast zusammengepreßt. Dick stopfte sich wieder die Pfeife, während Tommy den Tee machte und ihn dann beiseite stellte, damit er bereit wäre, wenn Molly zurückkam.
    Und Molly mit den blitzenden Augen und dem Yankee-Blut? Geblendet, stolpernd, auf Händen und Knien kriechend, außerstande, in dem heftigen Sturm zu atmen, arbeitete sie sich heim zum Zelt. Auf dem Rücken trug sie ein großes Bündel, an dem der Wind mit aller Macht rüttelte und zerrte. Sie zupfte kraftlos an dem zusammengebundenen Zelteingang, aber Tommy und Dick waren es, die die Knoten für sie lösten. Dann nahm sie sich zu einer letzten Kraftanstrengung zusammen, taumelte herein und sank ermattet zu Boden.
    Tommy schnallte die Riemen auf und befreite sie von ihrem Gepäck. Als er es aufhob, erklang ein Klirren von Töpfen und Pfannen. Dick, der gerade dabei war, etwas Whisky aus einem Krug einzuschenken, ließ sich einen Augenblick Zeit, um Tommy zuzublinzeln. Tommy blinzelte wieder. Seine Lippen spitzten sich zu dem einen Wort »Kleider«, aber Dick schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Hören Sie, Kind«, sagte er, als sie den Whisky getrunken hatte und ein wenig zu sich gekommen war. »Hier ist etwas trockenes Zeug. Ziehen Sie es an. Wir müssen hinaus, um das Zelt mit einigen Extrapflöcken festzumachen. Wenn Sie fertig sind, rufen Sie uns, dann kommen wir zum Mittagessen. Sie brauchen nur zu rufen.«
    »Gott strafe mich, wenn ihr das nicht für diesmal die scharfen Kanten abgeschliffen hat«, flüsterte Tommy, als sie beide hinter das Zelt krochen.
    »Aber die scharfen Kanten sind ja gerade das Gute an ihr«, antwortete Dick, indem er sich duckte, um einer mächtigen Regensalve zu entgehen, die mit Wucht eine Ecke des Zeltes peitschte. »Die scharfen Kanten, die du und ich haben, Tommy, und die scharfen Kanten, die unsere Mütter vor uns hatten.«

Der Mann mit der Schmarre

    Jacob Kent hatte all seine Tage an Geiz gekrankt. Der hatte wieder ein chronisches Mißtrauen zur Folge, und dadurch war sein Charakter so boshaft geworden, daß es sehr unangenehm war, mit ihm zu tun zu haben. Er hatte auch eine Neigung zum Schlafwandeln und war sehr eigensinnig, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Von Haus aus war er Weber gewesen, bis das Klondike-Fieber ihn gepackt und vom Webstuhl gerissen hatte. Seine Hütte stand mittwegs zwischen der Handelsstation Sixty Mile und dem Stuart, und die Männer, die die Schlittenspur nach Dawson zu ziehen pflegten, verglichen ihn einem Raubritter, der in seiner festen Burg droben saß und Zoll von den Karawanen forderte, die seine schlechtgehaltenen Wege benutzten. Da es einige historische Voraussetzungen erforderte, sich diese Gestalt vorzustellen, waren die weniger gebildeten Wanderer vom Stuart geneigt, ihn auf eine noch primitivere Art und Weise zu beschreiben, bei der besonders viele kräftige Beiworte verwendet wurden.
    Diese Hütte war, nebenbei bemerkt, nicht seine eigene, sondern vor einigen Jahren von ein paar Leuten erbaut worden, die sich ihren Lebensunterhalt mit Goldgraben verdient hatten. Es waren außerordentlich gastfreie junge Leute gewesen, und als sie die Hütte verlassen hatten, pflegten immer noch Reisende, die den Weg kannten, bei Einbruch der

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