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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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sorgfältig, um seiner Sache sicher zu sein. Auf seiner anderen Seite berührte sein Gesicht ein Pelzkleid, das, wie er wußte, einen menschlichen Körper umschloß.
    Das mußte Sipsu sein. Er hätte sie gern sprechen hören, entschloß sich aber doch, einen Versuch zu wagen. Er konnte den Häuptling und den Hexendoktor laut miteinander reden hören, und in einem Winkel des Zeltes weinte ein hungriges Kind sich in Schlaf. Er drehte sich auf die Seite und hob vorsichtig den Kopf, aber so, daß er immer noch gerade das Pelzkleid berührte. Er lauschte auf den Atem. Es war der Atem eines Weibes, er wollte es wagen.
    Er drückte sich sanft, aber fest an sie und fühlte, wie sie bei der Berührung zusammenfuhr. Dann wartete er wieder, bis eine untersuchende Hand auf seinen Kopf glitt und auf seinen Locken ruhte. Im nächsten Augenblick wandte die Hand sein Gesicht sanft empor, und er sah in Sipsus Augen.
    Sie war vollkommen ruhig. Sie wechselte wie zufällig die Stellung und legte den Ellenbogen auf den Fellpacken, stützte sich darauf und breitete ihre Parka aus. So war er vollkommen versteckt. Und dann, immer noch, als wäre es der reine Zufall, beugte sie sich zu ihm hinüber, daß er zwischen ihrem Arm und ihrer Brust atmen konnte, und wenn sie jetzt den Kopf beugte, lag ihr Ohr gerade an seinen Lippen.
    »Wenn du kannst – so geh«, flüsterte er. »Geh weg vom Zelt und über den Schnee zu der Birkengruppe, die dort steht, wo der Bach eine Biegung macht. Dort wirst du meine Hunde und meinen Schlitten finden. Heute nacht werden wir zum Yukon ziehen, und da wir schnell reisen müssen, sollst du alle Hunde, die dir in die Nähe kommen, am Nacken packen und zum Schlitten schleppen, dorthin, wo der Bach eine Biegung macht.«
    Sipsu schüttelte abwehrend den Kopf, aber ihre Augen leuchteten vor Freude, sie war stolz, daß dieser Mann ihr so große Gunst erwies. Wie alle Frauen ihrer Rasse war sie dazu erzogen, dem Willen des Mannes zu gehorchen, und als Hitchcock sein »Geh!« wiederholte, tat er es gebieterisch, und, obwohl sie nicht antwortete, wußte er, daß sein Wille ihr Gesetz war.
    »Und kümmere dich nicht um Geschirr für die Hunde«, fügte er hinzu, indem er sich zum Gehen anschickte. »Ich warte, aber verliere keine Zeit. Der Tag verjagt stets die Nacht, und er zögert nicht nach dem Gutdünken der Menschen.«
    Eine halbe Stunde später, als er sich neben dem Schlitten die Füße vertrat und die Arme schwang, sah er sie kommen, einen widerstrebenden Hund an jeder Hand. Als sie sich näherte, wurden seine eigenen Hunde unruhig, aber er traktierte sie mit dem Peitschenstiel, bis sie ruhig wurden. Er hatte sich dem Lager gegen den Wind genähert und fürchtete am meisten, daß das Geräusch seine Anwesenheit verraten würde.
    »Seile sie an«, befahl er, als sie dem zweiten Hund das Geschirr angelegt hatte. »Ich will, daß meine Leithunde vorangehen.«
    Als sie es aber getan hatte, warfen sich die verdrängten Tiere über die fremden. Obwohl Hitchcock sich mit seinem Büchsenkolben dazwischenstürzte, gab es doch einen furchtbaren Spektakel, der über das schlafende Lager hallte.
    »Jetzt kriegen wir Hunde – und zwar reichlich«, sagte er barsch, indem er eine Axt vom Schlitten nahm. »Schirr an, was ich dir hinwerfe und schütze das Gespann.«
    Er trat einen Schritt vor und wartete zwischen zwei Kiefern. Die Hunde im Lager zerstörten die Ruhe der Nacht mit Heulen und Lärmen, und er war auf ihren Empfang vorbereitet, wenn sie kamen. Ein dunkler Fleck, der schnell größer wurde, nahm feste Form an auf der weißen Schneedecke mit ihren undeutlichen Konturen. Es war der Vorläufer des Koppels, der mit langen Sprüngen angesetzt kam, während er nach Wolfsart seinen Brüdern Befehle erteilte. Hitchcock stand im Schatten. Als der Hund vorbeisprang, streckte er die Arme aus, packte ihn mitten im Sprung an den Vorderbeinen und wirbelte ihn zu Boden. Dann versetzte er ihm einen wohlgezielten Schlag hinter das Ohr und warf ihn Sipsu zu. Und während sie dem Hunde schnell das Geschirr anlegte, bewachte er mit der Axt die Passage zwischen den Bäumen, bis ein zottiger Strom von weißen Zähnen und funkelnden Augen in Reichweite vorbeischoß. Sipsu arbeitete schnell. Als sie fertig war, sprang er vor, griff und betäubte noch einen und warf ihn ihr hinüber. Das wiederholte er noch dreimal, und als der Schlitten endlich mit einem Gespann von zehn knurrenden Hunden dastand, rief er: »Genug!«
    Aber in diesem

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