Der Gott seiner Vaeter
Ritterlichkeit und Warmblütigkeit, und sein Temperament war von der Art, daß die geschäftsmäßige Seite des Lebens ihm oft sinnlos erschien und im Widerspruch mit seinem tiefen Fühlen stand. Und deshalb saß er schweigend mit gebeugtem Haupte da, und eine organische Kraft, größer als sein Ich und ebenso groß wie seine Rasse, kämpfte in ihm. Wertz und Hawes warfen von Zeit zu Zeit Blicke auf ihn, mit einer schwachen, aber ganz unverkennbaren Furchtsamkeit in ihrer Haltung ihm gegenüber. Hitchcock war stark, er hatte ihnen in ihrem gefährlichen Dasein oft bewiesen, wie stark er war. Und deshalb erwarteten sie mit entschiedener Furcht und Neugier, was er tun würde, wenn er sich berufen fühlte, einzuschreiten. Aber das Schweigen wurde lang, und das Feuer wollte ausgehen, als Wertz sich reckte, gähnte und sagte, daß er zu Bett zu gehen gedenke. Da erhob sich Hitchcock in seiner vollen Größe.
»Möge Gott eure Seelen in die tiefste Hölle verdammen, ihr kleinherzigen Feiglinge! Ich bin fertig mit euch!« Er sagte es sehr ruhig, aber seine Stärke sprach aus jeder Silbe, und jede Betonung verkündete sein Zielbewußtsein. »Kommt her«, fuhr er fort, »laßt uns teilen – wie es euch am besten paßt. Mir gehört ein Viertel der Claims; das zeigen unsere Kontrakte. Es sind fünfundzwanzig oder dreißig Unzen aus den Probepfannen im Sack. Holt die Waage. Das wollen wir gleich teilen. Und du, Sigmund, wieg mein Viertel vom Proviant ab und leg es beiseite. Vier von den Hunden gehören mir, und ich will noch vier dazu haben. Für die Hunde überlasse ich euch meinen Teil der Ausrüstung und der Goldgräberwerkzeuge. Und obendrein will ich euch meine sechs oder sieben Unzen und meinen Reserverevolver mit aller Munition lassen, was sagt ihr dazu?«
Die drei Männer traten beiseite und besprachen sich. Als sie wiederkamen, trat Sigmund als ihr Wortführer auf. »Wir wollen redlich mit dir teilen, Hitchcock. Du sollst dein Viertel von allem haben, weder mehr noch weniger, und du kannst es nehmen oder lassen. Aber wir brauchen die Hunde ebensogut wie du, und du kannst vier haben und keinen mehr. Wenn du deinen Teil von den Werkzeugen nicht mitnehmen willst, so ist es deine eigene Sache. Wenn du sie haben willst, kannst du sie nehmen, wenn nicht, so laß es bleiben.«
»Nach dem Buchstaben des Gesetzes«, spottete Hitchcock. »Aber nur los. Mir ist es recht. Und beeilt euch. Ich kann nicht schnell genug von diesem Lager und dem Gewürm, das darin lebt, wegkommen.«
Die Teilung wurde ohne weitere Bemerkungen vorgenommen. Er band seinen spärlichen Besitz auf einen der Schlitten, nahm seine vier Hunde und schirrte sie an. Von dem Werkzeug rührte er nichts an, dagegen warf er ein Dutzend Hundegeschirre auf den Schlitten, wobei er seine Kameraden herausfordernd ansah, wie um zu sagen, daß sie ja Einwände erheben könnten, wenn sie es wagten. Aber sie zuckten die Achseln, und bald sahen sie ihn im Wald verschwinden.
Ein Mann kroch bäuchlings durch den Schnee. Zu allen Seiten erhoben sich die Elchhautzelte im Lager. Hin und wieder heulte ein elender Hund oder knurrte boshaft seinen Nachbarn an. Einmal näherte sich einer von ihnen dem kriechenden Mann, aber der Mann blieb unbeweglich liegen. Der Hund kam näher und schnüffelte, er kam noch näher und schnüffelte wieder und dann noch etwas näher, bis seine Schnauze den seltsamen Gegenstand berührte, der nicht dagewesen war, als es dunkel wurde. Da erhob sich Hitchcock – denn es war Hitchcock – plötzlich und griff mit seiner unbehandschuhten Hand nach der zottigen Kehle des Hundes. Und dieser Griff war der Tod für den Hund, und als der Mann weiterging, lag er mit gebrochenem Genick unter den Sternen.
Auf diese Weise erreichte Hitchcock das Zelt des Häuptlings. Er lag lange draußen im Schnee, auf die Stimmen der Bewohner lauschend, und versuchte herauszubekommen, wo Sipsu war. Es befanden sich offenbar viele Menschen im Zelt, und nach ihren Stimmen zu urteilen, waren sie sehr erregt.
Schließlich hörte er die Stimme des jungen Mädchens, und er kroch dem Geräusch nach, bis nur noch die Elchhaut sich zwischen ihnen befand. Da grub er sich in den Schnee hinein und arbeitete sich langsam mit Kopf und Schultern ins Zelt. Als ihm die warme Luft drinnen entgegenschlug, wartete er, und so blieb er liegen, die Beine und den größten Teil des Körpers außerhalb des Zeltes. Auf seiner einen Seite lag ein Packen Felle. Er konnte es riechen, befühlte sie aber
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