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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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zurück.
    »Was sagen du, Wolfszahn? Wenn ihn starker Mann und einregistrierten Papier, sollen wir dann seine Frau werden? Was sagen du?«
    Wolfszahn spitzte die Ohren und knurrte Harrington an.
    »Es ist sehr kalt«, fügte sie plötzlich mit echt weiblichem Mangel an Logik hinzu, sprang auf und ordnete ihr Gespann.
    Ihr Bewerber sah sie mit ungestörter Ruhe an. Seit sie sich das erstemal getroffen, hatte sie ihn alles erraten lassen, und er hatte sich Geduld angewöhnt.
    »He! Wolfszahn!« rief sie, indem sie auf den Schlitten sprang, als er sich in Bewegung setzte. »Ai! Ya! Mush!«
    Harrington warf ihr einen verstohlenen Blick nach, wie sie schnell auf der Schlittenbahn nach Forty Mile fuhr. An der Stelle, wo der Weg nach Fort Cudahy auf der andern Seite des Flusses abbog, hielt sie die Hunde an und wandte sich um.
    »Oh! Herr Faulpelz!« rief sie zurück. »Wolfszahn, ihn sagen ja – wenn Sie Sieger werden!«

    Aber wie es stets in solchen Fällen geht, sickerte es durch, und ganz Forty Mile, das bisher davon in Anspruch genommen gewesen, welchen von ihren beiden letzten Bewerbern Joy Molineau nehmen würde, begann jetzt zu wetten und zu raten, wer von ihnen in dem bevorstehenden Wettlauf den Sieg davontragen würde. Das Lager teilte sich in zwei Parteien, deren jede die größten Anstrengungen machte, um ihrem Helden den Sieg zu sichern. Man riß sich um die besten Hunde, die es im Lande gab, denn Hunde, und zwar gute Hunde, bedingten mehr als alles andere den Sieg. Und der Sieg bedeutete ungeheuer viel für den Sieger. Außer daß er ihm eine Frau verschaffte, derengleichen es auf Erden nicht gab, war er gleichbedeutend mit einer Goldmine im Werte von mindestens einer Million.
    In dem Herbst, als die Nachricht von McCormacks Entdeckung von Bonanza kam, waren alle Bewohner der unteren Landesteile, darunter auch von Circle City und Forty Mile, nach dem Yukon aufgebrochen, jedenfalls alle mit Ausnahme derer, die wie Jack Harrington und Louis Savoy auf der Goldsuche nach Westen zogen. Markierungspfähle wurden haufenweise eingerammt, sowohl auf Elchweiden wie an Bächen und zufällig auch an dem Bach, der von allen die geringste Möglichkeit zu bieten schien, dem Eldorado. Olaf Nelson belegte fünfhundert Fuß an ihm, machte, wie es sich gehört, einen Anschlag und verschwand hierauf pflichtschuldigst. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das nächste Einregistrierungsbureau in der Polizeikaserne von Fort Cudahy, gerade gegenüber Forty Mile am Flusse. Als aber das Gerücht durchsickerte, daß der Eldorado-Creek eine Schatzkammer sei, machte man schnell die Entdeckung, daß Olaf Nelson es unterlassen hatte, den Yukon hinabzureisen, um seinen Besitz einregistrieren zu lassen. Die Leute sahen mit gierigen Augen auf den herrenlosen Claim, wo, wie sie wußten, Tausende von Dollars auf Schaufeln und Pfannen warteten. Und doch wagten sie nichts zu unternehmen, denn das Gesetz sagte, daß sechzig Tage zwischen dem Einrammen der Pfähle und dem Einregistrieren vergehen dürften, und unterdessen war ein Claim völlig unantastbar. Das ganze Land wußte von Olaf Nelsons Verschwinden, und Dutzende von Männern trafen ihre Vorbereitungen, um sich in den Besitz des Claims zu setzen und an dem darauffolgenden Wettlauf nach Fort Cudahy teilzunehmen.
    In Forty Mile aber gab es nicht viel Konkurrenz. Da die ganze Stadt alle Kräfte dafür einsetzte, entweder Jack Harrington oder Louis Savoy auszurüsten, war keiner töricht genug, sich allein und auf eigne Faust an dem Wettlauf zu beteiligen. Es war eine Strecke von hundert Meilen bis zum Einregistrierungsbureau, und die Bestimmung lautete, daß die beiden Favoriten je vier Gespanne unterwegs vorfinden sollten. Das letzte Stück war natürlich das entscheidende, und so strengten sich denn die Leute an, ihren Schützlingen für diese letzten fünfundzwanzig Meilen die stärksten Tiere zu verschaffen. So heftig entbrannte der Streit zwischen den Parteien, und so hoch boten sie, daß Hunde mit höheren Preisen bezahlt wurden als je zuvor in der Geschichte des Landes. Und dieser Kampf um die Hunde sollte mehr als alles andere die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Joy Molineau lenken. Denn nicht allein, daß sie schuld an allem war, sie besaß auch das beste Schlittengespann von Chilcoot bis zur Beringsee. Es gab keinen Leithund, der mit Wolfszahn verglichen werden konnte. Der Mann, der ihn auf dem letzten Stück Weges in seinem Gespann hatte, mußte notgedrungen den Sieg davontragen.

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