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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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entschwundenen Tagen getan.
    Ein Polizist im Bärenfell trat, die Uhr in der Hand, in die erste Reihe. Männer stürzten zwischen die Hunde und scheuchten sie auf, ordneten das Geschirr und machten die Schlitten fahrtbereit. Wer den Wettlauf mitmachen wollte, trat auf den Claim und griff nach Pfahl und Anschlag. Sie hatten so oft die Grenzen des Claims untersucht, daß sie ihnen jetzt blind folgen konnten. Der Polizist hob die Hand. Sie warfen die überflüssigen Pelze und Decken fort, schnallten sich zum letztenmal die Gurte fester und standen bereit.
    »Fertig!«
    Von sechzig Paar Händen flogen die Fäustlinge, und ebenso viele Mokassins traten hart in den Schnee.
    »Los!«
    Sie schossen nach allen vier Seiten über das breite Grundstück und rammten die Pfähle an allen Ecken und Enden ein. Dann stürzten sie zu den Schlitten in dem gefrorenen Bachbett. Es herrschte eine vollkommene Anarchie von Lärm und Bewegung. Schlitten stießen zusammen, und die Gespannhunde gingen mit gesträubten Mähnen und aus voller Kehle bellend aufeinander los. Das schmale Bachbett war ganz von der kämpfenden Masse verstopft. Schnüre und Schäfte von Hundepeitschen fielen auf Menschen und Tiere nieder. Und um das Durcheinander noch größer zu machen, hatte jeder Teilnehmer am Wettlauf eine Schar Kameraden, die sich mit aller Macht bemühten, ihn aus dem furchtbaren Chaos herauszuholen. Aber einer nach dem andern, unter Aufbietung großer physischer Kraft, schlüpften die Schlitten heraus und verschwanden schnell in der Dunkelheit des vorspringenden Landes.
    Jack Harrington, der dieses furchtbare Gedränge vorausgesehen hatte, wartete an seinem Schlitten, bis etwas Ordnung herrschte. Louis Savoy, der wußte, daß sein Nebenbuhler vom Hundefahren mehr verstand als er, folgte getreulich seinem Beispiel und wartete ebenfalls. Der lärmende Aufzug befand sich schon außer Hörweite, als sie auf der Schlittenfährte abfuhren, und erst als sie an zehn Meilen nach Bonanza zu gefahren waren, holten sie ihn ein – eine lange Reihe, einer dicht hinter dem andern. Der Lärm war nicht groß und die Möglichkeit, zu diesem Zeitpunkt vorbeizukommen, sehr gering. Die Schlitten maßen sechzehn Zoll von Kufe zu Kufe, und die Schlittenfährte achtzehn Zoll. Sie war aber durch den starken Verkehr einen guten Fuß tief eingepreßt und wie ein Rinnstein. Zu beiden Seiten lagen wie ein Teppich die weichen Schneekristalle. Geriet man bei dem Versuch, die andern zu überholen, hier hinein, so mußten die Hunde bis zum Bauch einsinken und konnten nur wie die Schnecken weiterkommen. Folglich lagen die Männer flach auf den hüpfenden Schlitten und warteten auf eine Gelegenheit. Während der fünfzehn Meilen am Bonanza und Klondike entlang bis Dawson, wo sie auf den Yukon hinaus mußten, und die ersten Wechselgespanne warteten, erfolgte keine Veränderung. Und hier hatten Harrington und Savoy, die entschlossen waren, ihr erstes Gespann, wenn nötig, zu Tode zu jagen, ihr frisches Gespann ein paar Meilen weiterhin warten lassen als die andern. In der Verwirrung, die entstand, als die Schlitten gewechselt werden sollten, überholten sie gut die Hälfte der andern. Es waren vielleicht noch dreißig Mann, die auf die breite Kruste des Yukons kamen. Und jetzt ging es ums Leben.
    Als der Fluß im Herbst zugefroren war, war etwa eine Meile offenes Wasser zwischen zwei mächtigen Schraubungen stehengeblieben. Die Strömung war stark, so daß sich erst vor kurzem eine Eiskruste darauf gebildet hatte, die jetzt so eben, hart und glatt wie ein Tanzboden war. Im selben Augenblick, als sie auf das blanke Eis kamen, erhob Harrington sich auf die Knie, klammerte sich mit der einen Hand an seinen unruhigen Sitz, peitschte wie ein Rasender auf die Hunde los und ließ die kräftigsten Flüche auf sie herabregnen. Die beiden Gespanne schossen über die blanke Fläche dahin und strengten sich beide aufs äußerste an. Aber es gab nur wenige Männer im Nordland, die soviel aus ihren Hunden herausholen konnten wie Jack Harrington. Er bekam gleich einen kleinen Vorsprung, und Louis Savoy machte verzweifelte Anstrengungen, um nicht zurückzubleiben. So blieb sein Leithund immer dicht am Hinterende vom Schlitten seines Nebenbuhlers.
    Mitten auf dem glatten Stück kamen ihre Wechselgespanne in voller Fahrt vom Ufer heran. Aber Harrington verminderte seine Schnelligkeit nicht. Er paßte genau auf, und als der neue Schlitten sich neben ihn schwang, sprang er mit einem lauten Ruf

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