Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
Vom Netzwerk:
gewinnenden Persönlichkeit beuge. Joy nickte beruhigend. Da verstummte aller Lärm, und die Leute gingen keine Wetten mehr ein.
    Heftig schleudernd und mit Sprüngen wie Segeljollen vor dem Wind, kamen die Schlitten mit rasender Schnelligkeit auf sie zu. Obwohl sein Leithund sich ganz dicht hinter Harringtons Schlitten hielt, hatte Louis Savoys Gesicht einen hoffnungslosen Ausdruck angenommen. Harringtons Lippen waren zusammengebissen, und er sah weder nach rechts noch nach links. Seine Hunde sprangen dahin, mit vollkommen rhythmischen Bewegungen, sicher auf den Füßen und tief auf der Schlittenspur; Wolfszahn, der mit gebeugtem Kopf, ohne etwas zu sehen und mit einem leisen Winseln lief, war ein strahlender Anführer des übrigen Gespanns.
    Forty Mile stand atemlos da. Nicht ein Laut war zu hören, außer dem Knirschen der Kufen und dem Knallen der Peitschen. Da tönte Joy Molineaus klare Stimme durch die Stille.
    »Ai! Ya! Wolfszahn! Wolfszahn!«
    Wolfszahn hörte, bog plötzlich von der Schlittenspur ab und eilte auf seine Herrin zu. Das Gespann folgte ihm auf den Fersen, und der Schlitten balancierte einen Augenblick auf einer Kufe. Harrington fiel kopfüber in den Schnee. Savoy schoß wie der Blitz vorbei. Harrington kam wieder auf die Füße und sah ihm nach, wie er nach dem Bureau des Goldregistrators über den Fluß setzte. Er mußte hören, was gesagt wurde.
    »Ach, ihn machen es wirklich gut«, erklärte Joy Molineau dem Leutnant. »Ihn – was wir nennen – ihn spurten. Ja, ihn spurten – sehr gut!«

Am Ende des Regenbogens

    Es hatte zwei Gründe, daß Montana Kid sich von seinem Sattel und seinen mexikanischen Sporen trennte und den Staub der Idahoranch von seinen Füßen schüttelte. Erstens hatte eine ruhige, ernste und streng moralische Zivilisation die Verhältnisse verdorben, die seit Urzeiten auf den Viehranchen des Westens geherrscht hatten, und eine verfeinerte Gesellschaft sah ihn und seinesgleichen mit offener Mißbilligung an. Zweitens hatte sich die Rasse in einem ihrer zyklopischen Augenblicke erhoben und ihre Grenzen ein paar tausend Meilen weiter gesteckt. So machte die reifgewordene Gesellschaft mit unbewußtem Vorausschauen ihren heranwachsenden Mitgliedern Platz. Es ist richtig, daß das neue Territorium im großen ganzen unfruchtbar war; aber seine Hunderttausende hartgefrorener Quadratmeilen schenkten jedenfalls denen, die sonst aus Luftmangel in der Heimat erstickt wären, Ellbogenfreiheit.
    Montana Kid war einer von ihnen. Er war an die Küste geeilt mit einer Hast, deren Erklärung möglicherweise war, daß mehrere Gerichtsvollzieher hinter ihm her waren, und er war mit mehr Mut als Geld ausgestattet. Es glückte ihm, mit einem Schiff einen Hafen am Puget Sound zu verlassen und all das Elend zu überstehen, das eine notwendige Folge von Zwischendeckseekrankheit und Zwischendeckproviant war. Er war ziemlich gelb und mitgenommen, als er an einem Frühlingstag am Ufer von Dyea an Land gesetzt wurde. Die Preise von Hunden, Proviant und Ausrüstung sowie die Zölle, die zwei kollidierende Regierungen verlangten, brachten ihm schnell das Verständnis bei, daß das Nordland alles andere eher als ein Mekka des armen Mannes war. Deshalb begann er sich denn auch nach schneller Ernte umzusehen. Zwischen dem Ufer und den Pässen verstreut, gab es viele Tausende begeisterter Pilger, und an die Pilger machte Montana Kid sich heran.
    Zuerst errichtete er in einem Schuppen aus Kiefernbrettern eine Pharaobank, aber die Notwendigkeit zwang ihn, dem Dasein eines Mannes ein Ende zu machen und gleichzeitig die Schlittenbahn weiter hinabzuziehen. Dann machte er einen Corner in Hufnägeln, die bald ebensogut wie bares Geld waren, da sie zu einem Kurs von vier Stück für einen Dollar umgesetzt wurden, aber ganz unerwartet erschienen hundert Tonnen Nägel auf dem Markt und zwangen ihn, seinen Vorrat mit Verlust abzusetzen. Hierauf ließ er sich in Sheep Camp nieder, organisierte die berufsmäßigen Lastträger und schraubte an einem einzigen Tag die Fracht um zehn Cent in die Höhe. Als Ausdruck ihrer Dankbarkeit erschienen die Lastträger getreulich an seinen Pharao- und Roulettetischen, wo er ihnen ihren Verdienst in aller Gemütlichkeit wieder abnahm. Aber sein Geschäftstalent war allzu bösartig, als daß man es sich lange gefallen ließ, und so überfielen sie ihn eines Nachts, brannten seine Bude nieder, teilten die Bank unter sich und schickten ihn mit leeren Taschen wieder die Schlittenbahn

Weitere Kostenlose Bücher