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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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hinüber und trieb seine frischen Hunde an. Der andere Fahrer ließ sich vom Schlitten fallen, wie es traf. Savoy tat mit seinem Wechselgespann dasselbe, und die verlassenen Gespanne, die nach rechts und links abschwenkten, stießen mit den andern zusammen und richteten eine wilde Verwirrung unter ihnen an. Harrington bestimmte das Tempo, und Savoy hielt sich dicht hinter ihm. Auf dem letzten Stück blanken Eises holten sie den führenden Schlitten ein. Als sie auf die schmale Schlittenbahn zwischen den weichen Schneehängen sausten, führten sie das Rennen, und Dawson, das sie im Schein des Nordlichts beobachtete, schwur, daß sie es verflucht gut gemacht hätten.
    Bei sechzig Grad Kälte kann der Mensch nicht lange ohne Feuer oder kräftige Bewegung leben, weshalb Harrington und Savoy denn auch den alten Brauch befolgten und »fuhren und liefen«. Die Leine in der Hand sprangen sie vom Schlitten und liefen hinterher, bis das Blut wieder seinen normalen Kreislauf durch die Adern begann und die Kälte vertrieb, worauf sie wieder auf die Schlitten sprangen, bis die Wärme wieder entwich. Und so legten sie laufend und fahrend die Strecke zwischen dem zweiten und dritten Wechselgespann zurück. Ein paarmal spornte Savoy seine Hunde auf dem glatten Eis zu einem kräftigen Spurt an, ohne daß es ihm jedoch gelang, an Harrington vorbeizukommen. – Hinter ihnen kamen, über eine Strecke von fünf Meilen verteilt, die übrigen Wettläufer, die sie vergebens einzuholen versuchten, denn Louis Savoy war der einzige, der die Ehre genoß, das mörderische Tempo Jack Harringtons aushalten zu können.
    Als sie die Station, die fünfundsiebzig Meilen vom Claim entfernt lag, erreichten, fuhr Lon McFane neben sie. Harrington erblickte Wolfszahn, der das Gespann anführte, und nun wußte er, daß er den Sieg errungen hatte. Kein Gespann im Norden konnte ihn auf den letzten fünfundzwanzig Meilen überholen. Als Savoy Wolfszahn an der Spitze des Gespanns seines Nebenbuhlers sah, wußte er, daß das Spiel verloren war, und er fluchte leise so, wie Männer meistens Frauen verfluchen. Aber er folgte immer noch der rauchenden Spur des andern und hoffte, daß der Zufall ihm irgendwie zu Hilfe kommen würde. Und so jagten sie dahin, während der Tag im Südosten anbrach, und wunderten sich in Freude und Kummer über das, was Joy Molineau getan hatte.
    In Forty Mile war man zeitig aus den Schlafdecken gekrochen und hatte sich an der Schlittenbahn gesammelt. Von hier aus konnte man den oberen Lauf des Yukon bis zur Stelle übersehen, wo er seine erste Biegung machte. Von hier aus konnte man auch quer über den Fluß bis zum Ziel, dem Fort Cudahy, sehen, wo der Goldregistrator in großer Aufregung wartete. Joy Molineau stand ein Stückchen von der Schlittenfährte entfernt, und mit Hinblick auf die besonderen Verhältnisse wollte das übrige Forty Mile nicht aufdringlich sein. Deshalb befand sich niemand zwischen ihr und der schmalen Schlittenbahn. Man hatte Feuer angezündet, um die die Leute saßen und um Gold und Hunde wetteten, aber Wolfszahn war Favorit.
    »Da kommen sie!« heulte ein Indianerjunge aus dem Wipfel einer Kiefer.
    Oben auf dem Yukon zeichnete sich ein schwarzer Punkt vom Schnee ab, und gleich darauf kam ein zweiter Punkt zum Vorschein. Während sie größer wurden, zeigten sich immer mehr Punkte, aber weit hinter den andern. Allmählich lösten sie sich zu Hunden und Schlitten und flach daraufliegenden Männern auf.
    »Wolfszahn führt«, flüsterte ein Leutnant der Polizei Joy zu. Sie lächelte interessiert.
    »Zehn gegen eins auf Harrington!« rief ein Birch-Creek-König und zog seinen Beutel.
    »Die Königin Ihnen nicht bezahlen viel?« fragte Joy.
    Der Leutnant schüttelte den Kopf.
    »Sie haben etwas Goldstaub, ah, wieviel?« fuhr sie fort.
    Er zeigte einen Goldbeutel, den sie hastig abschätzte.
    »Vielleicht – sagen wir – zweihundert, nicht wahr? Schön. Jetzt ich gebe Ihnen – was Sie nennen – Tip. Nehmen Sie die Wette an.« Joy lächelte ein unergründliches Lächeln. Der Leutnant dachte nach. Er sah auf die Schlittenspur hinaus. Die beiden Männer hatten sich auf die Knie gehoben und peitschten wie rasend auf ihre Hunde los. Harrington führte.
    »Zehn gegen eins auf Harrington!« brüllte der Birch-Creek-König und schwang seinen Beutel vor den Augen des Leutnants.
    »Nehmen Sie doch die Wette an«, sagte Joy wieder. Er gehorchte achselzuckend, um zu zeigen, daß er sich nicht der Vernunft, sondern ihrer

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