Der Gott seiner Vaeter
Mühe von Monaten und die Heimreise!« jammerte Davy, während Montana Kid und der Polizist ihn von den Brennholzstapeln zurückzogen.
»Warte nur, dir wird es nicht an Gelegenheit zur Heimreise fehlen«, brummte der Polizist, indem er ihm eine tüchtige Ohrfeige gab und ihn kopfüber an eine Stelle fliegen ließ, wo er in Sicherheit war.
Donald, der im Wipfel der Kiefer saß, sah die verheerende Eisscholle das Brennholz beiseite fegen und flußabwärts verschwinden. Und als sei der Eisstrom zufrieden mit dem Unheil, das er schon angerichtet hatte, sank er schnell zu seiner früheren Höhe und begann seine Schnelligkeit zu verringern. Der Lärm ließ nach, und die andern konnten Donald von seinem Aussichtsturm rufen hören, daß sie flußabwärts schauen sollten.
Wie vorausgesagt, war die Schraubung zwischen den Inseln in Schwung gekommen, und das Eis häufte sich zu einer mächtigen Schranke auf, die sich von Küste zu Küste erstreckte. Die Flut hielt jetzt an, und das Wasser, das keinen Ausweg fand, begann zu steigen. Es stieg immer weiter, bis die Insel ganz unter Wasser stand und die Männer bis zu den Knien darin herumwateten, während die Hunde zu den Ruinen der Hütte schwammen. Zu diesem Zeitpunkt machte das Wasser plötzlich Halt ohne spürbares Steigen oder Fallen.
Montana Kid schüttelte den Kopf. »Es ist oben zusammengeschraubt und kommt nicht mehr herunter.«
»Und jetzt gilt es, welche von den Schraubungen zuerst gesprengt wird«, fügte Sutherland hinzu.
»Eben«, bestätigte Montana Kid. »Wenn die oberste zuerst zum Teufel geht, haben wir nicht die geringste Chance. Dem kann nichts standhalten.«
Die Minook-Männer wandten sich ab, ohne noch etwas zu sagen, aber bald klangen ihre heiteren Studentenlieder wieder durch die stille Luft.
Man bildete einen Kreis um Montana Kid und den Polizisten, die schnell den Rhythmus der Kehrreime erfaßten.
»Ach, Donald, willst du mir nicht helfen?« schluchzte Davy am Fuße des Baumes, den sein Kamerad erklettert hatte. »Ach, Donald, Donald, willst du mir nicht helfen?« schluchzte er wieder, und seine Hände bluteten von dem fruchtlosen Bemühen, den Stamm zu erklimmen. Aber Donald starrte unverwandt den Fluß hinauf, und jetzt tönte seine Stimme, zitternd vor Angst, in den Raum hinaus: »Allmächtiger Gott, da kommt es!«
Und knietief in dem eisigen Wasser stehend, faßten die Minook-Männer, Montana Kid und der Polizist einander an den Händen und stimmten den furchtbaren Schlachtgesang der Republik an. Aber die Worte ertranken in dem mächtigen Getöse, das auf sie losrückte.
Und so war es Donald vergönnt, etwas zu sehen, das kein Mensch sehen kann, ohne zu sterben. Eine mächtige weiße Mauer stürzte sich über die Insel. Bäume, Hunde, Männer, alles wurde vollständig ausgelöscht, als hätte Gott das Antlitz der Natur rein gewaschen. All dieses sah er, während er noch einen Augenblick auf seinem hohen Sitz hin und her schwankte. Dann wurde er weit fort in die Eishölle gewirbelt.
Krieg der Frauen
Einmal gerieten Freda und Frau Eppingwell aneinander. Freda war Griechin und Tänzerin, oder vielmehr sie galt als Griechin, viele glaubten aber nicht recht daran, denn der Ausdruck ihres klassisch geformten Gesichtes deutete auf große Kraft, und die flammende Leidenschaft, die bei seltenen Gelegenheiten aus ihren Augen leuchten konnte, machten ihren Ursprung nur noch zweifelhafter. Es gab ganz wenige Männer, denen es vergönnt war, diesen Ausdruck zu sehen, und wenn auch viele Jahre seit der Zeit verstrichen sein können, so haben sie es nie vergessen und werden es auch nie tun. Sie sprach nie von sich, und es bleibt wohl am besten dabei, daß, wenn sie in Ruhe, ihr Gesicht ganz entschieden griechisch war. Ihr Pelzwerk war das prachtvollste, das sich im ganzen Lande von Chilcoot bis nach St. Michael fand, und ihr Name klang gewöhnlich von aller Mahner Lippen. Frau Eppingwell aber war Hauptmannsgattin, ein sozialer Stern erster Größe, und ihr Verkehr umfaßte die vornehmste Koterie von Dawson – eine Koterie, die von profanen Seelen herabsetzend »offizielle Clique« genannt wurde. Sitka Charley hatte einmal mit ihr, als Hungersnot war und das Leben eines Mannes kaum eine Tasse Mehl wert war, eine Schlittenfahrt gemacht und stellte sie über alle andern Frauen. Sitka Charley war Indianer, seine Urteilskraft war die des primitiven Menschen, aber sein Wort war ein Machtspruch, und sein Urteil hatte in allen Lagern unter dem Polarkreis
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