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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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aber ich hoffe, sie werden nicht zu hart mit dir verfahren.«
    »Nicht so schnell.« Montana Kid lächelte, aber es war ein seltsames Lächeln. »Wir sind noch nicht fortgekommen. Wenn ich von hier aufbreche, dann geht es flußabwärts, und aller Voraussicht nach begleitest du mich.«
    »Nicht, wenn ich mich recht kenne – «
    »Komm mit hinaus – dann will ich es dir zeigen. Die verfluchten Idioten da«, er zeigte mit dem Daumen auf die beiden Schotten, »haben sich ihr eigenes Grab gegraben, als sie sich hier niederließen. Stopf dir deine Pfeife, Kamerad – es ist anständiger Tabak – , und genieße das Leben, solange du kannst. Viele Pfeifen hast du nicht mehr zu rauchen.«
    Der Polizist ging verwundert mit ihm, und Donald und Davy hielten in ihrem Spiel inne und gingen mit. Die Männer aus Minook sahen Montana Kid bald flußauf, bald flußab zeigen und traten zu ihnen.
    »Was ist los?« fragte Sutherland.
    »Nicht viel.« Montana Kid sprach ganz kaltblütig. »Es wird nur einen Höllenspektakel geben. Könnt ihr die Biegung dort sehen. Dort werden Millionen von Tonnen sich aufschrauben. Und auch dort oben wird das Eis sich aufstauen. Wenn die obere Schraubung birst, und die untere Schraubung hält noch – puff!« Er machte eine dramatische Handbewegung über die Insel. »Millionen von Tonnen«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Und die Brennholzstapel?« fragte Davy.
    Montana Kid machte dieselbe fortfegende Handbewegung über die Insel, und Davy sagte klagend: »Die Arbeit von Monaten, das kann nicht wahr sein! Mensch, nein, das kann nicht wahr sein. Das muß doch Scherz sein! Ach, sag, daß es Scherz ist«, sagte er flehentlich.
    Aber Montana Kid lachte hart und schneidend und drehte sich auf dem Absatz um, während Davy sich über die Brennholzstapel warf und wie ein Rasender begann, das Holz vom Hang wegzuwerfen.
    »Hilf mir, Donald!« rief er. »Kannst du mir denn nicht helfen? Die Arbeit von Monaten – und die Heimreise!«
    Donald packte ihn am Arm und schüttelte ihn, aber er riß sich los. »Hast du denn nicht gehört? Millionen Tonnen, und die Insel wird weggefegt.«
    »Jetzt hör aber auf, Mann«, sagte Donald. »Du bist ja ganz verrückt, jawohl!«
    Aber Davy warf sich über das Brennholz. Donald watete zur Hütte zurück, schnallte sich seinen und Davys Geldgürtel um und ging nach der Landspitze, wo eine mächtige Kiefer die andern Bäume überragte.
    Der Mann vor der Hütte hörte das Geräusch seiner Axt und lächelte. Greenwich kehrte von der andern Seite der Insel zurück mit dem Bescheid, daß sie eingesperrt wären. Es war unmöglich, über den Seitenkanal zu gelangen. Der schneeblinde Minook-Mann begann zu singen, und die übrigen stimmten ein:

    »Sagt, ist es denn wahr? Ist es euch denn klar?
    Glaubt ihr nicht, er lügt? Sagt, ist es denn wahr?«

    »Es ist sündhaft«, klagte Davy, indem er den Kopf hob und sie in den schrägen Sonnenstrahlen herumtanzen sah. »Und all mein gutes Holz wird vernichtet!«
    »Ach, ist es denn wahr?« klang es spottend zurück.

    Der Lärm vom Fluß hörte plötzlich auf, und eine seltsame Stille senkte sich auf sie herab. Das Eis hatte sich von den Ufern losgerissen und hob sich mit dem Wasserspiegel. Schnell und geräuschlos stieg es, ganze zwanzig Fuß, bis die mächtigen Schollen weiß gegen den Gipfel des Hanges stießen. Das untere Ende der Insel, das niedriger lag, war schon überflutet. Dann begann die weiße Flut ohne Anstrengung stromabwärts zu gleiten. Aber das Geräusch wuchs mit der Schnelligkeit, und bald zitterte und bebte die ganze Insel unter den gewaltigen Angriffen der scheuernden Eismassen. Unter gewaltsamem Druck wurden mächtige Schollen, die Hunderte von Tonnen wogen, wie Erbsen in die Luft geschleudert. Die Anarchie des Eises nahm an Wildheit zu, und die Männer mußten einander in die Ohren schreien, um sich Gehör zu verschaffen. Hin und wieder konnte man den Lärm aus dem Seitenkanal über das Getöse hören. Die Insel erbebte, als eine mächtige Scholle gerade gegen ihre äußerste Spitze stieß. Sie riß ein Dutzend Kiefern mit der Wurzel aus, dann drehte sie sich und kenterte, hob ihren erdigen Fuß vom Grunde des Flusses und steuerte geradewegs auf die Hütte los, wobei sie wie ein riesiges Messer Hang und Bäume abrasierte. Es war, als striche sie kaum an einer Ecke der Hütte entlang, aber die Balken stürzten wie Streichhölzer, und das Gebäude wurde wie ein Spielzeughaus zertrümmert.
    »Die Mühe von Monaten! Die

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