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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Kollegen gaben ihm Feste in der Kaserne. Eines Tages aber hielt Devereaux, der Regierungskurier, seine müden Hunde vor dem Bureau des Goldregistrators an. Tot? Wer das sage? Sie sollten ihm ein Elchschnitzel geben – dann wollte er ihnen schon zeigen, wie tot er war. So! Gouverneur Walsh läge im Lager bei Little Salmon, und O’Brien käme, sobald das Wasser offen sei. Tot? Sie sollten ihm nur ein Elchschnitzel geben, dann wollte er es ihnen zeigen.
    Und gleich darauf war Dawson wieder auf den Beinen – die Kasernenflagge ging hoch, und Bettles’ Frau wusch sich und zog sich reine Kleider an. Dann gab die Gemeinde Montana Kid auf eine feine Art zu verstehen, daß er am besten verduftete, was er wie gewöhnlich hinter dem Hundegespann eines anderen Mannes tat. Dawson freute sich, als er den Yukon hinabfuhr; und wünschte ihm glückliche Reise nach dem Ort, der das endgültige Ziel aller verhärteten Sünder ist. Hinterher griff der Besitzer der Hunde ein, klagte bei Constantin und lieh sich von ihm einen Polizisten.

    Circle City in Sicht, fuhr Montana Kid drauflos, während das Eis ihm unter den Kufen schmolz. Er zweifelte kaum, daß die Besitzer der erwähnten Hunde ihm auf der Spur waren, und wünschte, amerikanisches Territorium zu erreichen, ehe der Fluß aufbrach. Aber am Nachmittag des dritten Tages wurde er sich klar darüber, daß er im Wettlauf mit dem Frühling den kürzeren zog. Der Yukon knurrte und zerrte an seinen Fesseln. Er mußte weite Umwege machen, denn die Schlittenbahn begann bis auf die reißende Strömung durchzuschmelzen, und in dem in ewiger Unruhe befindlichen Eis entstanden mit dumpfem Krachen große klaffende Risse. Durch diese Risse und zahllosen Luftlöcher begann das Wasser über das Eis zu spülen, und als er bei einer Holzhauerhütte auf der äußersten Spitze einer Insel vorfuhr, konnten die Hunde nicht mehr auf den Füßen stehen und schwammen mehr, als daß sie liefen. Die beiden Bewohner der Hütte empfingen ihn recht unfreundlich, aber er schirrte die Hunde ab und machte sich daran, sein Essen zu bereiten.
    Donald und Davy waren typische Repräsentanten der untauglichen Grenzbevölkerung. Sie waren in Kanada geborene Schotten, die, in der Stadt erzogen, in der Dummheit eines Augenblicks ihre Kontorstühle verlassen, ihre Ersparnisse genommen hatten und nach Klondike gereist waren, um Gold zu graben. Sie hatten hinreichend zu fühlen bekommen, welch hartes, ungastliches Land es war. Als sie schließlich ohne Proviant, ohne Lebensmut und mit einer brennenden Sehnsucht nach der Heimat in ihrem Herzen dastanden, waren sie von der P. C. Company zum Holzhauen für ihre Dampfer engagiert worden, wogegen sie Proviant und das Versprechen freier Heimfahrt nach einer gewissen Zeit erhielten. Sie hatten ihre Untauglichkeit schlagend durch die Wahl der Insel bewiesen, auf der sie sich niedergelassen hatten, ohne sich darum zu kümmern, daß das Eis einmal brechen mußte. Obwohl Montana Kid nicht viel davon wußte, wie es zuging, wenn das Eis auf einem großen Fluß brach, sah er sich doch unschlüssig um und warf sehnsüchtige Blicke nach dem andern Ufer hinüber, wo die hohen Felshänge Sicherheit gegen alles Eis des Nordlandes versprachen.
    Nachdem er sich und die Hunde versorgt hatte, steckte er sich seine Pfeife an und schlenderte hinaus, um sich über die Situation klarzuwerden. Die Insel war wie all ihre Schwestern im Fluß höher am oberen Ende, und dort hatten Donald und Davy ihre Hütte erbaut und viele Klafter Holz gesammelt. Der Fluß war ein paar Kilometer breit, und zwischen den Inseln und dem nächsten Ufer floß ein Seitenarm, der ungefähr hundert Meter von Ufer zu Ufer maß. Im ersten Augenblick wollte Montana Kid seine Hunde nehmen und einen Versuch machen, nach dem Festland hinüberzugelangen, bei näherer Untersuchung aber entdeckte er eine schnell fließende Strömung über dem Eis. Ein Stück weiter unten bog der Fluß scharf nach Westen ab, und bei dieser Biegung war er von einem völligen Labyrinth winzig kleiner Inseln übersät.
    »Dort kommen Schraubungen«, sagte er bei sich.
    Ein halbes Dutzend Schlitten, die sich offenbar auf dem Weg flußaufwärts nach Dawson befanden, kamen durch das kalte Wasser nach dem unteren Ende der Insel geplätschert. Die Fahrt auf dem Fluß war jetzt gefährlich und mußte bald unmöglich sein, und sie arbeiteten aus Leibeskräften, bis sie die Insel erreichten und den Pfad der Holzhauer zur Hütte heraufkamen. Einer von ihnen war

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