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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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schneeblind und an einen Schlitten gebunden, er taumelte hilflos hinter ihm her. Es waren kräftige junge Burschen mit grober Kleidung und mitgenommen von der langen Schlittenreise, aber Montana Kid hatte ihre Art schon früher getroffen und war sich gleich darüber klar, daß sie nicht seinesgleichen waren.
    »Hallo! Wie steht es in Dawson?« fragten sie, während sie von Donald auf Davy und von diesem auf Kid sahen.
    Eine erste Begegnung in der Wildnis zeichnet sich nicht durch viele Zeremonien aus. Die Unterhaltung wurde schnell allgemein, und sie erzählten der Reihe nach, welche Neuigkeiten es in den oberen beziehungsweise unteren Landesteilen gab. Aber das wenige, das die Neuankömmlinge wußten, war bald erzählt, denn sie hatten in Minook, tausend Meilen weiter abwärts am Fluß, überwintert, wo nichts geschah. Montana Kid hingegen kam direkt aus den Salzwasserländern, und während sie ihr Lager aufschlugen, belegten sie ihn mit Beschlag und bombardierten ihn mit Fragen nach der Außenwelt, von der sie ein ganzes Jahr lang abgeschnitten waren.
    Ein schneidendes Kreischen rief plötzlich alle ans Ufer. Das Wasser auf der Eisoberfläche war tiefer geworden, und das Eis, das jetzt von oben wie von unten angegriffen wurde, kämpfte, um sich von dem harten Griff der Küste loszureißen. Spalten öffneten sich mit Lärm und Gepolter vor ihren Augen, und die Luft wurde von einem vielstimmigen kurzen und scharfen Knistern erfüllt.
    Ein Stück weiter flußaufwärts kamen zwei Männer in einem Hundegespann auf einem Stück Eis angejagt, das noch nicht unter Wasser stand. Während sie aber noch hinsahen, kamen die beiden auf das Wasser hinaus und begannen sich herüberzuarbeiten. Hinter ihnen, wo ihre schnellen Füße vor einem Augenblick hingetreten hatten, ging das Eis in Stücke und stellte sich hochkant. Durch die Öffnung kam der Fluß geströmt, umspülte sie bis zum Leib und begrub den Schlitten und die Hunde. Aber die Männer arbeiteten sich durch das rauschende Wasser und die scheuernden Eisstücke an das Ufer, wo Montana Kid ihnen als erster zu Hilfe kam.
    »Ich will gehängt sein, wenn das nicht Montana Kid ist!« rief einer der Männer, die Kid soeben auf den Hang heraufgezogen hatte. Er trug das rote Hemd der reitenden Polizei und hob die rechte Hand zum Gruß.
    »Ich hab’ eine Vorladung für dich, Montana Kid«, fuhr er fort, indem er ein weißes Papier aus der Brusttasche zog, »und ich hoffe, du machst keine Schwierigkeiten und kommst mit.«
    Montana Kid sah über den chaotischen Fluß hinaus und zuckte die Achseln, und der Polizist, der seinem Blick folgte, lächelte.
    »Wo sind die Hunde?« fragte sein Begleiter.
    »Meine Herren«, unterbrach ihn der Polizist, »mein Kamerad hier ist Jack Sutherland, Besitzer von Eldorado Nr. 20 – «
    »Doch nicht der Sutherland von 1892?« fiel der Schneeblinde von Minook ihm ins Wort und tastete sich kraftlos zu ihm hin.
    »Ja eben.« Sutherland ergriff seine Hand.
    »Und Sie?«
    »Ach, ich bin ein späterer Jahrgang, aber ich entsinne mich Ihrer gut aus meiner Fuchsenzeit. Kameraden«, er wandte sich halb zu ihnen, »dies ist Sutherland, Jack Sutherland, früherer erster Torwart der Universität. Kommt her, ihr Goldgräber, und werft euch über ihn. Sutherland, hier ist Greenwich – war auch Torwart vor zwei Jahren.«
    »Ja, ich hab’ davon gelesen«, sagte Sutherland, ihm die Hand drückend. »Und ich erinnere mich Ihres prachtvollen Kampfes.«
    Eine tiefe Röte stieg in Greenwichs Wangen unter der sonnenverbrannten Haut, und er machte einem andern Mann verlegen Platz.
    »Und hier ist Matthews – aus Berkeley. Und wir haben auch ein paar feine Leute von den Universitäten im Osten. Kommt her, Leute! Hierher! Dies ist Sutherland, Jack Sutherland!«
    Und sie stürzten sich über ihn und schleppten ihn in das Lager, wo sie ihm trockene Kleidung und zahllose Becher schwarzen Tees gaben.
    Donald und Davy, von denen niemand Notiz nahm, hatten sich zu einem Spiel Karten zurückgezogen, an dem sie sich allabendlich ergötzten. Montana Kid folgte ihnen mit dem Polizisten.
    »Seht nun zu, daß ihr etwas Trockenes auf den Leib kriegt«, sagte er, indem er einige von seinen eigenen spärlichen Kleidungsstücken hervorzog. »Und du mußt wohl mit mir zusammen schlafen.«
    »Na, das muß ich sagen – du bist wirklich ein anständiger Kerl!« meinte der Polizist, indem er die Socken des andern anzog. »Es tut mir leid, daß ich dich wieder mit nach Dawson nehmen muß,

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