Der Gottbettler: Roman (German Edition)
stünde sie in Flammen. Doch sie musste seiner Leidenschaft folgen und dem Dreckskerl das Gefühl geben, dass sie seinen rüden Liebesakt tatsächlich genoss. Sie stöhnte laut und lauter, zog alle Register ihres Könnens, das sie vor Ewigkeiten in einem Hurenhaus erworben hatte. Er befummelte sie, betatschte sie, ließ seine breiten Hände auf ihr Fleisch klatschen, steckte ihr einen Finger in den Hintern …
Es hatte alles keine Bedeutung. Wichtig war einzig und allein sein Geist, der in diesen Augenblicken angreifbarer war als zu jeder anderen Gelegenheit. Sie waren ja so leicht zu beeinflussen, diese Vertreter des vorgeblich stärkeren Geschlechts!
Während sie ihren Körper arbeiten ließ, konzentrierte sie ihre übrigen Sinne auf die eigentliche Aufgabe. Da war der von Alkohol benebelte Verstand des Mannes unter ihr. Er lag offen vor ihr. Seine Widerstandskraft erlahmte immer mehr, kaum noch etwas war kopfgesteuert. Terca bewegte sich schneller und schneller. Sie wollte es rasch hinter sich bringen. Seine Verteidigungslinien würden rasch durchbrochen sein. Nur noch ein klein wenig, dann konnte sie mit ihrer Dusus zugreifen, die Bollwerke seines Restgeistes niederreißen und ihm jeden Gedanken einpflanzen, der dann in den nächsten Tagen knospen und aufblühen würde.
»Ja!«, schrie Rudynar Pole. Er stieß hastig zu, mit seinem völlig durchschnittlichen Schwanz, der der Vorstellung von einem Helden seines Kalibers Hohn sprach.
Er war kurz davor abzuspritzen. Sie musste jetzt handeln, den entscheidenden Durchbruch schaffen, ihn für alle Zeiten zu ihrem Werkzeug machen.
»Er … gehört mir!«, hörte Terca eine Stimme, die nicht hierhergehörte.
Nicht er. Nicht jetzt.
»Du wirst ihn … mir nicht wegnehmen.« Die Stimme klang rasselnd, und sie wurde von trockenem Husten begleitet. Aber sie hatte eine Kraft, die womöglich der ihren gleich war.
Rudynar Pole bäumte sich auf. Über seine Lippen sprühte erneut Speichel, er schrie seine tierische Geilheit in die Weiten des Landes, während Terca vergebens versuchte, ihre Konzentration aufrechtzuerhalten und ihre Arbeit zu vollenden. Rudynar Pole zitterte, stieß noch drei-, viermal zu und fiel dann ermattet nach hinten, den Blick in den dunklen Himmel gerichtet.
»Ist schiefgegangen … nicht wahr?« Pirmen krächzte. Es sollte wohl ein Lachen sein. »Er gehört … mir. Du hast kein Recht auf ihn.«
Terca schwang sich von ihrem erschöpften Liebhaber und betrachtete den Krüppel voller Wut. Sie hatte die falsche Entscheidung getroffen, hätte ihn töten sollen, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Nun war es zu spät. Ein Gespinst aus Macht und Kraft und Verlangen und gegenseitiger Beziehungen umschloss sie.
Was war geschehen? Was waren die Konsequenzen ihres Tuns? Wie viel Dusus war auf Herrn Rudynar Pole übergegangen? Gehörte er nun ihr, gehörte er dem Krüppel oder sogar … sich selbst? Sie wusste es nicht.
Terca ging zum Bach und wusch sich angewidert das Zeugs des Barbaren aus der Möse.
Ein leises Klappern weckte sie tief in der Nacht. Terca öffnete die Augen, von einem Moment zum nächsten hellwach. Sie starrte auf Yankela, die es sich zwei Handbreit von ihr entfernt bequem gemacht hatte.
»Ich werde dich jetzt verlassen, Hexe.«
»Nicht ohne meine Erlaubnis.«
»Du brauchst mich nicht mehr, und du hast nicht länger das Recht, über mich zu verfügen.«
Was das tote Tier sagte, stimmte. Terca fühlte, dass das Band zwischen ihnen nur noch so dünn wie Spinnweben war. Die Auseinandersetzung am letzten Abend, ihr Versuch, Rudynar Pole in ihrem Sinne zu beeinflussen, hatte das Kräfteverhältnis verschoben. Yankela war nicht länger Teil dieses Spiels.
»Was wirst du nun tun?«, fragte sie.
»Mich auf den Weg zum blauen Mond machen.«
»Er ist nur sehr, sehr schwer zu finden.«
»Sollte ich scheitern, komme ich in deinen Träumen zurück und quäle dich, womöglich in Gestalt einer Hyäne.«
»Woher weißt du von der Hyäne?« Terca hielt inne. Sie hatte sich von einem toten Tier überrumpeln lassen und plauderte mit ihm über ihre intimsten Ängste. Wo war ihre Souveränität geblieben, ihre Selbstbeherrschung?
»Keine Sorge, deine Geheimnisse sind bei mir gut aufgehoben.« Yankela lachte klappernd. »Es hat Spaß gemacht, mit dir zu reisen. Und weil du mein Unleben derart bereichert hast, möchte ich dir noch einen Blick in deine Zukunft gewähren.«
Terca schwieg. Dies war einer der wenigen Momente ihres Lebens,
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