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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bin zu dumm, um sie alle an einem Stück beantworten zu können.«
    »Du solltest aufhören, dich blöd zu stellen, Rudynar. Du hast einen überaus wachen Verstand und bist weitaus mehr, als du zu sein vorgibst.«
    Der Mann schwieg. Er half ihr, den Quellbach zu queren. Mit bemerkenswerter Leichtigkeit hob er sie darüber hinweg und setzte sie auf der anderen Seite ab.
    »Es gibt viele Rudynar Pole«, begann Terca erneut, »aber nur einen Rudynar Pole, der einstmals mit dem Heer des Gottbettlers zog.«
    Er zuckte unmerklich zusammen, gab sich dann aber gleich wieder den Anschein, als würden ihre Worte ihn nicht weiter kümmern. »Und wenn schon, Terca. Dann bin ich eben dieser Rudynar Pole. An meine Taten erinnern sich ohnedies nur noch alte Weiber wie du und womöglich einige Söldner, die das Kriegstreiben der letzten beiden Jahrzehnte durch besondere Fügungen des Schicksals überlebt haben.«
    »In Nord-Aenas singt man an den Lagerfeuern Lieder über deine Heldentaten, in den Steilstädten fürchtet man den Klang deines Namens, im Land Lirballem würde man dich vierteilen, pfählen und verbrennen, so man deiner habhaft würde.«
    »Was für ein Glück, dass ich die letzten Jahre meines Lebens in der Norde verbracht habe und mich niemand erkannte.«
    »Hast du ihn noch immer?«
    »Was meinst du, Hexe?«
    »Den Blick. Man erzählte mir, dass du Wahnsinn versprühst, wenn dich etwas ganz besonders rührt.«
    »Mag sein.«
    »Du redest nicht gern über dich, großer Mann.«
    »Ich habe meine Gründe, Frau Terca.«
    »Du hast Metcairn Nife verraten. Und damit den Gottbettler. Du hast den Gang der Geschichte verändert, sagt man.«
    »Unsinn! Du siehst doch, dass der Heerführer drauf und dran ist, die Länder nördlich der Cabrischen See für seinen Herrn zu erobern. Dafür braucht er nicht einen wie mich.«
    »Du hast als der mächtigste Krieger des Weltenkreises gegolten. Deine Schläge hätten immer getroffen, und du trugst stets ein Lächeln auf den Lippen, während du deine Schwertarbeit erledigt hast.«
    »Du weißt ja, wie das mit Gerüchten ist. Sie quellen auf wie Teig. Ich an deiner Stelle würde nur wenig darauf geben, was die Leute über mich erzählen.«
    Sie erreichten den Waldrand. Terca suchte den schmalen Grünstreifen zwischen Steinfeldern und dem düster wirkenden Unterholz ab. Sie entdeckte einige Blätter und Kräuter, die von gewissem Nutzen für sie waren, und begann zu zupfen. Sie erteilte Rudynar Pole Anweisungen, wie er ihr zur Hand gehen sollte. Jedes Mal, wenn sie sich bückte, fühlte sie einen leichten Schmerz im verletzten Knöchel.
    »Ich war nicht gut genug für die Position als Metcairn Nifes Linker«, sagte Rudynar Pole leise. »Ich neidete ihm sein Amt, und ich verstand nicht, warum er dem Gottbettler so blind ergeben ist.«
    »Ist dir schon einmal der Gedanken gekommen, dass er tatsächlich an die Ideale seines Herrn glaubt?«
    »Aber der Kerl ist wahnsinnig. Jedermann weiß es. Er überzieht die zivilisierten Länder mit Krieg und tötet jeden, der ihm im Weg ist. Ohne Gnade, ohne Rücksicht.«
    »Er führt einen Krieg, um alle Kriege zu beenden.«
    »Der Gottbettler ist wahnsinnig«, beharrte Rudynar Pole.
    »Bist du ihm denn je begegnet?«
    »Ich hatte Kontakt mit jemandem, der ihm sehr nahesteht.«
    »War es eine Frau?«
    Rudynar Pole schwieg.
    »Ich sehe den Gottbettler als schlimmstes Übel, das jemals gelebt hat«, fuhr Terca fort. »Ich habe mich vor langen Jahren eingehend mit ihm beschäftigt. Ich traue mich zu sagen, dass seine grundlegenden Ideen richtig sind. Aber er geht die Probleme nicht richtig an.«
    »Er hat eine ganze Generation in fast einem Dutzend Ländern in diesen erbarmungslosen Krieg gezogen.«
    »Weil er eine Vision hatte, und er schaffte es, diese Vision einigen Wesen glaubhaft zu machen. Unter anderem Metcairn Nife. Doch über die Jahre hat er sich von seinen eigenen Ideen immer weiter entfernt, ganz im Gegensatz zum Heerführer. Über kurz oder lang wird es zwischen den beiden zu einer Auseinandersetzung kommen. Derzeit bilden sie noch eine Art Zweckgemeinschaft. Der eine ist getrieben von seinem Wunsch, im Weltenkreis alles Übel von der Wurzel aufwärts zu vernichten. Der andere … Nun, wir wissen nicht genau, was der Gottbettler im Schilde führt.«
    »Es kümmert mich auch nicht, Frau Terca. Ich möchte nur meine Ruhe haben. Zumindest war es so, bis Pirmen auftauchte und mich aus meinem beschaulichen Leben in der Norde riss.«
    »Ich erkenne

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