Der Gottesschrein
Blick zu.
»Ihr habt das Templerkreuz an der Stelle eingezeichnet, wo Ihr vorhin die Tempelbibliothek entdeckt habt. Ihr habt Eurem heidnischen Gefährten davon berichtet. Woher wusstet Ihr …«
»Va all’inferno!« , fauche ich ihn an. »Ihr habt meinen Freund Leonardo ermordet! Dafür werdet Ihr exkommuniziert!«
»Ihr habt das Kreuz an der Stelle eingetragen, die auch der aramäische Papyrus bezeichnet«, lässt er sich von meiner Drohung nicht beirren. Er zeigt mir meine Skizze auf den durchnässten Pergamentseiten. »Ganz in der Nähe des Allerheiligsten des Tempels.«
Trotz meiner Überraschung bemühe ich mich, keine Miene zu verziehen.
»Das Templerkreuz in Eurer Schatzkarte markiert den Ort, wo der größte Schatz der Menschheit verborgen ist, nicht wahr? Die verschollene Bundeslade.« Er presst die scharfe Klinge seines Schwertes an meine Kehle. Ich sehe, wie die Adern an seinen Schläfen pulsieren. »Die heilige Lade, die die Tafeln mit den Zehn Geboten birgt, die Moses von Gott empfing. Die Grundlage für Judentum, Christentum und Islam. Wer den Schrein Gottes besitzt, wird die geistige Oberhoheit über drei Religionen ausüben und die Macht haben, in einem Kreuzzug Judentum und Islam ein für alle Mal zu vernich…«
Ein erschreckter Schrei – »Dom Tristão!« – lässt uns herumfahren.
Der junge Rodrigo ist im knietiefen Wasser gestolpert und gestürzt und versucht verzweifelt, wieder aufzustehen. Er hebt sein Schwert, um sich gegen Tayebs Hiebe zu verteidigen. In einer weiten Bewegung schwingt er die Klinge und trifft meinen Freund in die Seite.
Tayeb stöhnt vor Schmerz, presst die Hand gegen die blutende Wunde und lässt die Waffe sinken. Dann richtet er sich wieder auf, reißt sein Schwert hoch und stürzt sich zornig auf Rodrigo, der noch im Wasser kauert. Mit einem gewaltigen Hieb schlägt er dem jungen Mönchsritter die Klinge aus der Hand und rammt ihm, der ihn zu Tode erschrocken anstarrt, das Schwert mitten ins Herz.
Rodrigo sinkt ins blutrote Wasser. Er ist tot.
Mit einem zornigen Schrei lässt der Christusritter von mir ab und geht auf Tayeb los, der schwankend seine Wunde untersucht. Die Hand, die Tayeb unter seinem weiten Gewand hervorzieht, ist blutüberströmt.
Während ich mit tauben Fingern im dunklen Wasser nach meinem Dolch taste – Gott sei Dank, da ist er! –, stürzt sich der Mönchsritter auf Tayeb: »Verfluchter Kamelficker!«
Tayeb, geschwächt von dem Schwerthieb in seiner Seite, weicht mit erhobener Klinge vor ihm zurück. Einen Schritt, zwei, drei, dann bleibt er stehen und erwartet den zornentflammten Angreifer, den der Tod des jungen Rodrigo offenbar sehr erschüttert hat.
Tayeb duckt sich, prescht durch das aufspritzende Wasser nach vorn, schwingt sein Schwert in einer weit ausholenden Bewegung um seine verletzte rechte Seite und stürzt sich auf den Mönchsritter, der auch die Klinge hochreißt.
Mit unglaublicher Wucht prallen die Schwerter aufeinander. Als der Portugiese im knietiefen Wasser einen Schritt zurückweicht, setzt Tayeb ihm nach und schlägt ihm die Faust ins Gesicht.
Der Kreuzritter reißt den Arm hoch, um sich vor einem zweiten Schlag zu schützen. In den aufwirbelnden Wellen taumelt er rückwärts und droht zu stürzen, doch er kann sich im letzten Augenblick fangen, um den Schwerthieb seines Gegners abzuwehren. Die schweren Klingen prallen wieder und wieder aufeinander, während Tayeb den Mönchsritter, der immer wieder geschickt ausweicht, mit kraftvollen Hieben vor sich hertreibt.
Dom Tristão pariert die Schläge, packt seinen Gegner an der Schulter und reißt ihn um. »Stirb, du gottloser Heide!«
Tayeb taumelt, stolpert vorwärts …
… da trifft ihn das Schwert des Christusritters in die ungeschützte linke Schulter.
»Tayeb!« , schreie ich entsetzt, als mein Freund kopfüber ins aufspritzende Wasser stürzt, das sich von seinem Blut rot färbt.
Mit dem Dolch in der einen und den brennenden Fackeln in der anderen Hand wate ich zum Assassino. Der beugt sich über Tayeb, um ihm den Todesstoß zu versetzen. Im letzten Augenblick wehrt er meinen Dolchstoß ab, schlägt mir dabei fast die Waffe aus der Hand und will mich mit der blutüberströmten Klinge zurückdrängen.
Da stoße ich ihm die brennenden Fackeln ins Gesicht.
Er brüllt auf vor Schmerz und Zorn. Seine Hand zuckt zur Brandwunde in seinem Gesicht, berührt vorsichtig das rechte Auge, mit dem er offenbar nichts mehr sehen kann.
Ich nutze die Gelegenheit, wate
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