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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Korans: »Bism’Allahi ar-rahmani ar-rahím. Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Herrschers am Tage des Gerichts. Möge er dich auf den rechten Weg des Glaubens führen. Den Pfad derer, denen er gnädig ist, nicht derer, denen er zürnt, und nicht den Weg der Irrenden.«
    Ich nicke stumm.
    »Wenn du dich heute Nacht Allah unterwirfst, wird es mir eine Ehre sein, das morgen Mittag beim Freitagsgebet in der Al-Aqsa vor aller Welt zu bezeugen.«
    Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter und blinzele die Tränen aus meinen Augen. Ich bin froh, dass ich mich an ihm festhalten kann, denn meine Knie zittern. Ein beängstigendes Gefühl von Endgültigkeit lähmt mich. Ich weiß, ein Zurück gäbe es nicht. Ein Abwenden vom Islam wird mit dem Tod bestraft. Ich schlucke und presse den Koran an meine Brust. »Ich werde dich rufen, sobald ich bereit dazu bin.«
    Dann gehe ich zum Felsen Morija zurück und knie nieder.
    In dieser Nacht will ich meinen Frieden mit Gott machen.
    Und mich endlich entscheiden.

· Alessandra ·
Kapitel 13
    Im Labyrinth des Tempelbergs
    16. Dhu’l Hijja 848, 19. Nisan 5205
    Karfreitag, 26. März 1445
    Vier Uhr morgens

    »Dona Alessandra? Ich bin Dom Tristão vom Ordem de Cristo. Ich möchte gern mit Euch sprechen.«
    Mein Herz rast. Zitternd vor Angst und Kälte presse ich mich in den kühlen Staub und wage nicht zu atmen.
    Zögernd kommt er noch einen Schritt näher. Jetzt ist er keine zehn Schritte mehr entfernt. In der einen Hand hält er die Fackel, in der anderen sein Schwert. Hat er mich entdeckt? Erschrocken lasse ich das Tuch sinken, sodass ich nichts mehr sehen kann.
    »Dona Alessandra, ich weiß, dass Ihr hier seid. Nun kommt schon, lasst uns miteinander reden! Ich verspreche Euch, ich werde Euch nichts tun.« Seine Stimme kommt immer näher! »Was wisst Ihr über den Papyrus der Tempelritter? Ihr müsst mir sagen, was das Templerkreuz bedeutet, das Ihr in der Skizze neben dem Felsendom eingezeichnet habt!«
    Ich presse die Zähne aufeinander.
    Plötzlich bricht der Zorn aus ihm hervor. »Es ist sinnlos, dass Ihr Euch versteckt. Ich werde Euch finden!«, knirscht er drohend. »Und dann gnade Euch Gott!«
    Er wird mich töten, wie er Leonardo getötet hat!
    Mein Herz hämmert so laut, dass ich glaube, der Assassino kann es hören. Mit der rechten Hand, die sich noch ganz taub anfühlt, taste ich nach dem scharfkantigen Gegenstand unter meinem Knie. Da ist er! Er fühlt sich an wie … ein Schwertgriff. Auf dem verzierten Heft ertaste ich ein Templerkreuz. Die Klinge ist zerbrochen und bildet eine dolchartige Spitze.
    Langsam, ganz langsam ziehe ich das Schwert zu mir heran, spanne meine Schultern an und …
    Der Christusritter stößt einen Fluch aus, wendet sich abrupt um und entfernt sich durch den einsturzgefährdeten Gang.
    Es wird dunkel.
    Ich bleibe still liegen und horche, doch Dom Tristão kehrt nicht zurück. Verbirgt er sich hinter einer der Säulen in der Halle der Cherubim und wartet auf mich? Oder sucht er mich im anderen Korridor?
    Ich kann nicht länger hierbleiben. Falls Tayeb noch lebt, schwebt er in Lebensgefahr. Er ist schwer verletzt und hat vielleicht nicht genug Kraft, um sich vor dem steigenden Wasser zu retten.
    Ich ziehe mir das tropfnasse Gewand wieder an, nehme das zerbrochene Templerschwert und taste mich durch die Finsternis zurück zum Saal der Cherubim.
    Wo ist der Christusritter?
    Ein Lichtschimmer dringt aus dem zweiten Gang. Ich haste zur Treppe und kämpfe mich durch das Regenwasser die Stufen empor in den anderen Korridor, der, wie ich hoffe, zur Oberfläche führt. Ist dort der Assassino mit der Fackel? Schritt für Schritt taste ich mich weiter durch den Gang. Dann habe ich die Fackel erreicht, die in einer Wandhalterung steckt.
    »Da seid Ihr ja!«, sagt eine Stimme hinter mir.
    Ich drehe mich nicht um. Meine Faust umklammert den Griff des Templerschwertes.
    Dom Tristão stapft mit gezückter Klinge auf mich zu.
    Ich werfe mich herum und fliehe den Gang entlang.
    »Ihr entkommt mir nicht!«, ruft er und folgt mir.
    Meine Knie zittern vor Erschöpfung, und ich muss mich an den Wänden festhalten, um nicht zu stürzen und mitgerissen zu werden.
    Vor mir verzweigt sich der Korridor. Links stürzt das Regenwasser in mehreren Kaskaden herab in den Gang, wenige Schritte dahinter führen Stufen empor. Geschwind haste ich sie hinauf und betrete einen Gang.
    Dann stehe ich vor einer massiven Wand. Eine Treppe führt nach oben und endet unvermittelt unter der

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