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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Möglichkeit, dass wir als andere Menschen wiedergeboren werden.«
    Isogais Worte hallten in Hashibas Bewusstsein wider. Er würde Saeko nie mehr sehen, sie würden nie mehr die Gelegenheit haben, zusammen zu arbeiten, zusammen zu reisen. Sie würden einander nie wieder etwas erzählen können. Selbst wenn sie beide überlebten, würden sie in verschiedenen Welten sein. Sie würden füreinander tot sein. Ein paar stille Tränen rannen ihm über die Wangen.
    Nach etwa einer Stunde Wartezeit kamen allmählich Menschen in den Park. Ihr Fluss wurde stetiger, als ganze Gruppen die Wege heraufstiegen. Mit der Ankunft jeder Gruppe schien die Zahl der Personen, die niemand kannte, zuzunehmen. Kagayama, Kato und Hosokawa hatten schon aufgehört, auf die Neuankömmlinge zuzustürzen und sie zu begrüßen. Sie sahen verunsichert aus. Nach zwei Stunden traf Hashibas Frau mit seinem Sohn Yusuke ein. Es kamen immer mehr Menschen – wenn es in diesem Tempo weiterging, würden sie über hundert Leute sein. Isogai war immer frustrierter und ließ seinen Anschuldigungen freien Lauf.
    Hashiba konnte sich das alles nicht erklären; er saß nur da und wiegte den Kopf in den Händen. Er hatte Kagayama und den anderen ganz klar gesagt, sie sollten nur ihre nächsten Angehörigen anrufen, und jetzt kannten auch sie nicht einmal die Hälfte der Leute, die aufgetaucht waren. Vielleicht hatte er sich nicht deutlich genug ausgedrückt und hätte die Anweisung erteilen müssen, dass die Familien ihrerseits niemanden mehr verständigen sollten. Es wurde immer offensichtlicher, dass die Leute, die angerufen worden waren, ihrerseits andere verständigt hatten, sodass die Spirale imme r größer wurde. Die Frage war, ob der Strom der Neuankömmlinge irgendwann versiegen würde oder nicht. Hashiba blieb jetzt nur noch, die Anwesenden zu bitten, niemanden mehr anzurufen, und dann untätig zu hoffen.
    Je mehr Menschen eintrafen, desto stärker empfand Hashiba, wie sein Gefühl der Verantwortung für die Vergangenheit verebbte. Bei seinem Gespräch mit Isogai war ihm bewusst geworden, dass sie damit rechnen mussten, gottähnliche Verantwortung auf sich zu nehmen. Jetzt schien die schlichte Reinheit dieses Vorhabens beschmutzt zu werden. Hilflos stand er da und schaute in die Gesichter der Versammelten. Dann kam ihm ein Gedanke: Diese Menschen glauben nicht wirklich, dass die Welt enden wird.
    In ihren Gesichtszügen war nichts von der Verzweiflung, dem Pathos, der Angst zu entdecken, die er erwartet hätte. Die meisten sahen vielmehr aus, als machten sie einen netten Ausflug, als wären sie Touristen bei irgendeiner Attraktion, entspannt und unbeschwert. Es hatte im Laufe der Geschichte schon so viele falsche Ankündigungen des Weltendes gegeben; am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts war es genauso gewesen. Natürlich war all das Gerede vom Weltuntergang unbegründet gewesen, und alles war normal weitergegangen. Diese Leute hatten die gleichen Geschichten schon oft gehört, und nie war etwas passiert. Für sie war das Ganze nur ein Event, »Weltuntergangstourismus«. Entsprechend veränderte sich die Atmosphäre im Park; alles verwandelte sich in eine große Pseudo-Weltuntergangsparty. Hashiba konnte diese Oberflächlichkeit nicht ertragen.
    Isogai explodierte schon wieder. »Jetzt halten Sie doch mal die Klappe! Kann nicht mal jemand was gegen diesen Lärm tun?!« Frustriert trat er gegen den Boden und wandte sich ab. Er zitterte, doch Hashiba kam es so vor, als wäre es vor Angst, nicht vor Wut.
    »Was ist denn, Isogai?«, fragte er.
    Isogai antwortete, ohne sich umzudrehen. »Ich habe ein ungutes Gefühl. Dies alles bedeutet, das Schicksal herauszufordern. Dafür werden wir bestraft. Eine schreckliche Strafe…«
    Er sah hilflos aus, apathisch. Plötzlich rief er Chris, ging zu dem Platz, an dem dieser saß, und nahm seine Hand. Er hatte keine Angst vor dem Phasenübergang selbst, sondern vor etwas anderem. Doch er schien nicht darüber reden zu wollen.
    »Haben Sie Angst, dass zu viele Leute hier sind und nicht alle durch das Wurmloch passen? Dass daher etwas Schreckliches passiert?«
    Isogai schüttelte nur vage den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn Sie es nicht wissen, warum zittern Sie dann so?«
    »Irgendetwas Unvorhersehbares wird geschehen. Oder glauben Sie, dass dieser Krawall zu einem guten Ende führt?«
    Hashiba musste zugeben, dass das ein Argument war. Die meisten Leute waren hier, um sich zu amüsieren – das sah man ihnen an. Sie

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