Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
Vom Netzwerk:
waren nicht bereit, in einer neuen Welt die Rolle eines Gottes zu übernehmen. Sie sahen eher aus wie Mitglieder einer Sekte, die irgendeiner unsinnigen Übe rzeugung anhingen.
    Er sah, wie Isogais Aufmerksamkeit sich auf eine gemischte Gruppe von Leuten richtete, die auf einem Beet mit weißem Rosmarin saßen. Sie tranken Bier und aßen Sushi aus dem Supermarkt. Isogais Gesicht verlor jeden Ausdruck, es war nicht zu erkennen, was er empfand. Dann rannte er zu der Gruppe und stieß mit den Füßen gegen ihr Essen.
    »Hören Sie auf!« Hashiba stürzte zu ihm, packte seine Arme und verschränkte sie hinter seinem Rücken. So konnte er gerade noch einen Gewaltausbruch verhindern. Er klopfte dem schwer atmenden Isogai auf den Rücken, um ihn zu beruhigen. »Sie müssen sich beherrschen. Durch ein solches Verhalten wird alles nur schlimmer.«
    »Halten Sie die Klappe! Es ist aus für uns, das ist das Ende…«
    Hashiba rief Chris herbei, damit er ihm half, Isogai zu beruhigen. Nach einer Weile schien der Strom von Menschen nachzulassen, der Höhepunkt war weit überschritten, und allmählich wurde die Menge ruhiger. Eine ernstere Stimmung schien sich auszubreiten. Als keine weiteren Leute mehr kamen, dachte Hashiba an die Sterne, die einer nach dem anderen vom Nachthimmel verschwanden. Isogai schien seine innere Ruhe wiedergefunden zu haben.
    »Das sind also die Letzten.«
    »Scheint so.«
    Die beiden schauten sich um.
    »Was glauben Sie, wie viele Leute sind da?«
    »Hm…« Hashiba überschlug die Zahl kurz im Kopf – vermutlich etwa zweihundert Menschen.
    »Ist Ihnen aufgefallen, dass die meisten von ihnen Frauen sind?«
    Das stimmte, es waren eindeutig mehr Frauen als Männer versammelt. Hashiba rief Kato und Hosokawa und bat sie, zu versuchen, die Menschen zu zählen; es würde wichtig sein, die genaue Zahl zu kennen. Falls die Zeit blieb, wollte er auch eine Namensliste haben.
    Als Kato und Hosokawa fast zu Ende gezählt hatten, sah Hashiba, wie ein einzelner, übergewichtig aussehender Mann den Hang heraufkam. Selbst von Weitem erkannte Hashiba, dass es Toshiya war, Kitazawas Sohn. Sie waren sich zuvor in Kitazawas Büro begegnet.
    »Hashiba!«, rief Toshiya außer Atem. Sichtlich erschöpft kauerte er sich auf den Boden und erklärte, dass sein Vater ihm alles erzählt habe.
    »Sie sind dann der Letzte, der 173.«, sagte Kato von dem Platz, an dem er saß. Er reckte sich, erschöpft vom anstrengenden Zählen.
    »Der 173.?«
    »So viele Menschen sind hier.«
    »Hundertdreiundsiebzig Leute, mit mir?«
    Hashiba sah, dass sich Toshiyas Miene verfinsterte; er hatte jedoch keine Ahnung, warum. »Ist daran etwas Schlimmes?«
    Toshiya war immer noch außer Atem, und jetzt flog sein Blick unruhig hin und her. Er benahm sich, als hätte er irgendeine Bedeutung in der Zahl gesehen, doch er zögerte. Dann begann er den Kopf zu schütteln, als wollte er sagen, was immer es auch war, es hatte nichts mit ihm zu tun.
    51
    Saeko erinnerte sich, wie Seiji sie bei ihrer ersten Begegnung von oben bis unten gemustert und ungeniert auf ihre Brüste und Beine gestarrt hatte. Sie hatte sich wehrlos und angewidert gefühlt, als er sie mit diesen Blicken taxierte, und hatte es bedauert, einen Rock angezogen zu haben.
    »Dürfte ich mich setzen?«
    Sie zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich, ohne seine Antwort abzuwarten. Der wirkliche Grund dafür, dass sie sitzen wollte, war, dass sie sich psychisch und körperlich völlig erschöpft fühlte. Sie setzte sich auf der Stuhlkante zurecht und versuchte sich vorzustellen, wie es jetzt vermutlich weitergehen würde.
    Wenn ein Wurmloch hier im Zimmer auftauchte, würden sie beide an denselben Ort transportiert. Laut Hashibas Worten war das wahrscheinlich irgendwo in der Vergangenheit. Sie fand den Gedanken unerträglich, in einer Welt zu leben, in der niemand war, der ihr am Herzen lag, niemand, den sie kannte – nur Seiji. Bei der Vorstellung stellten sich ihr die Härchen an den Armen auf. Das wäre schlimmer, als in eine stinkende Grube voller wimmelnder Insekten geworfen zu werden.
    Sie zwang sich, klar zu denken. Seiji hatte kein Recht, ihr in diese andere Welt zu folgen. Gab es eine Möglichkeit, ohne ihn durch das Wurmloch zu gelangen? Ihr war klar, dass die Zeit verrann, doch sie zwang sich, langsamer vorzugehen; wenn sie in Panik geriet, würde sie nicht richtig denken können. Sie musste alle verfügbaren Informationen untersuchen und auf den Gedanken kommen, der sie

Weitere Kostenlose Bücher