Der Graben: Thriller (German Edition)
war ein Regenbogen aus Licht, der die Dunkelheit überspannte, doch sein heiliger Schein schien die Umgebung nicht zu erhellen. Der Regenbogen kam weiter auf sie zu, und Saeko war sich nicht sicher, ob sie sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegte oder ob der Regenbogen sich in diesem Tempo näherte. Sein Ende öffnete sich wie das Maul einer riesigen Schlange und verschlang sie langsam. Ein zutiefst beruhigendes Gefühl breitete sich in ihr aus, das Gefühl, mit etwas verbunden zu sein, das größer war als sie selbst.
Dann wurde alles schwarz. Saeko fand sich in einem dünnen Schlauch wieder, während die Grenze der Welt um sie herum sich zu krümmen schien. Im Inneren war es dunkel, doch von außen schien ein schwaches Licht zu scheinen. Sie begriff, dass sie sich in irgendeiner Sphäre befand.
Etwas Scharfes schlitzte den Schlauch auf, sodass ein Spalt entstand, der fast so lang war wie sie selbst. So ähnlich musste es für ein unter der Erde lebendes Wesen sein, wenn es durch einen Erdspalt nach oben schaute. Durch diese Öffnung erblickte sie eine Welt, die der ihr bekannten völlig fremd war.
Sie versuchte, einen Schritt in diese neue Welt zu tun, doch sie konnte sich nicht rühren. Sie zog die Knie an die Brust, krümmte sich zusammen wie eine Raupe. Sie wollte vor Freude aufschreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Ihr Gesicht war von dickem, klebrigem Schleim bedeckt.
55
Der Riss in der Symmetrie, der vor 14 Milliarden Jahren aus dem zeitlosen, raumlosen Kampf zwischen dem Nichts und dem Sein entsprang, dehnte sich sofort aus und führte zur Geburt des Universums. Nach einer Phase der raschen Ausdehnung verringerte sich allmählich das Tempo. Während des Abkühlungsprozesses formierten sich Teilchen zu Protonen und Neuronen, die sich wiederum zu Elementen wie Wasserstoff und Helium zusammenschlossen.
Dabei dehnte sich das Universum ständig weiter aus und kühlte sich weiter ab. Nach dreihunderttausend Jahren begannen Atomkerne, Elektronen anzuziehen, wodurch der Weg für die Entwicklung des Lichts frei wurde. Bis dahin hatte sich das Licht aufgrund des Gewimmels der Elektronen nicht gerade fortbewegen können, doch jetzt strömte es durch das Universum und vertrieb die Finsternis.
Zwei Milliarden Jahre später begannen sich Galaxien und Sterne zu formen. Doch es sollte noch weitere acht Milliarden Jahre dauern, bis endlich die Wiege unserer Existenz – unser Sonnensystem – entstand. Dabei wirkte die Gravitationskraft auf abgekühlte Gase, worauf es zu einer Kernfusion kam, die Wasserstoffatome in Helium verwandelte – und die Leuchtkraft unserer Sonne war geboren. Nach der Sonne entstanden die Planeten wie Merkur, Venus, Erde, Mars und Jupiter.
Die Erde hatte ursprünglich nur ein Zehntel ihrer heutigen Größe. Sie wuchs durch Kollisionen mit Mikro-Planeten und begann, in ihrem Inneren Hitze zu speichern, sodass sich schließlich eine Atmosphäre und glühend heiße Magma meere bildeten. Mit der Zeit kühlte sich die Atmosphäre ab, die Erdkruste und weite Ozeane voller Wasser entstanden. Wo die Magmameere am tiefsten waren, wurden sie fest und formten den Erdkern.
Die Bildung der Erdatmosphäre, das Entstehen riesiger Ozeane und das Festwerden der Erdkruste ebneten im Laufe von 500 Millionen Jahren allesamt den Weg für die Entwicklung des Lebens.
Die Entstehung des Lebens war geradezu ein Wunder, ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Entscheidend war dabei ein zyklischer Fluss von Energie. Trotz der Entropie wäre vermutlich kein Leben entstanden, wenn die Aufnahme dieser Energie in Form von Sonnenlicht und die Abgabe der Energie zurück in den Raum nicht im Gleichgewicht gewesen wären.
Leben ist der Begriff für alle Dinge, die durch eine Hülle von der Außenwelt abgegrenzt sind, die in der Lage sind, sich selbst zu erhalten, sich fortzupflanzen und sich weiterzuentwickeln.
Es hat lange gedauert, bis die ersten prokaryotischen Organismen sich zu eukaryotischem Leben entwickelten, doch im Zuge der Kambrischen Explosion tauchten plötzlich in kurzer Zeit die verschiedensten Lebensformen auf. Kreaturen aller Arten verließen die Meere, bevölkerten den Himmel und breiteten sich an allen vier Enden der Erde aus.
Auf das Reich der Dinosaurier folgte die Ära der Säugetiere. Während der Tragzeit wuchs der Fötus im Fruchtwasser heran, was entscheidend für die Weiterentwicklung des Gehirns war. Die Säugetiere durchliefen zahlreiche Stadien der Evolution, von Primaten zu
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