Der Graben: Thriller (German Edition)
bekommen, das nach zwanzig Minuten ebenfalls beendet war.
Die CT ergab, dass ihr Gehirn keine lebensbedrohlichen Schäden aufwies. Dennoch bereitete den Ärzten Sorge, dass Saeko zwei Stunden lang bewusstlos gewesen war, und sie fürchteten, es könnten Symptome einer Subduralblutung oder einer Hirnprellung auftreten. Daher hielten sie es für zwingend erforderlich, dass sie sorgfältig überwacht wurde.
Sie war in ein normales Krankenzimmer verlegt worden, in dem ein Vorhang ihr Bett von dem anderen Bett abtrennte. Atmung und Puls wurden von einem Monitor neben ihr aufgezeichnet, doch von ihrem Platz aus konnte sie die Werte nicht ablesen.
Die Schwester rief Saekos Arzt, und Hashiba erhob sich rasch, um ihm Platz zu machen. Der Arzt überprüfte die Werte auf dem Monitor und stellte Saeko verschiedene Fragen. Ihre Antworten schienen ihn zufriedenzustellen.
»Ja, ja…«, sagte er und nickte energisch.
Davon ermutigt richtete Saeko ihrerseits eine Frage an ihn. »Herr Doktor, wie lange muss ich noch hierbleiben?« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
»Wenn Sie nur ein paar Minuten bewusstlos gewesen wären, hätten wir das Ganze als leichte Gehirnerschütterung betrachtet. Aber zwei Stunden sind ziemlich lang. Mag sein, dass Sie sich jetzt ganz gut fühlen, aber sicherheitshalber sollten wir davon ausgehen, dass Ihr Gehirn Schäden davongetragen hat. Da wir nicht riskieren wollen, dass später schwere Komplikationen auftreten, müssen wir Sie hierbehalten, bis wir sicher sein können, dass kein Grund zur Besorgnis besteht.«
Mit leisem Stöhnen schloss Saeko die Augen und stellte sich im Geiste ihren Terminkalender vor.
Heute und morgen sind in Ordnung, weil ich an dem Fernsehprojekt mitarbeiten sollte. Aber übermorgen muss ich in Gifu sein, um über ein anderes Projekt zu berichten…
»Wie lange werden die Tests dauern?«, fragte sie.
»Mindestens drei Tage, höchstens eine Woche.«
Saeko schauderte beim Gedanken, eine Woche in der Klinik eingesperrt zu sein. Nach dem Bericht in Gifu musste sie ihren Artikel schreiben und dem Magazin schicken, und dann sollte sie für ein anderes Projekt nach Hokkaido reisen. Wie sie es auch betrachtete, die Abgabetermine ließen sich nicht verschieben.
»Regen Sie sich bitte nicht auf. Wir müssen Sie einfach ein Weilchen beobachten.« Der Arzt erteilte der Krankenschwester noch ein paar Anweisungen, und beide verließen den Raum.
Hashiba folgte ihnen, kehrte jedoch im nächsten Augenblick zurück und setzte sich niedergeschlagen wieder an Saekos Bett.
»Es tut mir so leid«, sagte er und verbeugte sich tief.
Saeko war überrascht. Warum entschuldigte er sich bei ihr? »Was denn?«, fragte sie.
»Das Ganze wäre nicht passiert, wenn ich Sie nicht gebeten hätte herzukommen.« Hashibas Hände lagen auf seinen Oberschenkeln, die Ellbogen standen zur Seite ab. Er ließ den Kopf so weit hängen, dass er sich beinahe direkt vor Saekos Gesicht befand.
»Das war einfach Pech. Und ich hätte besser aufpassen müssen.«
»Aber wenn Sie nicht hier gewesen wären, wäre es nicht passiert.«
Saeko machte es im Grunde nichts aus, dass sie verletzt worden war. Sie hatte keine Schmerzen, und sie fühlte sich völlig normal. Ihre Hauptsorge waren die Probleme, die es verursachen würde, wenn sie zu lange im Krankenhaus bleiben musste. Doch sie schluckte ihren Ärger hinunter und erkundigte sich stattdessen nach dem Filmteam.
»Ist von den anderen niemandem etwas passiert?«
»Nein, zum Glück nicht«, beruhigte sie Hashiba.
»Was ist mit dem Projekt? Haben Sie gute Aufnahmen bekommen?«
Als Saeko die Sendung erwähnte, sprang Hashiba beinahe auf. »Und wie!«, begann er, riss sich dann jedoch zusammen. Er schüttelte den Kopf, als ihm klar wurde, wie unsensibel es war, von dem Bildmaterial zu schwärmen, wenn ein Teammitglied arbeitsunfähig hier lag.
»Als Mitarbeiterin an dem Projekt würde mich das sehr freuen«, versicherte Saeko ihm.
»Ich weiß nicht, ob Sie es gute Aufnahmen nennen würden, aber wir haben zweifellos ein paar interessante Bilder im Kasten. Erinnern Sie sich noch daran, was passiert ist? Shigeko Torii hatte das Erdbeben vorhergesagt, unmittelbar bevor es losging. So etwas kommt nicht alle Tage vor – dass man Zeuge einer Prophezeiung wird, die prompt eintritt, und dass man das Ganze mit der Kamera festhält.«
»Aber hat das irgendetwas mit dem Vermisstenfall zu tun?«
»Frau Torii hat uns ein paar Beschreibungen geliefert, die gute
Weitere Kostenlose Bücher