Der Graben: Thriller (German Edition)
Hinweise auf den derzeitigen Aufenthaltsort der Familie sind. Wir haben vor, morgen und übermorgen nach Orten zu suchen, auf die ihre Beschreibungen passen, um dort zu drehen.«
»Hoffentlich finden Sie etwas.«
»Ja, das wäre super. Aber selbst wenn nicht, haben wir eine absolut brauchbare Sendung. Das verdanken wir Ihnen, Saeko.«
»Überhaupt nicht. Tut mir leid, dass ich keine größere Hilfe war…« Saeko hatte ursprünglich am folgenden Tag bei den Filmaufnahmen anwesend sein sollen, doch das war nun nicht möglich.
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ruhen Sie sich einfach aus und schonen Sie sich. Und bitte lassen Sie mich wissen, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann. Was ist mit Ihren Angehörigen? Soll ich sie anrufen und erzählen, was passiert ist?«
Mit einem traurigen Lächeln wandte Saeko den Blick ab. »Ich habe keine Angehörigen«, erklärte sie.
»Was?«
»Es gibt niemanden, den man anrufen müsste.«
Mit betroffener Miene versuchte Hashiba, diese Information zu verdauen. Immerhin wusste er jetzt, dass Saeko Single war.
»In dem Fall will ich Ihnen besorgen, was Sie benötigen. Der Laden hier in der Klinik hat so ziemlich alles.« Mit dem Notizblock in der Hand wartete Hashiba auf Anweisungen, doch Saeko zögerte.
Auch ohne nachzusehen, wusste sie genau Bescheid. Die Schwestern hatten ihr die Kleidung, die sie getragen hatte, bis auf die Unterwäsche ausgezogen und sie in ein Krankenhaushemd gesteckt. Die Reisetasche, die Saeko im Van zurückgelassen hatte, stand neben dem Bett. Darin befand sich Kleidung zum Wechseln, doch da Saeko nicht damit gerechnet hatte, länger als eine Nacht von zu Hause fort zu sein, hatte sie in Sachen Damenhygiene nichts dabei. Wenn sie psychisch gestresst war, bekam sie ihre Periode immer vorzeitig. Doch sie brachte es nicht fertig, Hashiba zu sagen, was sie im Moment am dringendsten brauchte.
Außerdem kann ich später die Krankenschwester fragen…
Saeko beschloss, Hashiba nicht um Binden oder Tampons zu bitten, und sagte stattdessen: »Ich habe Durst.«
»Gut. Ich hole Ihnen einen Saft oder so was.«
»Danke. Einen Moment noch«, bat Saeko, als Hashiba sich erhob. »Was ist mit der Kleidung, die ich anhatte, als ich hierhergekommen bin?« Aus irgendeinem Grund erinnerte es sie an ihren Vater, wenn sie mit Hashiba sprach, und ihr fiel der alte Terminkalender wieder ein, den sie angeschaut hatte, als das Erdbeben losging.
»Es müsste alles hier in diesem Schrank sein.«
»Würden Sie mir meine Jacke bringen?« Saeko erinnerte sich daran, dass sie den Terminkalender in die Tasche ihrer Wildlederjacke gesteckt hatte. Wenn er nicht bei ihrem Sturz herausgefallen war, musste er noch darin sein.
Hashiba ging ums Fußende des Betts herum und holte die Jacke aus dem Schrank. »Ist sie das?«, fragte er und hielt Saeko die über seinen Unterarm gelegte Jacke hin.
Bitte lass ihn noch da sein , betete Saeko, als sie in die Tasche griff. Ihre Finger ertasteten weiches Leder. Da ist er! Ohne nachzudenken drückte Saeko das Büchlein an die Brust.
»Ihr Terminkalender?«, erkundigte sich Hashiba. Er schien nicht bemerkt zu haben, dass Saeko den Kalender aus dem Haus der Fujimuras mitgenommen hatte. Als er mit Saekos Jacke über dem Arm aufstand, schaute er sie nur voll unschuldigem Interesse an. Saeko gab keine Antwort. Ein Gedanke zuckte ihr durch den Kopf: Ob er wohl verheiratet ist?
Es war das zweite Mal, dass sie sich diese Frage stellte.
14
Auf der Krankenstation begann die Nacht zeitig. Um neun Uhr wurde die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet, und auch die Nachttischlampen durften die Patienten nur bis zehn Uhr anlassen.
Es waren fast zwei Stunden vergangen, seit Hashiba sie am Ende der Besuchszeit verlassen hatte.
Normalerweise ging Saeko nie um diese Zeit ins Bett. In der Regel blieb sie bis zwei oder drei Uhr nachts auf. Um früher einzuschlafen, brauchte sie einen Drink. Wenn sie eine Zeit lang im Krankenhaus bleiben musste, würde sie sich sicher an den Tagesablauf gewöhnen, doch an diesem ersten Abend einzuschlafen, war eine Herausforderung. Entschlossen, sich dennoch dazu zu bringen, knipste Saeko ihre Nachttischlampe aus und legte das Manuskript, das sie gelesen hatte, auf den Nachttisch. Nachdem sie den Terminkalender ihres Vaters flüchtig durchgesehen hatte, war ihr eingefallen, dass sie den Artikel, den Toshiya ihr gegeben hatte, noch in der Tasche hatte, und sie hatte ihn herausgeholt, um sich die Zeit zu vertreiben.
Genau wie
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