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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Erschütterung durch das Erdbeben verschob das Blickfeld der Kamera ein wenig nach oben, sodass vom Laden weniger zu sehen war. Es gab keinen Ton, doch die Bilder zeigten deutlich, dass der Laden wankte. Allein vom Zuschauen wurde Saeko ein wenig übel. Becher mit Instantnudeln flogen durch die Luft, und die Theke neben der Kasse kippte in Richtung Nishimura. Nishimura bedeckte den Kopf mit beiden Händen und lehnte sich gegen die Theke, versuchte verzweifelt, sie am Umfallen zu hindern.
    Drüben beim Zeitungsständer kauerte Igarashi auf dem Boden und schützte seinen Kopf mit beiden Händen, um ihn vor Zahnbürsten, Boxen mit Kosmetiktüchern und anderen Gegenständen zu schützen, die auf ihn herabprasselten.
    Unterdessen war Mizuho Takayama zu Boden gestürzt, sodass jetzt nur ihr zarter Arm im Blickfeld der Kamera war. Er zappelte ungelenk auf dem Boden herum, sichtbares Zeichen ihrer Gegenwart. Auch wenn von ihrem Körper sonst nichts zu sehen war, ihr dünner Arm, der sich auf dem Boden wand wie eine Raupe, erinnerte daran, dass sie noch da war.
    Als eine zweite Stoßwelle den Laden erschütterte, neigte sich die Überwachungskamera noch weiter nach oben. Der größte Teil des Bildschirms zeigte nun die Decke, nur am unteren Rand war ein Regal mit Pornoheften zu sehen. Der Zeitzähler zeigte 18:44:30 Uhr an. Das Beben ließ nach, und nun zeigte der Bildschirm unverwandt nur noch die Decke. Ein kleiner dunkler Punkt an der Decke flog davon – es war ein Insekt, kein Fleck. Abgesehen davon regte sich auf dem Bildschirm absolut nichts.
    Fasziniert war Saeko näher gekommen und beugte sich in ganz undamenhafter Haltung über die Tischkante. Jetzt richtete sie sich auf und ging noch näher heran. Die Stille nach dem Erdbeben war wie eine fühlbare Präsenz. Der Zeitzähler auf dem Bildschirm zeigte, dass die Aufnahme immer noch lief, doch Saeko und Kitazawa hatten beide das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Während auf dem Bildschirm nichts als die Decke zu sehen war, würden die drei jungen Leute jeden Moment verschwinden.
    »Es passiert genau jetzt, oder?«
    »Richtig.«
    »Aber die Kamera hat es nicht aufgenommen?«
    »Leider.«
    Saeko hielt das Video an und wandte sich Kitazawa zu. »Was halten Sie davon?«
    »Keine Ahnung. Kann ich wirklich nicht sagen.«
    Ein ganze Minute lang saßen die drei nur da und dachten nach. Es war nicht nur nicht gelungen, durch den Film neue spontane Eingebungen zu bekommen, es schien, als hätten sie alle Kraft zum Denken verloren und starrten ausdruckslos ins Leere.
    Eines hatte das Video ihnen deutlich gezeigt.
    Die drei Vermisstenfälle, die scheinbar unabhängig voneinander waren, hingen zusammen; alle drei Personen waren zusammen in Itoigawa verschwunden.
    Saeko erinnerte sich an die Aufnahmen von dem Erdbeben, das stattgefunden hatte, während sie im Haus der Fujimuras in Takato drehten. Unmittelbar danach hatte man das Stimmengewirr des Filmteams gehört, in krassem Gegensatz zu der Stille, die sie gerade beobachtet hatten. Nur Saeko war in einem lautlosen Abgrund der Bewusstlosigkeit versunken. Hier im Lebensmittelgeschäft von Itoigawa waren drei Personen gleichzeitig während eines Erdbebens verschwunden.
    Es bestand eine eindeutige Verbindung zwischen den Schauplätzen.
    Kitazawa reichte seinem Sohn einen Suchauftrag. »Jetzt kommt dein Part«, erklärte er ihm. »Ich möchte, dass du so viele ähnliche Fälle von verschwundenen Personen zusammenträgst, wie du kannst, nicht nur in Japan, sondern weltweit, und dass du herausfindest, was sie gemeinsam haben.«
    Toshiya murmelte, er habe mit seiner Dissertation schon genug zu tun, doch sein zufriedener Gesichtsausdruck erzählte etwas anderes. Er willigte ein – wie sollte er auch nein sagen, da er doch selbst immer behauptete, er könne Informationen aller Art beschaffen und analysieren? Entscheiden der war allerdings, dass der Fall Toshiya allmählich faszinierte. Wenn ihn etwas nicht interessierte, konnte nichts auf der Welt ihn in Gang bringen. Fesselte ihn jedoch eine Sache, arbeitete er notfalls die ganze Nacht, sogar ohne Bezahlung.
    Wenn Saeko sich nicht in ihm täuschte, würde er sich die kommende Nacht um die Ohren schlagen. Sie war sich sicher.
    20
    Am nächsten Abend um sieben suchte Saeko erneut Kitazawas Büro auf, diesmal zusammen mit Hashiba. Als sie kamen, wollte Toshiya gerade gehen; er war plötzlich an die Universität gerufen worden und musste los, auch wenn er die ganze Nacht an dem Fall

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