Der Graben: Thriller (German Edition)
die Bedeutung der Informationen war, de sto bereitwilliger zahlten sie. Es lohnte sich nicht, knauserig zu sein, wenn man dadurch etwas nicht erfuhr, das man wissen musste.
Kitazawa senkte die Stimme, sprach jedoch mit Nachdruck. »Ich kaufe sie für 100.000 Yen. Können Sie mir eine Kopie der Aufnahmen vom 13. September letzten Jahres um die Zeit des Erdbebens besorgen?«
»Was?« Der Geschäftsführer schien für einen Moment perplex zu sein, als er hörte, wie Kitazawa von 100.000 Yen sprach. Das war ein ziemlich üppiger Lohn für die einfache Aufgabe, ein paar gespeicherte Aufnahmen herauszusuchen und eine Kopie davon anzufertigen.
Kitazawa war davon überzeugt, auf den Aufnahmen entscheidende Hinweise zu finden. Er würde sie dem Fernsehsender und dem Verlag später in Rechnung stellen; seine eigene Geldbörse brauchte er dafür nicht zu strapazieren.
»Tun Sie das für mich. Wenn Sie die Aufnahmen haben, rufen Sie mich unter dieser Nummer an; dann komme ich, um sie abzuholen.« Kitazawa zeigte auf seine Handynummer auf der Visitenkarte in der Hand des Geschäftsführers.
»Morgen fahre ich zurück nach Tokio, daher wäre es schön, wenn Sie mir die Kopie heute Abend fertig machen könnten«, betonte er, um unmissverständlich klarzumach en, dass der Geschäftsführer besser in die Gänge kommen sollte, wenn er die 100.000 Yen haben wollte.
Der Geschäftsführer wedelte mit der Hand dicht vor seinem Körper herum, was so viel wie »okay, okay« bedeuten sollte, und wandte sich ab. Kitazawa begriff: Der Mann wollte nicht, dass seine Angestellten mithörten. Sie taten nichts Illegales, doch wenn der Geschäftsführer für ein paar Minuten Arbeit eine Summe bekommen würde, die vermutlich einem Monatslohn der Angestellten entsprach, hofften diese vielleicht, ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
Falls Kitazawas Ahnung bezüglich der Aufnahmen stim mte, wohin führte ihn das dann?
Wahrscheinlich wirft es nur weitere Fragen auf . Doch das war ihm egal. Die Aufgabe eines Detektivs war es nun einmal, Geheimnisse zu lüften. Sein professioneller Instinkt, die Wahrheit hinter mysteriösen Rätseln aufzudecken, spornte ihn an.
Kitazawa kaufte einen Joghurt und eine Dose Tomatensaft und verließ den Laden. Die beiden jungen Leute drüben in der Zeitungsecke blätterten gebannt in Comic-Sammelbänden.
»Danke!«, rief die schrille Stimme des Mädchens hinter dem Ladentisch ihm nach.
19
Kitazawa kehrte mit Verspätung zurück. Er hatte geplant, von Toyama aus zum Flughafen Tokio-Haneda zu fliegen, doch der Flug war ausgebucht. In letzter Minute warf er also seine Pläne über den Haufen und nahm einen Zug von Itoigawa nach Nagano, wo er in einen Hochgeschwindigkeitszug nach Tokio stieg. So berichtete Toshiya es Saeko, als sie im Büro erschien. Sie musste noch eine halbe Stunde auf Kitazawas Rückkehr warten.
»Mein Vater hat aber gesagt, er bringt eine Überraschung mit«, versprach Toshiya wie zur Entschuldigung. Beide wussten, was er meinte: Kitazawa hatte in Itoigawa irgendeine Spur entdeckt.
»Was ist es?«, fragte Saeko.
»Das wollte er nicht sagen. Hat sich ganz schön geziert.«
»Dann müssen wir wohl abwarten.«
»Mach es dir wenigstens gemütlich.« Toshiya deutete vage auf das Sofa.
Saeko schaute weg; nervös schweifte ihr Blick durch das Büro. Es war lange nach Geschäftsschluss. Im Wartezimmer, in dem die Detektive sich zur Geschäftszeit mit Kunden trafen, standen zwei Kaffeetassen auf dem Tisch. Sie waren nicht für Saekos Besuch bereitgestellt worden, sondern einfach vom letzten Kunden stehen geblieben. Der Computer in der Ecke des Büros lief noch. Der Bildschirmschoner zeigte das Foto eines Popstars im Bikini.
Hastig gab Toshiya einen Befehl ein, damit das Bild verschwand, und begann, unzusammenhängend über die Ereignisse des Tages zu reden. Dabei schien er sich an Saeko zu wenden, doch es klang eher, als spräche er mit sich selbst. Es war etwas seltsam, allein mit Toshiya zu sein, während sie auf Kitazawas Rückkehr wartete. Ihr Verhältnis war immer noch angespannt.
»Hm, Toshiya, was glaubst du, warum das Universum eine Struktur hat?«, fragte Saeko plötzlich und unterbrach damit Toshiyas weitschweifenden Monolog.
»Wie kommst du denn darauf?« Mit dem ihm eigenen Ausdruck übertriebenen Erstaunens riss Toshiya die Augen auf.
Das eigentliche Rätsel ist die Tatsache, dass überhaupt irgendetwas existiert.
Das war eine Lieblingsbehauptung von Saekos Vater gewesen. Die
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