Der Grabritter (German Edition)
erste Mal gelesen hatte, kurzerhand verschwinden lassen. Noch hatte kein Staatsanwalt auch nur die geringste Ahnung davon. Es lag nun an Christa Berendt - ob dies auch so bliebe.
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Ferruccio Vigiani saß in seinem Arbeitszimmer auf dem herrschaftlichen Anwesen der Familie, hoch oben über dem Comer See. Rund um diesen herrlichen See in Oberitalien hatten auch einige andere mächtige Familien eines ihrer Domizile. Der Raum, in dem Ferruccio saß, war mit vielen prunkvollen Deckenmalereien und Stuckarbeiten aus dem 18. Jahrhundert versehen. Von oben rankte ein mächtiger Kronleuchter herunter. Die Wände rundherum waren in einzelne Felder mit kunstvollen Wandgemälden und Fresken aufgeteilt, der Boden bestand aus feinstem Schleifparkett, und die doppelflügeligen Türen reichten fast bis zur Decke. Eine von ihnen, die weit aufstand und aufwändig verglast war, führte hinaus zu einer großen Außenterrasse. Von hier aus hatte man über steile Felsklippen hinab einen traumhaften Blick über den See. Hier war man in einer anderen Welt.
Ferruccio Vigiani erhob sich von dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch und ging hinaus. Obwohl der Sommer sich schon dem Ende entgegen neigte, war es hier noch angenehm mi ld . Der Conte ging langsam bis zur Brüstung. Gedankenversunken ließ er seinen Blick über den See gleiten. Jetzt war es also endlich soweit. Er gehörte j ener geheimen Vereinigung mächtiger Männer an , die sich selbst dazu auserkoren hatten, die Geschicke von ganzen Nationen zu beeinflussen . Wie lange schon hatte er diesem Moment entgegengefiebert. Er würde neue Maßstäbe setzen. Bei seiner ersten Begegnung mit den anderen Mitgliedern in der Gruft hatte er es deutlich gespürt. Selbst einige dieser Männer, von denen jeder Einzelne rücksichtslos seine Interessen durchsetzte, fürchtete sich vor ihm. Von etwas, das die meisten von ihnen noch in ihrem Innersten wie einen Mühlstein mit sich herumschleppten, hatte er sich längst befreit. Tief in seinem Unterbewusstsein hatte er sie ausgegraben , e ine in fast allen Menschen verborgene Hemmschwelle. Die eigene, selbst auferlegte letzte Instanz, die einen Menschen davon abhalten konnte, bestimmte Dinge zu tun, obwohl sie persönlich von großem Vorteil und somit absolut logisch waren. Ferruccio Vigiani hatte diesen Mühlstein ausgegraben und ihn irgendwo am Rande seines Weges abgelegt. Nun würde er allen zeigen, wozu ein Mensch in der Lage sein konnte.
Schon über einen sehr langen Zeitraum verfolgte die geheime Loge eines ihrer ambitioniertesten Ziele. Sie wollten den Kongo. Dieses so unterentwickelte Land , zerrissen durch ewige politische Unruhen und grausame Massaker an seiner Bevölkerung , die es nur aus einem einzigen Grund gab. Die unvorstellbaren Reichtümer , bestehend aus den gigantischen Bodenschätzen , die dieses Land barg. Riesige Mengen an Gold , Edelsteinen , Coltan und vielem mehr. B ezahlt mit dem Blut der bitterarmen Bevölkerung , die nicht den geringsten Anteil an diesem Reichtum hatten. Mehr und mehr rückte aber in den letzten Jahren auch das Land selbst in ihren Fokus. Fruchtbar wie es war eignete es sich geradezu einzigartig dazu es zu bebauen. Riesige Monokulturen würden angelegt werden, um aus Zuckerrohr, Mais, Weizen und anderen Energieträgern Biokraftstoffe für die Märkte der westlichen Welt zu liefern. Immer wieder unterstützt von den korrupten Politikern ihres eigenen Landes, hatte die Organisation die ethnischen Konflikte innerhalb der Bevölkerung angefacht, um das Land zu säubern . Viele kleine Schritte in dem groß angelegten Plan waren bereits erfolgt. Die Ressourcen , über die dieses Land verfügte , würden ihnen zu einer Schlüsselstellung verhelfen , die es ermöglichte , direkten Einfluss auf die Weltpolitik vieler Länder zu nehmen . Die Loge würde wie schon bisher Rebellengruppen im Kongo mit Waffen versorgen. Sie sollten ruhig weiterhin ihre Massaker begehen, Kindersoldaten ausbilden und Chaos und Tod verbreiten. Außerdem gab es da ja auch noch ein paar lukrative Nebengeschäfte. Der florierende Kinder- und Organhandel, der stattfand, brachte schließlich auch einiges Geld ein.
Dem immer lauter werdenden Hilferuf dieser verlorenen Region würden sich die Industrienationen letztendlich nicht verschließen können und auf Umwegen würde man schließlich vor ihrer Tür landen. Die Mitglieder der Loge würde man um Hilfe bitten. Es würde praktisch eine Einladung an sie ergehen, die Geschicke
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