Der Grabritter (German Edition)
begleiten darf. Also wann soll sie stattfinden? Ich möchte auch mal etwas Sinnvolles tun. Schließlich habe ich nicht umsonst Kunstgeschichte studiert. Und wer kennt die Werke aus unserer Leihgabe besser als ich, wer könnte sie dort besser präsentieren als ich? Niemand und das weißt du auch , und außerdem versprochen ist versprochen. Du musst dir um mich nicht ständig Sorgen machen. Ich kann schon ziemlich gut auf mich aufpassen und außerdem ... « Ferruccio brach in schallendes Gelächter aus. »Schon gut, schon gut, Schwesterchen. Du redest mich ja tot. Ich weiß, dass wir es dir versprochen haben. Es ist nur so, dass ich etwas Bedenken wegen der Sicherheit habe.«
Bevor Ferruccio den nächsten Satz anfangen konnte, wandte die Contessa sich ihm ganz zu und stemmte die Arme in die Hüften. »Was willst du mir damit sagen?«, fragte sie mit einem ärgerlichen Funkeln in ihren Augen, die plötzlich an einen angriffslustigen kleinen Tiger erinnerten.
Ferruccio Vigiani streckte abwehrend seine Hände aus und musste immer noch lachen. »Also gut, überredet, ich gebe auf. Die Ausstellung ist in vierzehn Tagen geplant und soll fünf Tage dauern. Wegen der hohen Versicherungssumme, die die Veranstalter nachweisen müssen, haben wir uns auf diese relativ kurze Ausstellungsdauer geeinigt. Du kannst die Ausstellung begleiten, aber nur unter einer Bedingung. Nunzio und Ramon begleiten dich und werden ständig in deiner Nähe sein. Einverstanden?« Bice fiel ihrem Bruder um den Hals und erstickte ihn mit Küssen. Dann ließ sie von ihm ab und hüpfte übermütig zurück ins Haus. Kurz drehte sie den Kopf noch einmal. »Bis später. Ich muss alles vorbereiten.« Damit war sie verschwunden und Ferruccio wieder alleine auf der Terrasse. Noch einmal schüttelte er lachend den Kopf. Doch dann wurde seine Miene wieder ernst. Es war immer ein Risiko, sich so der Öffentlichkeit zu präsentieren. Aber schließlich konnte er Bice nicht einsperren. Nunzio und Ramon gehörten mit zu den besten Leuten, die sie hatten. Insbesondere Ramon, der persönliche Leibwächter und Vertraute seiner Schwester, würde gut auf sie aufpassen. Im Fall eines Falles würde dieser Mann, ohne zu zögern, sein Leben für Bice geben. Das wusste Ferruccio und deshalb wich auch langsam seine innere Unruhe wieder und er kehrte mit den Gedanken zurück zu den Geschäften. In einer Stunde würde sein Privatjet startklar sein. Er hatte eine Verabredung mit James Lambert-Jackson, einem ehemaligen Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten und langjährigem Mitglied der Loge . Auf dem Flughafen in Zürich war das Treffen arrangiert. Aus seiner Hemdtasche zog Ferruccio etwas Silbernes. Der SS-Ring von Aribert Heim. In ihm eingraviert der Code, der ihnen das Tor zu dem verschollenen Nazi g old öffnen würde, der Code zu dem geheimen Schließfach i n der alten, ehemals privaten Schweizer Bank, Rüd, Lehmann & Koch.
17
In der Europolzentrale in Den Haag saßen Kerner und Sam gemeinsam im Büro des Referatsleiters. Sie hatten gestern einen wunderschönen Abend verbracht und endlich hatte Kerner auch Sams Frau kennengelernt. Den ganzen Abend über hatten sie alte Geschichten erzählt und in Fotoalben gestöbert. Es hatte gut getan, einmal abzuschalten und mit Freunden herzhaft zu lachen. Lisa war eine außergewöhnliche Frau. Still, fast introvertiert, aber auch eine unglaubliche Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlend.
Nun saßen er und Sam gemeinsam hier in Sams Büro und waren mit einem Fall beschäftigt dessen Ausmaße sie noch nicht erahnen konnten. Vielleicht war das auch gut so. Es hätte ihnen sonst vielleicht den Mut genommen sich einem Gegner zu stellen der schier übermächtig war. Sam war an einem Computer beschäftigt, auf dem er ein Programm schrieb, das ihnen bei der Auswertung der Daten des Falls weiterhelfen sollte. Kerner sortierte gerade alle Fakten, die er zusammengestellt hatte, als ein e E-Mail eintraf. Sie kam von Kriminalrat Herzog aus dem BKA in Meckenheim. Im Anhang war d er Bericht zu dem Metallsplitter, den Professor Dörner aus Wien gesendet hatte. Kerner las ihn und druckte ihn aus. Dann wandte er sich Sam zu, der mit den Fingern gerade wie ein Wirbelwind über seine Tastatur fegte. »Kann ich dich mal stören, Sam?« Sam sah griesgrämig über den Rand seiner Brille zu Kerner auf. »Na klar, war doch ganz einfach, oder?« Kerner zog den Kopf zwischen die Schultern und Sam musste lachen. »Also, was hast du
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