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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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bezahlten Sekretärin gerechnet. Ein solches Denken war ihm absolut fremd. Aber das änderte nichts daran, dass er nun zum sofortigen Handeln gezwungen war. Schon morgen früh konnte für ihn alles zu spät sein. Diese Frau hatte keinen Schimmer davon, mit wem sie sich angelegt hatte. Schon gar nicht ahnte sie, wozu er fähig war. Sie sollte es jetzt erfahren.
     
    Kriminalrat Herzog stieg in seinen Wagen und sah noch einmal hoch zu den erleuchteten Fenstern von Christas Wohnung. Dann startete er den Wagen und fuhr los. Er würde ohne Umwege zum BKA nach Meckenheim fahren und eine kleine Sondertruppe bilden. Marquart würde sich wundern. Nicht an einem einzigen Wort von dem was Christa ihm erzählt hatte zweifelte er. Ein solcher Mann mit einer derartigen Schlüsselposition innerhalb des BKA musste unbedingt so schnell wie möglich unschädlich gemacht werden. Herzog hatte gut daran getan, schon kurz nach dem Mord an Professor Dr. Reich und Kommissar Huber in Offenburg, die komplette Akte über den Fall in seinem Privathaus versteckt zu haben. Irgendetwas hatte ihm gesagt, dass der Apfel von innen heraus faul war und Marquart stand bei ihm ganz oben auf der Liste derjenigen, die er als durch und durch korrupt einstufte. Nur Hauptkommissar Kerner waren sämtliche Details in dem Fall bekannt. Er war auch der Einzige, der wusste, wo sich die Unterlagen in seinem Haus befanden. Marquarts Versuch, Christa zu erpressen, war also schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt gewesen. Selbst wenn sie darauf eingegangen wäre, hätte sie an kein Material mehr herankommen können. Trotzdem war er natürlich froh darüber, dass Christa sich entschieden hatte, der Erpressung nicht nachzugeben. Mit ein bisschen Glück würde er sie und ihren Sohn einigermaßen unbeschadet aus der Sache herausbringen. Herzog raste mit seinem Wagen über die A565. Bei der Abfahrt Meckenheim setzte er den Blinker und fuhr ab. In Gedanken ging er die Männer durch, die er für Marquarts Beschattung heranziehen wollte. Es mussten Leute sein, auf die er sich zu hundert Prozent verlassen konnte.
     
    Als Herzog von der Abfahrt auf die Landstraße auffahren wollte, tauchte plötzlich links von ihm ein LKW auf, der von einem  Zubringer ebenfalls auf die Landstraße zu fahren schien. Dann geschah es. Herzog konnte im Seitenfenster ein Gesicht sehen. Es war das unverkennbare Narbengesicht eines Mannes, der zu Marquarts Leuten gehörte. Kommissar Merten. Er grinste hämisch und winkte ihm zu. Dann ging alles ganz schnell. Der Lkw schoss nach rechts und rammte den grauen Kombi von Herzog. Es gab einen heftigen Knall, und Herzogs Wagen flog förmlich von der Straße. Der Motor heulte auf und noch während er sich in der Luft befand, krachte der Wagen mit voller Wucht gegen einen der Bäume, die dort am Straßenrand standen. Es war ein ohrenbetäubender Aufprall. Blechteile flogen durch die Luft, die Scheiben zerbarsten. Der Wagen wurde in eine dicke, weiße Rauchwolke eingehüllt. Der LKW hielt an. Langsam setzte er ein Stück zurück zu der Stelle, an der Herzogs Wagen sich teilweise um den Baum herumgewickelt hatte. Schemenhaft war das Wrack durch den Rauch zu erkennen. Irgendwo in den weißen Schwaden zischte es laut. Ansonsten rührte sich nichts. Merten und ein weiterer Mann sprangen aus dem LKW und sahen sich kurz um. Noch war kein anderes Fahrzeug an der Unfallstelle aufgetaucht. Die Landstraße war in diesen nächtlichen Stunden kaum befahren. Die beiden liefen zu Herzogs Wagen und leuchteten mit einer Taschenlampe durch die zerborstene Seitenscheibe hinein. Der Kopf des alten Kriminalrates hing blutüberströmt zur Seite. Die beiden Männer sahen sich grinsend an, als in einiger Entfernung zwei Scheinwerfer auftauchten. Merten stieß seinen Kumpanen an. »Achtung! Wir müssen weg. Schnell!« Sie liefen zurück zum Lkw und sprangen hinein. Dann fuhren sie davon. Es gab in dieser Nacht noch mehr für sie zu tun.
     
    Marquart stand vor einer Tür auf dem Flur im Erdgeschoss des BKA . Alles war ruhig zu dieser nächtlichen Stunde. Außer dem Wachmann am Eingang befanden sich nur wenige Leute im Gebäude. Aus seiner Manteltasche zog er ein Werkzeug und machte sich am Schloss der Tür zu schaffen. Nach ein paar vergeblichen Versuchen schaffte er es schließlich. Die Tür sprang auf. In dem Raum war es dunkel. Nur der schwache Schein der Außenbeleuchtung fiel hinein.
     
    Es war das Büro von Hauptkommissar Kerner. Soweit Marquart informiert war, befand sich

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