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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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Meter entfernt von der Stelle, wo die Wagen in das Gebiet eingefahren waren, lagen Salvatore Marciano und Francis Spielmann in einem Waldstück versteckt und beobachteten mit ihren Ferngläsern das Geschehen. Durch die vorderen Bäume dort am Waldrand sahen sie wie die dunklen Wagen zurückkamen und sich wieder den Wachen näherten. Die Limousine des Conte fuhr vorne weg. Hinter ihr folgten die drei Geländewagen. Nach kurzem Halt passierte der kleine Convoy die Wachen. Die beiden Grabritter konnten sehen, wie die Wagen eine Landstraße erreichten und dann in verschiedene Richtungen davonfuhren. Francis Spielmann griff zu seinem Handy. Einem der im Gelände verteilten Ritter gab er den Auftrag, die schwarzen Geländewagen zu verfolgen. Ein anderer sollte sich an die Limousine des Conte hängen. Dann steckte er das Handy ein und sah durch das Fernglas wieder zu der Landstraße, auf der die Wagen langsam aus seinem Sichtfeld verschwanden. Leise zischte er ihnen nach. »Wir kriegen euch, ihr Bastarde, darauf könnt ihr Gift nehmen!«

46
     
    Auf dem Anwesen der Vigianis am Comer See war mittlerweile die kleine Expertengruppe eingetroffen, die den Rubens auf seine Echtheit hin prüfen sollte. Sie bestand aus drei Männern, denen der alte Conte seit Jahren vertraute, wenn es um Expertisen von Kunstgemälden ging. Die Gutachten der drei hatten sich immer als absolut korrekt erwiesen, und auch diesmal würden sie ihre Arbeit gewissenhaft verrichten. Zusammen mit dem Conte und Kerner standen sie vor dem Bild und verschafften sich einen ersten Eindruck. Kerner spürte den stummen Alarm seines Handys in der Tasche und entschuldigte sich kurz. In einem der Badezimmer in der Nähe schloss er sich ein.
     
    John Fiz Patric war am Apparat. Er erzählte Kerner, was Lord Griffin ihm inzwischen berichtet hatte. Auf diesem Wege gab es also vorerst kein Weiterkommen. Wenn es auf dem Anwesen der Vigianis irgendwelche Aufzeichnungen über ihre Pläne gäbe, wäre es von größter Wichtigkeit, Kenntnis davon zu bekommen. Irgendwie musste es Kerner gelingen, etwas zu finden. Er klappte sein Handy zu und überlegte. Zurück in dem Raum, wo das Bild stand, sah Kerner die vier Männer immer noch philosophierend davor stehen. Mit einem Lachen ging er auf den Conte zu. »Verehrter Conte, ich habe großes Vertrauen zu Ihnen und Ihrem Team. Ich bin sicher, das Bild wird bei den Untersuchungen durch solche Koryphäen keinen Schaden nehmen. Gestatten Sie mir daher, etwas von der Zeit Ihrer bezaubernden Tochter für mich in Anspruch zu nehmen. Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, würde ich zu gerne etwas von Ihrem herrlichen Anwesen sehen.«
     
    Aus seinen Betrachtungen aufgeschreckt, sah der Conte ihn etwas verwundert an. »Es freut mich, dass Sie uns so viel Vertrauen schenken. Also gut, ich denke, wir brauchen Sie im Moment ohnehin nicht, und die Überprüfung wird sicher noch lange Zeit in Anspruch nehmen. Meine Tochter wird sich also bestimmt über Ihre Gesellschaft freuen, Mr. Baranow. Gehen Sie nur.«
    Als Kerner den Raum verlassen hatte, sahen die drei Kunstexperten den Conte fragend an. Abfällig winkte er mit der Hand. »Ein Kaufmann, eine einfache Krämerseele. Was erwarten Sie von so einem, meine Herrn? Die Liebe zur Kunst reicht soweit, wie es für das Geschäft unerlässlich ist. Nicht einen Jota weiter.« Verständnislos schüttelten die drei den Kopf. Dann widmeten sich wieder dem Gemälde.
    Kerner streifte über die Flure des riesigen Hauses, um nach Bice zu suchen. Als er sie durch eine Scheibe auf der großen Terrasse über dem See stehen sah, trat er einen Schritt zurück und blieb stehen. Jetzt war vielleicht eine gute Gelegenheit, sich etwas im Haus umzusehen. Schließlich konnte er jederzeit behaupten, auf der Suche nach der Contessa zu sein. Er machte kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung. Überall klopfte er kurz an die Türen und trat dann in die Zimmer. Mit zielgerichtetem Blick sah er sich um. Nach einer Weile öffnete er die Tür zu einem großen Arbeitszimmer. Die kunstvollen Deckenmalereien und Stuckarbeiten waren beeindruckend, die Wandgemälde von atemberaubender Schönheit. Kerner trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er ging zu dem großen barocken Schreibtisch, der im hinteren Teil des Zimmers stand und sah sich darauf um.
    Alles war fein säuberlich aufgereiht, aber nichts von Bedeutung war dabei. In einer Ablage befanden sich ein paar gewöhnliche Geschäftsbriefe und Rechnungen. Daneben lagen

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