Der Grabritter (German Edition)
schlossen beide die Augen. Ihr Auftrag war erledigt, alles war glatt gegangen. In Zukunft würde es in diesem Knast um Einiges erträglicher für sie werden.
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Mit schnellen Schritten eilte Lord Peter Griffin die Treppe der alten Herberge hinauf. Er betrat den Versammlungsraum und kniete wie immer kurz vor dem Wappen nieder und schlug ein Kreuzzeichen. Dann rief er nach John Fiz Patric. Aus einem angrenzenden Raum hörte er die bärige Stimme des Großmeisters. Der gewichtige Mann in der braunen Kutte polterte herein. »Also Lord Griffin, raus damit, was gibt es Neues?« »Zuerst ist Alfredo Ragusa aufgetaucht. Er hat Ferruccio Vigiani in seinem Hotel in Freiburg aufgesucht und ist etwa drei Stunden dort gewesen. Kurz nachdem er weg war, hat Ferruccio mit einer Limousine die Tiefgarage des Hotels verlassen. Er ist zu einem Treffpunkt gefahren. Marciano und Spielmann haben sich an ihre Fersen geheftet. Der Wagen fuhr zu einem Waldgebiet in der Nähe. Es nennt sich Dreisamtal.« Lord Griffin zog eine zusammengefaltete Landkarte hervor und ging damit zum Tisch.
An einer Stelle war ein roter Kreis aufgemalt, der einen Ort im Schwarzwald, in der Nähe der Schweizer Grenze markierte. Die beiden Männer beugten sich über die Karte und Lord Griffin fuhr fort. »Der rote Kreis zeigt das Waldgebiet, in dem sich der Conte jetzt befindet. Es liegt zwischen den Orten Oberried, Kirchzarten und Buchenbach. Marciano und Spielmann konnten ihm aber nur bis zu der markierten Linie folgen. Entlang dieser Linie waren überall Männer postiert, die niemanden passieren ließen. Es hieß, dass dies Privatgelände sei und sich im Moment eine Jagdgesellschaft dort aufhalte. Die beiden haben dann Verstärkung gerufen. Unsere Männer haben sich von allen Seiten vorsichtig dem Gebiet genähert. Nirgendwo ein Durchkommen. Überall Wachen, die dort Patrouille laufen. Ritter Spielmann wollte einen Hubschrauber ordern und damit das Gebiet überfliegen. Aber jetzt kommt es. In diesem Abschnitt gilt ein absolutes Überflugverbot. In einigen Kilometern Entfernung befindet sich der St. Barbara Stollen. Er ist der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland . Was dort im Berg lagert, ist das Staatsarchiv der Deutschen und wird durch die Haager Konvention und die Unesco streng geschützt. Es ist unmöglich, einen Überflug zu wagen. Jemand, der dort widerrechtlich in den Luftraum eindringt, läuft Gefahr binnen kürzester Zeit vom Himmel gefegt zu werden. Alles, was wir tun konnten, war abwarten.
Eine halbe Stunde später dann, rückten sie an. Die großen Unbekannten. Nacheinander fuhren drei schwarze Geländewagen zu dem Waldgebiet. Die Scheiben rundherum waren verdunkelt. Unsere Männer konnten durch die Ferngläser beobachten, dass die Wachleute die drei Wagen nach kurzer Kontrolle passieren ließen. Natürlich haben wir versucht, über die Kennzeichen etwas in Erfahrung zu bringen. Wieder ohne Erfolg. Niemand, den wir kennen, hat Zugriff auf diese Kennzeichen. Wir glauben also, dass dort im Moment ein wichtiges Treffen stattfindet. Leider haben wir nicht die geringste Ahnung, wo genau. Das Gebiet ist ziemlich groß und absolut unübersichtlich.«
John Fiz Patric fuhr sich über seinen Schnauzbart. »Also in der Nähe des Zentralarchivs«, murmelte er vor sich hin. »Einen besser geschützten Ort könnte ich mir auch nicht vorstellen.« Der Großmeister dachte nach. Dann wandte er sich wieder an Lord Griffin. »Versuchen Sie, alte Pläne des St. Barbara Stollens aufzutreiben. Ich möchte genau wissen, wie er verläuft. Ich werde versuchen, mit Marcus Kerner Verbindung aufzunehmen. Ritter Siegfried hat mir mitgeteilt, dass er sich inzwischen schon auf dem Anwesen der Vigianis aufhält. In letzter Zeit haben sich die geheimen Zusammenkünfte auf dem Anwesen stark gehäuft. Eine Operation, wie wir sie vermuten, braucht viele Vorbereitungen und Pläne. Es ist also durchaus möglich, dass sich dort, wo sich diese Männer treffen, auch umfangreiche Unterlagen über ihre Absichten befinden. Vielleicht kann Kerner sich auf dem Anwesen etwas umsehen. Solange Ferruccio Vigiani nicht dort ist, wäre vielleicht die beste Gelegenheit dazu.« Lord Griffin nickte. »In Ordnung. Ich kümmere mich um die Stollenpläne. Sobald es etwas Neues gibt, melde ich mich wieder.« Lord Griffin drehte sich um und ging zum Kamin. Eilig kniete er nieder und bekreuzigte sich. Dann verließ er die alte Herberge.
Ein paar Hundert
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