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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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das Haar zurück. „Oh, ich bin keineswegs eine Jagdgöttin, edler Herr. Ich finde es im Gegenteil sehr grausam, unschuldige Tiere zu töten.“
    „Wie schade, Mademoiselle. Ich hätte Euch sonst gebeten, Euch unserer Jagdgesellschaft anzuschließen“, meinte er galant.
    Sie stellte fest, dass er schöne braune Augen und eine scharf geschnittene Nase hatte. Die Art, wie er sprach, zeigte, dass er gewohnt war zu gefallen.
    „Oh, vielen Dank“, gab sie lächelnd zurück. „Aber ich würde die Herren bei ihrer Jagd nur behindern. Weil ich auf jeden Fall versuchen würde, Ihnen das Wild zu vertreiben.“ Der Reiter lachte belustigt, und alle übrigen stimmten eifrig in sein Gelächter ein. Offensichtlich waren sie gewohnt nur dann zu lachen, wenn der Reiter mit den weißen Federn am Hut belustigt war. Als er zu lachen aufhörte, waren auch die anderen still.
    „De Gironde“, sagte der Reiter. „Warum habt Ihr mir diese bezaubernde Amazone bisher vorenthalten?“
    „Ich bitte um Vergebung, Sire“, hörte Jeanne die Stimme des Duc de Gironde hinter sich. Sie klang sehr weich und untertänig.
    „Mademoiselle du Champs ist eine entfernte Verwandte und erst vor einigen Wochen in Paris eingetroffen.“
    „Ich wünsche sie bei Gelegenheit bei Hofe zu sehen, Duc.“
    Der Reiter neigte sich leicht im Sattel vor und machte mit seinem Hut eine zierliche Reverenz in Jeannes Richtung. Dann gab er seinem Pferd die Sporen, und die Gruppe ritt an ihnen vorbei.
    Jeanne wandte sich im Sattel um und sah ihnen nach. Was für Pferde! Noch nie hatte sie solch wunderbare, kraftvolle Tiere gesehen. „Wer war das?“
    De Gironde hatte ein zufriedenes, ja fast triumphierendes Lächeln auf den Lippen, als er
    zu ihr aufritt. „Der König, meine kleine Jeanne.“
    Sie erstarrte. „Der König? Oh Gott, warum habt Ihr mir das nicht gesagt? Ich habe ein fürchterliches Zeug geredet. Er wird zornig auf mich sein.“
    De Gironde lachte sie aus. „Ganz im Gegenteil, Jeanne. Er war sehr angetan von Euch. Habt Ihr nicht gehört, dass er Euch sehen will?“
    „Ja.... aber....“
    Seine Züge waren jetzt auf einmal ernst, und er lenkte sein Pferd dicht an ihre Seite. „Ich habe Euch einmal gefragt, welche Pläne Ihr verfolgt, Jeanne. Ich wäre Euch jetzt sehr verbunden, wenn Ihr Eure Interessen mit den meinen vereinen würdet.“ Ungläubig sah sie ihn an. Wovon sprach er? „Ihr haltet eine große Macht in Euren kleinen Händen, Jeanne.“
    Sie sah in seine Augen, die eine merkwürdige Färbung zwischen braun und grün hatten, und sie begann zu begreifen. Er hatte diesen Ausritt genau geplant.
     
    Es war bereits Abend geworden, als sie vor Jeannes Wohnung anlangten. De Gironde half ihr vom Pferd und hielt für einen Moment ihre Hand fest. „Ich danke Euch für diesen Nachmittag, Jeanne“, sagte er. „Verzeiht, wenn ich Euch nun allein lasse – ich muss bei Hofe erscheinen. Erwartet mich morgen – dann werden wir Gelegenheit haben, über die Zukunft zu sprechen.“
    „Gern“, gab sie kurz und höflich zurück.
    Sie sah ihm nach, wie er durch die Gasse davonritt, bis ihn die Dämmerung verschluckte, dann stieg sie nachdenklich die Stufen zu ihrer Wohnung empor. Was auch immer er ihr morgen vorschlagen würde – sie würde vorsichtig sein. Niemals wieder wollte sie sich zum Opfer einer Intrige machen lassen. Dieses Mal würde sie mitspielen. Als sie in die Wohnung trat, stürzte Nadine auf sie zu. Die kleine Zofe hatte leuchtende Augen und zitterte vor Aufregung.
    „Es ist Besuch für Euch gekommen, Mademoiselle“, flüsterte sie.
    „Besuch?“ Das war ungewöhnlich, denn sie empfing so gut wie niemals Besucher. Noch dazu um diese späte Stunde.
    „Er ist im Salon.“
    Nadines Gesicht glühte, fast triumphierend sah sie ihre Herrin an. „Ich habe es gewusst, Mademoiselle“, flüsterte sie.
    Jeanne starrte sie an, ihr Herz schien plötzlich stehen zu bleiben. War es möglich? Sie stürzte zur Tür und riss sie auf. Er war gekommen! Stand am Fenster, von wo aus er ihre Ankunft in der Gasse beobachtet hatte, und sah ihr mit vor Zorn blitzenden Augen entgegen. „Christian!“ Ihr Ausruf war so voller Glück und Erleichterung, dass er sich besänftigte und ihr entgegenging.
    „Jeanne, meine geliebte kleine Jeanne!“ Er zog sie in seine Arme, riss ihr den Hut vom Kopf und küsste sie wild und zärtlich.
    Sie umschlang ihn so fest sie konnte und begann – vom Glück überwältigt – zu schluchzen. „Oh, Christian, ich hatte

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