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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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zwang er sich unerbittlich, ihr das Mieder wieder über die Schultern zu ziehen und die Röcke anzulegen. Er zog seine Jacke aus und hängte sie ihr über, damit das geöffnete Mieder und ihre Blöße nicht zu sehen waren.
    „Heute Nacht, Liebste“, hauchte er ihr ins Ohr, als sie die Arme sehnsuchtsvoll um seinen Nacken schlang. „Heute Nacht wirst du mir ganz gehören. Mit Haut und Haaren und allen Sinnen. Willst du das, Jeanne?“
    Sie sah ihm in die Augen, und er spürte die Ernsthaftigkeit ihres Blickes. Es war Glück und Erschrecken zugleich, die dieser Blick in ihm auslöste. „Ja, ich will, Christian“, sagte sie.
    Er fing die Stute wieder ein, hob Jeanne in den Sattel und führte das Tier am Zügel zurück in den Park.
     
    Auf dem kleinen gepflasterten Platz vor dem Pferdestall stand eine Reisekutsche. Eine jener Karossen, die hier auf dem Land nur selten zu sehen waren, da sie in der Hauptstadt eben erst in Mode gekommen waren. Auf den reich verzierten Türen war ein fürstliches Wappen eingearbeitet.
    Christian starrte die Kutsche mit zusammengekniffenen Augen an, sagte aber kein Wort. Er half Jeanne beim Absteigen und übergab die Stute einem seiner Stallburschen.
    „Es ist Besuch gekommen“, bemerkte Jeanne, der sein Schweigen nicht gefiel. „Ich warte besser hier, bis du hineingegangen bist.“
    „Warum?“, fragte er fast schroff.
    „Damit dein Besuch uns nicht zusammen sieht“, sagte sie. „Es macht keinen guten Eindruck, wenn der Comte von einem Bauernmädchen begleitet das Schloss betritt.“
    „Ich gehe in mein Schloss wann und mit wem es mir gefällt, Jeanne“, gab er zurück und fasste sie fest am Arm. „Bleib an meiner Seite.“
    Sie schritten über den schmalen Sandweg, der an den mit Liguster gesäumten Beeten entlangführte und auf den breiten Mittelweg der Anlage mündete. Als sie das kreisrunde Becken des großen Brunnens passierten, hielt Christian immer noch ihren Arm. Der Ausdruck seines Gesichts war finster und trotzig. Jeanne spürte, dass der Besuch – wer auch immer es war – ihm keineswegs willkommen schien.
    „Warte heute Nacht auf mich“, sagte er leise zu ihr, als sie das Schloss durch das hintere Portal betraten. „Schlaf mir nur nicht ein, kleine Jeanne.“
    Mehrere Diener eilten auf den Comte zu. Die Stimmung im Schloss war nervös – die Gäste waren unerwartet gekommen und schienen Ansprüche zu stellen. Jeanne lächelte Christian zu. „Du wirst mich schon aufwecken – habe ich recht?“
    Er küsste sie unter den Augen der Dienerschaft auf den Mund und hielt sie einen kleinen Moment lang in den Armen. „Darauf kannst du dich verlassen.“
    Er folgte Jeanne lächelnd mit den Augen, während sie die Treppe hinaufstieg und mit beiden Händen seine Jacke hielt, die um ihre Schultern lag. Erst als sie im oberen Stockwerk verschwunden war, wandte er sich an Bertrand.
    „Wo ist sie?“
    „Mme de Fador erwartet Euch im roten Salon, Euer Gnaden. Ich habe Kaffee und Konfekt servieren lassen.“ Christian nickte und eilte an ihm vorüber. „Wollen Euer Gnaden sich denn nicht vorher umkleiden? Ich habe bereits angewiesen, den roten gestickten Rock und....“ Christian dachte nicht daran. Marguerite de Fador hätte zu Lebzeiten seiner Mutter niemals gewagt, auf Schloss Saumurat zu erscheinen.
    Mochte sie ihm in Paris noch so bereitwillig zur Seite gestanden haben – hier war sie ihm nicht willkommen. Das würde er ihr zu verstehen geben.
    Marguerite de Fador hatte sich in einem der Sessel niedergelassen und wirkte in dem altertümlichen Salon wie ein schillerndes Juwel auf einem abgeschabten Samtkissen. Sie trug ein tief ausgeschnittenes dunkelblaues Kleid, das reich mit goldenen Tressen bestickt war, der Rock öffnete sich zur Mitte hin und ließ den Unterrock aus leichtem hellen Stoff sehen. Das hellblonde Haar war sorgfältig gelockt und am Hinterkopf aufgesteckt, Augen und Mund waren geschminkt.
    Als Christian in Lederwams und Reitstiefeln in den Salon trat, hob sie leicht indigniert die Augenbrauen. Dann lächelte sie ihm gewinnend zu. „Lieber Christian – ich weiß, wie ungelegen mein Besuch dir sein muss. Verzeih mir! Ich bin unterwegs nach Rouen zu einer guten Freundin – der Marquise de Beaucluse – du erinnerst dich sicher an sie. Und da ich ein wenig Sorge um dich hatte, plante ich einen kurzen Besuch bei dir. Aber diese grausamen Wege haben meinen Wagen ruiniert, es gab einen Aufenthalt, und nun sehe ich mich in der schwierigen Lage, dich

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