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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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fasste die kleine Zofe an der Hand.
    „Nichts, Mademoiselle.“
    Christians leises Klopfen an der Tür hinderte Jeanne daran, dem Kummer ihrer Zofe nachzuspüren. Ein heißes Glücksgefühl erfasste sie, sodass sie alles andere darüber vergaß.
    „Christian!“ Hastig trat er auf sie zu und riss sie in seine Arme.
    „Jeanne, meine kleine Jeanne“, flüsterte er und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. „Endlich.“
    Sie gab sich den Zärtlichkeiten hin, nach denen sie sich so sehr gesehnt hatte. Und doch spürte sie plötzlich, dass das Fest der Liebe, das er ihr versprochen hatte, in dieser Nacht nicht stattfinden würde. Unstet kreiste sein Blick durch das Zimmer. „War Claude etwa hier?“, entfuhr es ihm.
    „Claude?“, fragte sie verblüfft zurück.
    „Ich sehe das Falkenbuch dort auf dem Tisch. Hat er dir etwa wieder Unterricht gegeben?“
    „Keineswegs“, gab sie zurück, ein wenig ärgerlich über seinen Verdacht. „Ich übe mich im Lesen. Und zwar völlig ohne Hilfe.“
    „Verzeih mir.“
    Er küsste ihren Mund, ihre Augen, ihre Stirn. Dann wollte er sie sanft auf das Bett schieben. Doch sie widerstand ihm. Die Hast, mit der er sie besitzen wollte, störte sie. „Lass mich dir etwas vorlesen, ja?“
    „Später, meine Süße.... wir haben die ganze Nacht Zeit.“ Seine Küsse wurden drängender, er riss ungeduldig an dem Band, das ihr Mieder verschloss.
    „Nein, jetzt. Bitte, Christian....“
    Er hörte gar nicht auf sie, sondern versuchte sie mit aller Kraft auf das breite Himmelbett zu drängen. Sein Atem ging hastig und roch nach Wein. Plötzlich erstarrte sie. Sein weites Hemd, das an der Brust halb geöffnet war, verströmte einen Duft, der nicht zu ihm gehörte. Jeanne erkannte das Parfüm sofort.
    „Du warst mit ihr zusammen!“
    „Was?“
    Sie waren auf das Bett gesunken, doch Jeanne wand sich jetzt unter seinem Körper hervor und flüchtete auf die andere Seite des Lagers. Ihre Augen waren schmal und blitzten vor Zorn. „Du riechst nach ihrem Parfum!“, fauchte sie.
    Er lachte und wollte sie am Fuß fassen. Doch sie stieß nach ihm, und er gab seine Absicht auf.
    „Es ist süß, wenn du eifersüchtig bist, kleine Hexe“, sagte er stirnrunzelnd. „Deshalb musst du aber nicht um dich treten wie ein Pferd.“
    „Hast du mit ihr geschlafen?“, verhörte sie ihn.
    „Nein!“
    „Schwöre es bei deiner Mutter!“
    „Was soll das?“, fragte er ärgerlich. „Ich habe nicht mit ihr geschlafen, und ich würde es auch niemals tun. Das muss dir genügen.“
    Plötzlich war wieder ein streitbarer Geist zwischen ihnen. Stärker als je zuvor. „Und wieso riechst du nach ihrem Parfum?“
    Er hatte es satt, sich verhören zu lassen. Was wollte sie eigentlich? Den ganzen Abend über hatte er sich nach ihr gesehnt, hatte mit Marguerite geplaudert und sich um Höflichkeit bemüht, hatte den Augenblick herbeigewünscht, an dem sie sich endlich zurückziehen würde, und er für Jeanne frei war. Und jetzt durfte er sich ihre Vorwürfe anhören!
    „Gut“, sagte er und setzte sich gerade hin. „Wenn du lieber reden willst – bitte! Du wirfst mir vor, mit Marguerite intim gewesen zu sein. Und was ist mit dir? Hast du nicht sogar vor, mit ihr nach Paris zu reisen?“
    Jetzt war es heraus, was ihn die ganze Zeit über gequält hatte. Jeanne lernte mit Claude lesen, ließ sich von René das Reiten beibringen. Jeanne wollte mit Marguerite nach Paris. Ständig tat sie Dinge hinter seinem Rücken.
    „Wie kommst du auf diese verrückte Idee?“, rief sie empört. „Und selbst wenn ich es täte, so wäre das etwas völlig anderes.“
    Sie hat es also wirklich vor, dachte er und fühlte sich tief verletzt. Er hatte sie vor dem Verhungern gerettet, sie zu sich in sein Schloss genommen, sie an seinem Leben teilhaben lassen. Und das war der Dank.
    „Bitte sehr!“, sagte er wütend. „Es steht dir frei zu gehen, wohin du willst. Ich will dir nicht im Wege sein.“
    Sie begriff, dass er unglücklich und eifersüchtig war. Einen Augenblick lang war sie versucht, sich in seine Arme zu werfen, ihm zu versichern, dass sie nichts und niemanden auf der Welt begehre als nur ihn, dass sie keinen einzigen Moment daran gedacht hätte, ihn zu verlassen. Doch der zornige Blick seiner dunklen Augen hielt sie davon ab.
    „Entscheide dich“, begehrte er herrisch.
    „Was meinst du?“
    Er fegte mit dem Arm durch die Luft, als führe er eine Waffe. „Wenn du hier bleibst, dann will ich, dass du es aus freien Stücken

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