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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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tust. Falls du lieber nach Paris reisen möchtest, dann lass es mich wissen.“
    Sie biss sich auf die Lippen. Großartig machte er das. Er hatte mit dieser Frau Zärtlichkeiten ausgetauscht und wollte es nicht zugeben. Und jetzt drehte er die Geschichte um, und sie war plötzlich die Angeklagte. Das ließ sie nicht mit sich machen. „Und was ist mit dir?“, fragte sie zurück. „Was willst du? Ist es dir völlig gleichgültig, was ich tue?“
    „Ich sagte bereits, dass ich dir nicht im Wege stehen werde“, gab er kalt zurück.
    Beide schwiegen verletzt. Auch wenn sie vor Sehnsucht und Liebe vergingen, keiner von beiden wollte nachgeben.
    Nach einer Weile erhob sich Christian. Jeanne hatte sich am Kopfende des Bettes zusammengekauert und schaute aus dem Augenwinkel. Wollte er wirklich so von ihr gehen?
    „Nun?“, fragte er und sah von oben auf sie herab. „Ich warte immer noch auf deine Entscheidung.“
    „Du wirst sie morgen erfahren“, sagte sie trotzig. „Gute Nacht, Christian!“
    „Ich warne dich“, drohte er wütend. „Wenn du mit mir deine Spielchen treiben willst, dann kann ich andere Seiten aufziehen. Vergiss nicht, dass du als Diebin angeklagt bist, und ich dafür sorgen könnte, dass dir dein hübscher Po in aller Öffentlichkeit versohlt wird.“
    Er sah, wie sie aufflammte und bereute seine Drohung im gleichen Moment. Die Antwort kam prompt.
    „Dann wird mir die Entscheidung ja nicht schwerfallen, Euer Gnaden!“
    Er drehte sich wortlos um und verließ den Raum. Laut fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
     
    Marguerite de Fador schob den Fenstervorhang der Reisekutsche zur Seite und genoss den Anblick des Flusses im Morgenlicht. Kleine Büsche und Bäume säumten den Flusslauf, an seichten Uferstränden spielten Kinder, Fischerboote trieben auf dem Wasser. Dazwischen sah man immer wieder mit Waren beladene Schiffe, die flussaufwärts gerudert oder getreidelt wurden. Paris verschlang eine schier unermessliche Menge an Gütern aus aller Welt.
    Marguerite warf einen raschen Blick auf die junge Frau, die ihr blass und schweigend gegenüber saß. Sie hatten bisher kaum drei Worte miteinander gewechselt – die Kleine war mit sich selbst beschäftigt. Sie hatte keinen Blick zurückgeworfen, als sie das Schloss und die heimatlichen Felder hinter sich ließen – auch keine Träne geweint. Ein erstaunliches Mädchen.
    Marguerite lehnte sich in das Polster und lächelte vor sich hin. Sie war mit sich sehr zufrieden. Zwar hatte Christian sie äußerst kühl verabschiedet, doch sie war sich sicher, dass er sehr bald in Paris auftauchen würde. Was sollte ihn hier auf dem Land noch halten? Sie hatte ihm neuen Ehrgeiz eingeflößt, und sein hübsches Spielzeug hatte sie mit nach Paris genommen. Wenn er seinen Trotz überwunden hatte, würde er kommen. Sie musste nur dafür sorgen, dass die Kleine es sich nicht noch anders überlegte.
    „Nun – wie geht es, Jeanne?“, erkundigte sie sich.
    „Danke, Madame. Es geht.“
    „Wir werden später in einem Gasthof einkehren und einen kleinen Imbiss zu uns nehmen“, sagte Marguerite gönnerhaft. „Du wirst hungrig sein.“
    „Eigentlich nicht, Madame.“
    In Wahrheit fühlte Jeanne sich grauenhaft. Das für sie ungewohnte Schaukeln der gefederten Kutsche verursachte ihr solche Übelkeit, dass sie jeden Augenblick fürchtete, sich übergeben zu müssen. Schlimmer jedoch war die Reue, die sie plagte. Warum hatte sie sich in diese Lage begeben? Sie wollte doch gar nicht nach Paris. Alles, was sie sich wünschte, was sie ersehnte, blieb hinter ihr zurück. Vor ihr lag eine ungewisse Zukunft, die Angst machte.
    Ein dicker Stein versetzte der Reisekutsche einen Stoß, sodass man einen Augenblickumzukippen fürchtete. Jeanne musste sich heftig zusammennehmen, denn ihr Magen hob sich bedenklich. Wenn die Kutsche doch nur anhielte. Sie wollte aus diesem stickigen Kasten heraus, in dem es beständig nach dem Parfum dieser Dame roch. Zum Flusslaufen und sich dort ins kühle Ufergras legen. Die kleinen Wellen an den bloßen Füßen spüren. Dann würde es ihr bestimmt gleich besser gehen.
    Wie hart und gleichgültig Christian sie verabschiedet hatte. Er hatte durch sie hindurchgesehen, als sei sie gar nicht vorhanden. Nicht einmal die Hand hatte er ihr zum Abschied gereicht. Oh, sie hatte ihn verletzt, und er ließ es sie büßen.„Deine kleine Kammerzofe scheint recht geschickt zu sein“, unterbrach Marguerite ihre Gedanken. „Wir werden sehen, ob du sie

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