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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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behalten kannst. Sie hängt sehr an dir, nichtwahr?“
    „Ja, Madame.“
    „Nun – in Paris wirst du einen strengen Tagesplan haben, mein Kind. Du wirst alleslernen, was für eine junge Frau nötig ist, damit sie sich in der Gesellschaft bewegen kann. Manieren und Anstand, Tanz, Gesellschaftsspiele und vor allem die gebildete Konversation. Dazu wirst du lesen und schreiben lernen und über die wichtigsten künstlerischen Werke unterrichtet werden. Um einen Mann von Stand zu beeindrucken reicht Schönheit allein nicht aus, liebe Jeanne.“
    Jeanne nickte. Die Übelkeit war jetzt so stark, dass sie ihrer nicht mehr Herr wurde. „Bitte lassen Sie anhalten“, stöhnte sie, „ich muss mich übergeben.“
    Ärgerlich starrte Marguerite sie an. War das ein Trick? Wollte sie etwa davonlaufen? Aber das Mädel sah so totenblass aus, dass sie wohl die Wahrheit gesagt hatte. Marguerite gab dem Kutscher ein Zeichen, und er zügelte die Pferde. Jeanne riss den Schlag auf, stolperte aus der Kutsche und erbrach sich am Wegrand. Es war ihr alles gleich, so schlecht ging es ihr. Die Büsche vor ihren Augen kreisten, die glitzernde Wasserfläche des Flusses schien Funken zu sprühen. Der sandige Boden wollte ihr mit unheimlicher Geschwindigkeit entgegenkommen.
    „Großer Gott!“, murmelte Marguerite und hielt sich ihr Spitzentaschentuch vor die Nase.
    Jeanne spürte eine Hand an ihrer Stirn. Jemand sprühte Wasser auf ein Tuch und reichte es ihr. Mechanisch wischte sie sich das Gesicht ab.
    „Besser?“, hörte sie Nadines mitleidige Stimme. „Trinkt das, Mademoiselle. Marie hat es mir gegeben. Es hilft gegen die Reisekrankheit.“
    Jeanne schluckte etwas von dem bräunlichen Saft, den Nadine ihr in einem kleinen Fläschchen reichte. Es schmeckte bitter, und ihr Magen wollte gleich wieder rebellieren. Doch es gelang ihr, sich zusammenzunehmen.„Er wird nach Paris kommen, Mademoiselle. Macht Euch keine Sorgen“, flüsterte ihr die Zofe zu.
    „Ach, Nadine“, murmelte sie. „Du und deine Voraussagen.“
    „Ihr werdet schon sehen, Mademoiselle.“
    Marguerite ließ Jeanne den Rest der Fahrt über nicht mehr aus den Augen. Im Gasthaus wurde ihr eine Ecke zugewiesen, wo sie saß und wartete, bis Marguerite gespeist hatte. Die Gäste starrten sie verwundert an, junge Männer riefen ihr deftige Scherzworte zu und lachten. Jeanne war es gleichgültig. Der braune Saft hatte sie unsagbar schläfrig gemacht, und der Tag zog an ihr vorüber wie ein langer übler Traum.
     
    „Ich kann nicht mehr“, stöhnte Claude.
    Er hing völlig erschöpft auf seinem Pferd, das Haar klebte in der Stirn, das Gesicht schweißüberströmt. René drehte sich im Sattel nach ihm um, lachte und zügelte seine Stute.
    „Schon müde, Kleiner? Wir fangen doch erst an!“
    Claude stöhnte. Seit dem Morgen waren sie im Sattel, hatten Wiesen und Wälder durchkämmt – und außer einigen Hasen kein Wild zu sehen bekommen. Unbarmherzig brannte die Sonne auf die Reiter hernieder, kaum dass der Comte einmal eine kleine Rast erlaubte, um die Pferde am Bach zu tränken. Und jetzt stand die Sonne schon tief, es ging auf den Abend zu, und dieser Verrückte dachte gar nicht daran, zurück zu reiten.
    René mit seiner Bärennatur machte das alles nichts aus. Im Gegenteil, er konnte endlich einmal seine überschüssigen Kräfte ausleben. Aber er, Claude, war schließlich zarter besaitet. Der ganze Körper schmerzte ihn, ganz besonders derjenige Teil, der zum Reiten unbedingt erforderlich war.
    Christian hatte sein Pferd unvermittelt angehalten und machte den Begleitern ein Zeichen mit der Hand. Stillstehen und aufpassen. Dann deutete seine Hand auf das Wiesengrün, das zwischen den Baumzweigen hervorleuchtete. Claude blinzelte, um die Augen zu schärfen. Aus den Grashalmen ragte der dunkle Rücken eines Wildschweins hervor.
    „Ein Keiler“, flüsterte René, von Jagdeifer gepackt. „Ein kapitaler Kerl. Er muss verdammt hungrig sein, dass er jetzt schon herauskommt.“
    „Wir kriegen ihn“, flüsterte Christian zurück und zog seine Jagdbüchse aus der Halterung. „Ihr beide umreitet ihn und treibt ihn mir zu.“
    René wollte einwenden, dass der Keiler ein hübscher Brocken sei und für einen einzelnen Jäger nicht ungefährlich. Doch mit Christian war heute nicht zu reden. Seitdem die Kutsche gestern das Schloss verlassen hatte, war der Comte unwirsch und verschlossen. René hatte nur einmal ganz harmlos erwähnt, dass es eigentlich schade um die hübsche

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