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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Christian de Saumurat ist sicher, dass Ihr ihm diesen kleinen Gefallen erweisen werdet. Einzig aus diesem Grund hat er Euch in die Obhut der Marquise de Fador gegeben.“
    „Lüge! Was für eine niederträchtige Lüge!“
    „Ihr glaubt mir immer noch nicht? Nun, dann lest dieses Schreiben. Es ist an Mme de Fador gerichtet, und sie gab es in meine Hand.“
    Er zog einen Brief aus dem Ärmel und reichte ihn ihr. Jeanne spürte in ihrem Inneren eine Stimme, die sie warnte, dieses Schreiben zu lesen. Doch sie war viel zu aufgeregt, um auf diese Warnung zu hören.
    „… Ich bin Euch sehr verbunden für Eure Bemühungen um Jeanne, denn ich bin davon überzeugt, dass ich meine Ziele nur erreichen werde, wenn sie an meiner Seite ist. Jeanne ist fest in meine Zukunftspläne eingeschlossen, und ich empfehle sie bis zu meiner Ankunft Eurer großmütigen und weitblickenden Fürsorge....
    Die Buchstaben tanzten vor ihren Augen. Einen Moment lang schien ihr Verstand auszusetzen. Sie wusste plötzlich nicht mehr, wovon die Rede war. Wer hatte doch mit wem welches Geschäft abgeschlossen? Und was hatte Christian damit zu tun? Christian hatte sie fest in seine Zukunftspläne eingeschlossen.... Was hieß das?
    Er hatte – als er heute Morgen fortging – davon gesprochen, dass er etwas mit ihr vorhabe. Und er hatte ihr nicht sagen wollen, was er damit meinte.
    Plötzlich stand der Chevalier dicht neben ihr, und sie hörte seine dunkle, heisere Stimme an ihrem Ohr.
    „Vielleicht habt Ihr den falschen Freunden vertraut, Jeanne?“
     
    Roger durchquerte eilig den langen Flur auf dem Weg zu Marguerites Privatsalon, denn er war zu dem üblichen kleinen Stelldichein bereits ein wenig verspätet. Plötzlich stutzte er, denn er glaubte, eine weibliche Stimme gehört zu haben. Er blieb stehen und lauschte.
    Kein Zweifel, aus dem Geschoss über ihm drangen ängstliche, fast verzweifelte Rufe. War es Jeanne? Marguerite hatte sich ihm gegenüber zwar nicht konkret geäußert, doch ihm war klar, was sie plante. Hatte man Jeanne dort oben eingesperrt, weil sie sich gegen den Chevalier de Boudard gewehrt hatte? Roger war beunruhigt. Diese bezaubernde junge Frau war zu schade für Marguerites Intrigen – sie hatte das Zeug für weit Größeres. Es wäre außerordentlich bedauerlich, wenn der hübschen Jeanne etwas zugestoßen war.
    Er zögerte einen Moment. Es war nicht klug, sich in Marguerites Machenschaften einzumischen, denn er wollte sie sich auf keinen Fall zur Feindin machen. Als jedoch wieder ein langgezogener Hilferuf zu hören war, entschied er sich dafür, ihm Folge zu leisten.
    Er stieg eine Treppe hinauf, die eigentlich nur für die Dienstboten bestimmt war, erreichte einen zweiten, wesentlich schmaleren Flur und folgte den verzweifelten Rufen, bis er vor einer Tür stand, die von außen verriegelt worden war.
    Es war nicht Jeanne, das erkannte er jetzt, da er die Stimme aus der Nähe hörte, ganz deutlich. Er schalt sich einen Narren und war froh, dass niemand in der Nähe war, der sich über seine Anwesenheit hätte lustig machen können. Denn er befand sich hier in dem obersten Stockwerk des Hauses, wo die Kammern der Dienstboten lagen.
    „Hilfe! Um Gottes Willen. Lasst mich heraus, ich ersticke....“, rief die Eingesperrte.
    Roger war eigentlich der Meinung, dass er mit den Scherzen und Intrigen der Dienerschaft nichts zu tun hatte und besser den Rückweg antreten sollte. Zumal er erwartet wurde. Dann aber erfasste ihn schlagartig eine Erkenntnis. Er kannte diese Stimme – natürlich, es war Jeannes kleine Kammerzofe. Dieses niedliche, zarte Geschöpf mit den großen blauen Augen, das ihrer schönen Herrin treu wie ein kleines Hündchen ergeben war. Wie hieß sie doch gleich? Richtig: Nadine.
    Sofort war ihm auch klar, weshalb man das arme Mädchen hier eingesperrt hatte, und ein Gefühl des Ärgers überkam ihn. Marguerite musste einen Plan ersonnen haben, bei dem die kleine anhängliche Zofe im Weg stand. Also hatte man sie für eine gewisse Zeit beiseite geschafft. Das bedeutete, dass Jeanne vermutlich längst fort war.
    Er zog den Riegel zurück und öffnete die Tür. Der Raum war stickig, denn es gab kein Fenster. Nadine hatte hinter der Tür gesessen und sich mit dem Rücken daran angelehnt.
    Als die Tür sich dann überraschend öffnete, war sie hastig aufgesprungen. Jetzt stand sie mit verweintem Gesicht und am ganzen Körper zitternd gegen einen der breiten Wäscheschränke gelehnt – und starrte ihn mit großen

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