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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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sich und tritt wie ein Kutschpferd.“
    „Das soll sie nur versuchen. Tut, was ich sage!“
    „Aber beschwer dich nicht, wenn du hinterher blaue Flecken auf deinem hübschen Hintern hast.“
    „Mein Hintern geht dich einen Dreck an, Saufgesicht!“
    „Oho! Ich erinnere mich noch recht gut an die Zeiten, als du mir deinen geilen Arsch recht bereitwillig gewiesen hast.“
    „Halt dein Maul und tu endlich, was ich sage!“
    Jemand säbelte an dem Seil herum, das ihre Füße zusammenband, dann löste man die Fesseln um ihren Oberkörper. Das Tuch wurde weggerissen, und sie blinzelte ins Licht. „Ein hübsches Täubchen habt ihr gefangen“, hörte sie die Stimme der Alten.
    Jeanne erschrak fast vor ihrer Hässlichkeit. Das Gesicht der Frau war knochig, der Mund hatte keine Lippen, und die Augenlider hingen herab. Aus dem Blick ihrer hellen Augen sprach jedoch ein wacher Geist und eine gute Dosis Bosheit.
    „Wie ein nacktes Vögelchen hockt sie da, frisch aus dem Ei gekrochen“, witzelte einer der Männer.
    Jeanne bemerkte, dass sich ihre Röcke hochgestülpt hatten, als man ihr das Tuch vom Körper riss, und sie schlug rasch den Stoff über die Beine. Wütend blitzte sie die beiden Männer an, die sie mit lüsternen Gesichtern anstarrten und nun in lautes Gelächter ausbrachen.
    „Was gibt’s da zu glotzen?“, keifte die Alte. „Raus mit euch.“
    Nur widerwillig ließen sich die beiden aus dem Zimmer schieben, doch schien deutlich, dass sie gehörigen Respekt vor der Alten hatten und sich keinesfalls ernsthaft mit ihr anlegen wollten.
    Die Frau, die einer der Männer mit Susanne angeredet hatte, verriegelte sorgfältig die Tür und wandte sich Jeanne zu, die sich vom Fußboden erhob und ihre Kleider ordnete.
    „So, meine Hübsche“, sagte sie zu Jeanne. „Denke nicht etwa daran, von hier wegzulaufen. Sonst sorge ich dafür, dass dich so bald kein Mann mehr anschauen mag. Hast du mich verstanden?“
    Jeanne erschauerte bei der Drohung, denn sie spürte, dass mit dieser Frau nicht zu spaßen war. Dennoch regte sich Widerstand in ihr. Sie musste vorsichtig sein – aber die hässliche Vettel sollte nicht glauben, sie herumkommandieren zu können. „Wo bin ich?“, wollte sie wissen.
    „Von mir erfährst du gar nichts“, gab die Alte gleichmütig zurück. „Da ist ein Spiegel und alles andere, was du brauchst. Mach dich zurecht, du schaust zerzaust aus wie ein Huhn in der Mauser.“
    Damit verließ sie den Raum durch eine Seitentür, das metallische Schaben eines Riegels war zu hören, der vorgeschoben wurde. Jeanne stand allein und sah sich in ihrem Gefängnis um.
    Für ein Gefängnis war es sehr luxuriös. Der Raum war nicht allzu groß – aber schön und kostbar ausgestattet. Ein Kamin aus rotem Marmor zog die Blicke auf sich, darüber waren goldfarbige Medaillons mit Gemälden angebracht, die unbekleidete Frauen in verschiedenen Körperhaltungen zeigten. Dunkelrote Brokatstoffe waren an den Türen drapiert, über einer Kommode mit geschwungenen Beinen hing ein großer Spiegel, den ein Rahmen aus kunstvoll aneinandergesetzten Kristallornamenten umgab. Auf der Kommode waren kleine Glasfläschchen, Puderdöschen, Schachteln und andere Utensilien angeordnet, die für die Toilette einer Dame unerlässlich waren.
    Was hatte die Alte gesagt? Sie sollte sich zurechtmachen? Weshalb? Für wen?
    Ein Geräusch an der Tür ließ sie zusammenfahren. Ein Mann betrat den Raum mit schwerem Schritt. Er blieb stehen und machte eine kleine Reverenz in ihre Richtung.
    „Willkommen, Mademoiselle“, sagte der Chevalier de Boudard, und sein Gesicht konnte die Befriedigung über ihr Entsetzen nur schwer verbergen. „Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise?“
    Einen Moment lang blieb ihr die Sprache weg. Dieser widerliche alte Lüstling hatte es gewagt, sie entführen zu lassen. Was bildete er sich ein? Dass sie sich ihm hingeben würde, wenn er sie nur genügend einschüchterte? Da kannte er sie schlecht. Sie hatte schon ganz andere Kerle in die Schranken gewiesen.
    „Spart Euch die Scherze“, fauchte sie ihn an. „Ich verlange, dass Ihr mich sofort zurück nach Paris bringt. Man wird nach mir suchen.“
    Er betrachtete sie eingehend und schien es nicht eilig zu haben, eine Antwort auf ihre Forderung zu geben. Stattdessen begann er um sie herumzugehen, um sie von allen Seiten ansehen zu können.
    „Habt Ihr nicht gehört?“, rief sie zornig und stampfte mit dem Fuß auf. „Ich will auf der Stelle zurück nach

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