Der Graf von Castelfino
Arbeit vorzustellen. Es gibt kein besseres Netzwerk an Kontakten auf der ganzen Welt!“
Megs Gesicht brannte vor Aufregung. Doch ein Rückzieher kam jetzt nicht mehr infrage.
„Zu Hause in England gehört mir etwas viel Wertvolleres. Eine Familie, die mich liebt und unterstützen wird. Das kann ich von dir nicht behaupten.“
Giannis Stimme war frei von Gefühlen, als er nun zur Tür ging. „Gib nicht mir die Schuld, wenn die Arbeit mit deinen Eltern nicht so spannend verläuft, wie du es in der Erinnerung vor dir hast. Du bist damals gegangen, nachdem du die Gärtnerei saniert hast. Das Geschäft ist seither ohne dich gelaufen, und zwar nicht schlecht.“
„Woher willst du das wissen? Haben ‚deine Leute‘ dich auf dem Laufenden gehalten?“ In Megs Innerem brodelte es vor Empörung. Giannis zur Schau getragene äußere Ruhe trug ihren Teil dazu bei.
„Wenn du es so ausdrücken willst“, gab er bedeutungsvoll zurück. „Glaubst du, ich habe nicht zugehört, wenn du mir aus Briefen deiner Eltern vorgelesen oder mir von deinen Telefonaten mit ihnen erzählt hast? Jedes Wort habe ich verstanden. Hör auf, zurückzuschauen. Konzentriere dich auf deine Zukunft. Wenn du jetzt gehst, wirst du alles verlieren.“
Meg traute ihren Ohren nicht. Von allen Attributen, die auf Gianni zutrafen, war Arroganz das herausragendste. Nur er allein glaubte sich in der Lage, etwas aus ihr zu machen. Ein Leben für sie außerhalb seines aristokratischen Zirkels war für ihn nicht vorstellbar.
Meg hob ihr Kinn an und schenkte ihm ein großzügiges Lächeln. „Dann muss ich eben wieder von vorne anfangen, nicht wahr? Auf zu neuen Ufern, so sagt man doch.“
Ohne ein weiteres Wort machte Gianni auf dem Absatz kehrt und schritt geradewegs aus ihrem Leben.
9. KAPITEL
Meg sah ihm hinterher. Nur eines konnte sie davon abhalten, ihn anzuflehen zu bleiben. Es war ihr Stolz. Ganz einfach purer Stolz. Sie presste beide Hände auf die Augen und zwang sich, Giannis Namen nicht hinauszuschreien. Er war der einzige Mann auf der Welt, den sie je lieben würde. Gestehen konnte sie es ihm nicht, denn er war nicht fähig, sie zu lieben.
Mit quietschenden Reifen brauste er in seinem Ferrari röhrend davon. Sie eilte zur vorderen Tür, sah nur noch, wie sich der Ferrari in einer Staubwolke verlor. Ihre Augen schwammen in Tränen. Sie warf die Tür ins Schloss, rannte nach oben und warf sich auf ihr schmales Einzelbett. Die schmerzliche Zeit der Trennung von Gianni durchzustehen, war die Hölle.
Meg weinte, bis die Schatten draußen länger wurden. Nur die Notwendigkeit, packen zu müssen, half ihr über die nächsten Stunden. Die ganze Zeit über pochte ihre Wunde schmerzhaft gegen den Verband, den Gianni ihr angelegt hatte. Welche Ironie, das letzte Andenken an ihn würde ein fester Verband sein!
Wilde Gedanken – den Verband nie mehr abzunehmen zum Beispiel – gingen ihr durch den Kopf. Das war alles, was sie von ihm behalten würde. Der verletzte Daumen würde vielleicht nicht einmal eine Narbe zurücklassen.
Anders als ihr Herz.
In dichtem Nebel kam Meg in England an. Sie stieg nahe des örtlichen Pubs aus dem Bus und legte die letzten paar Hundert Meter ihrer Reise zu Fuß zurück. Es wurde höchste Zeit, einen klaren Kopf zu bekommen und sich zusammenzureißen. Sie musste sich eine neue Taktik einfallen lassen, wie sie die Trennung überwinden und ihren Eltern klarmachen sollte, dass sie soeben den besten Job der Welt hingeworfen hatte.
Als sie die Straße zu ihrem Elternhaus entlangmarschierte, war sie sicher, dass ihr wieder einmal ihre Arbeit zu Hilfe kommen würde. Zum ersten Mal seit Tagen legte sich ein verhaltenes Lächeln um ihre Lippen. Sie freute sich auf den Wirbel, den ihre Mutter veranstalten würde, sobald sie ihre Tochter wiedersah.
Nach einigen Tassen Tee und ein wenig Gebäck würde Meg sich in die alten Treibhäuser zurückziehen und in die Arbeit eintauchen, die sich während ihrer Abwesenheit angesammelt hatte.
Die alte Landstraße mit ihren Schlaglöchern, die zum Haus führte, war frisch asphaltiert, glatt und fugenlos. Meg war so in Gedanken, dass es ihr zunächst nicht einmal auffiel. Erst als sie um die letzte Kurve bog, erkannte sie, wie recht Gianni gehabt hatte. Es hatte sich wirklich etwas bewegt.
Der Anblick ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben. Ihre Hände öffneten sich wie von selbst, und sie ließ ihr Gepäck unter lautem Poltern auf den Asphalt plumpsen. Das Imsey Gartencenter hatte
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