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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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einen nagelneuen Eingang und einen riesigen Parkplatz an der Stelle, wo sich früher alte Hütten befunden hatten. Ein gelber Bagger wühlte sich durch die Erde hinter den Treibhäusern.
    Dieses Feld hatte einmal ihren Nachbarn gehört. Mit ungläubigem Staunen las Meg die Schrift auf einer Tafel neben dem Eingang zur Baumschule, auf der geschrieben stand, dass man sich für die Unannehmlichkeiten während der Erweiterungsphase entschuldigte.
    Giannis Worte fielen ihr wieder ein und verfolgten sie, als sie zu dem neuen Eingang kam und ihn verschlossen fand.
    Sie war aus ihrem eigenen Haus ausgesperrt.
    Meg zückte ihr Handy und drückte die Kurzwahltaste ihrer Eltern. Zu ihrem großen Schrecken erklang eine fremde Stimme.
    „Hallo?“, fragte Meg. „Wo ist Mrs. Imsey?“ Meg stemmte ihre Koffer über das Tor und war bereits im Begriff, hinüberzuklettern.
    Es lag ein befehlsgewohnter Ton in der Antwort. „Ich fürchte, Mrs. Imsey ist im Augenblick unabkömmlich. Kann ich Ihnen weiterhelfen?“
    Zu Megs großer Erleichterung erschien ihre Mutter in diesem Moment vor dem elterlichen Bungalow und winkte ihr zu. Meg steckte ihr Handy weg und lief die Auffahrt hinunter. Doch die Frau, die ihr winkend entgegenkam, sah gar nicht mehr aus wie ihre Mutter.
    Zum einen trug sie ein Kleid. Und sie schlang nur einen Arm um ihre Tochter, da sie in der anderen Hand ebenfalls ein Handy hielt und mit Telefonieren beschäftigt war. Es war ein noch beeindruckenderes Modell als das, das Gianni benutzte.
    „Megan! Das ist ja nett!“ Sie zerquetschte Meg in ihrer Umarmung beinahe – bis ihr Handy wieder klingelte.
    „Tut mir leid, mein Kleines, das Design-Studio. Kann ich dich einen Moment allein lassen? Du findest Fertiggerichte und Chips im Kühlschrank“, sagte Mrs. Imsey, bevor sie wieder ins Handy sprach.
    Meg blieb stehen und wartete, bis der Anruf beendet war. Sie war völlig fassungslos. Außer bei Familienfeiern hatte sie ihre Mutter noch nie in etwas anderem gesehen als in Overalls und Gummistiefeln. Nicht nur, dass Mum nun in Jersey gekleidet war und Pumps trug, sie hatte obendrein noch ein Handy. Eines, das einen albernen Song quakte …
    Der bloße Gedanke an Fertiggerichte entsetzte Meg. Vor wenigen Monaten noch wäre das undenkbar gewesen. Sie wurde zwischen Freude und Unsicherheit hin- und hergerissen. Es war offensichtlich, was sich hier in der Zwischenzeit ereignet hatte. Ihre Eltern hatten sich weiterentwickelt, wie Gianni es prophezeit hatte. Meg war diejenige, die in der Vergangenheit lebte.
    „Ich schau mal im Treibhaus nach Dad“, kündigte Meg vorsichtig an. Ihr Vater hatte ihre Verbesserungsvorschläge immer nur sehr zögernd aufgenommen. Nun konnte sie es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Er war der ruhende Pol in all diesen Veränderungen um sie herum.
    Ihre Mutter fuchtelte wie wild mit dem Telefon herum, hielt eine Hand über die Muschel und deutete zum Haus.
    „Dad ist in seinem Büro und installiert eine neue Software auf seinem Laptop. Wenn du etwas vom Supermarkt brauchst, dann mach schnell! Er wird gleich die Bestellorder rausschicken.“
    Meg kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Früher war ihr Vater nur zu Mahlzeiten und am Abend aus seinen Treibhäusern herausgekommen – manchmal nicht einmal dann. Oft hatte sie ihn dazu bewegen wollen, den uralten Bürocomputer zu benutzen – vergebens.
    Auf einmal lag eine unendlich lange Zeit zwischen ihrer Abreise und dem heutigen Tag ihrer Rückkehr. Wenn sie sich das geschäftige Treiben in ihrer früher so ruhigen, liebenswerten Familie besah, hätte sie gern gewusst, ob ihre Eltern sie überhaupt vermisst hatten.
    Während Meg ihre Sachen in ihr Mädchenschlafzimmer brachte, musste sie einräumen, dass Gianni recht gehabt hatte. Dieses Haus war nicht mehr ihr Zuhause. Das kurze Leben mit Gianni hatte sie zur Nomadin gemacht, unfähig, wieder ausgetretene Pfade zu beschreiten.
    Sie spürte den Drang, diesem Zustand zu entfliehen, aber wie? Schon jetzt war ihr klar, dass ihre Eltern sie nicht mehr brauchten. Sie war frei, wieder zu gehen. Doch mit einem Mal war sie diejenige, die zögerte. Es gab eine Lücke in ihrem Leben, die Gianni bisher ausgefüllt hatte. Und nun konnte nichts, nicht einmal ihre Familie und die Freunde, diese Lücke füllen.
    Aus lauter Verzweiflung stürzte sie sich in die Arbeit in der Baumschule. Es verschaffte ihr ein wenig Erleichterung, all die modernen Systeme und die neuen Mitarbeiter kennenzulernen. Doch es war nur

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