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Der Graf von Castelfino

Der Graf von Castelfino

Titel: Der Graf von Castelfino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINA HOLLIS
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brauche für meine Zukunft mehr Sicherheit als das, was du mir bisher bietest.“
    In ihrer Stimme lag tiefe Resignation. Diesmal sollte Gianni es nicht gelingen, ihren Entschluss ins Wanken zu bringen. Sie schob ihm den geöffneten Erste-Hilfe-Kasten über den Tisch hinweg zu.
    „Es war hoffnungslos, die rechte Hand mit der linken verbinden zu wollen“, sagte sie. Plötzlich war sie sehr froh, dass er da war und das Heft in die Hand genommen hatte. Sie fühlte sich einer Ohnmacht näher, als sie wahrhaben wollte.
    „Eigentlich wäre es nötig, die Wunde mit einem Stich oder zwei zu nähen …“
    „Wie bitte?“ Wie aus einem bösen Traum schreckte Meg hoch. „Es geht mir gut“, sagte sie gegen ihre Überzeugung.
    „Bist du gegen Tetanus geimpft?“
    „Das war Voraussetzung für meinen Vertrag.“
    Gianni ging mit der Geschicklichkeit eines Chirurgen vor. „Soll ich dich nicht besser in die Stadt fahren, damit ein Arzt nach dir sieht? Du bist sehr blass.“ Er musterte sie forschend.
    Meg sah zur Seite. „Danke. Aber ich will dich nicht länger aufhalten“, erklärte sie mit kalter Bestimmtheit.
    „Setz dich“, befahl er knapp. Meg gehorchte. Er nahm Schere, Verbandszeug und eine Mullbinde aus dem Kasten. Keiner sprach.
    Meg musste sich beherrschen, nicht mit den Fingern ihrer gesunden Hand durch seine dunkle Lockenpracht zu fahren. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.
    „Ich habe die Blutung gestoppt. Geht’s dir jetzt besser, mia dolce ?“
    „Sehr viel besser, danke.“
    Zu ihrem großen Schrecken stellte sie fest, dass sie lächelte, und setzte schnell wieder eine ernste Miene auf.
    Meg sah ihm zu, wie er ihre Hand bandagierte. Einerseits betete sie darum, dass er sofort gehen möge. Andererseits wünschte sie sich sehnsüchtig, dass er blieb.
    Gianni suchte ihren Blick. „Was hältst du von einem starken, süßen Tee gegen diesen Schock?“
    Meg spürte, wie ihr Herz buchstäblich zu schmelzen begann, und wandte sich ab.
    Ohne ein weiteres Wort stellte er den Kessel auf den Herd.
    Leicht schwindlig legte sie die Hand an die Stirn. Sie hatte mit der Arbeit fertig werden wollen und noch nicht gefrühstückt. Doch Hunger war gewiss nicht der Grund für ihre momentane Schwäche. Sie wollte die Situation unbedingt im Griff behalten, denn Gianni war bereits wieder dabei, Macht über sie zu gewinnen.
    „Wie fühlst du dich jetzt?“
    „Sobald du dich auf den Weg machst, werde ich mich großartig fühlen, Gianni.“
    „Ich werde nicht verschwinden, solange du noch nichts gegessen hast.“
    Gianni ging um den Küchentisch herum und öffnete den Kühlschrank. Er hatte nicht die Absicht, dieses Haus zu verlassen, bevor nicht einige Fragen geklärt waren. Aus der Art und Weise, wie sie es vermied, ihm offen ins Gesicht zu schauen, schloss er, dass ihre Affäre in ihr noch ebenso lebendig war wie in ihm. Er war daran gewöhnt, dass die Frauen ihm zu Füßen lagen, nicht, dass sie sich ihm entzogen.
    Ein vager Verdacht begann sich in ihm zu regen. War es denkbar, dass sie ihn benutzt hatte, um die Pausen in ihrem Arbeitsplan zu füllen? Das wäre dann allerdings ein heftiger Angriff auf seinen männlichen Stolz. Er sollte ihr für immer den Rücken kehren. Doch irgendwie gelang ihm das nicht. Gianni redete sich ein, nicht mehr als Mitleid für diese kleine bambola und ihre großen Augen in dem schneeweißen Gesicht zu empfinden. Doch er glaubte selbst nicht daran.
    „Du musst los, Gianni. Napa Valley ist ein gutes Stück weit weg.“
    „Ich weiß. Aber sie werden nicht wagen, die Konferenz ohne mich zu beginnen.“
    Meg zuckte kaum merklich zusammen.
    Blitzschnell reagierte er. „Was ist?“
    „Die Wunde tut ein bisschen weh, das ist alles. Es ist so eine unglückliche Stelle, direkt am Handballen.“
    „Vielleicht passt du dann das nächste Mal besser auf“, erwiderte er barsch und entnahm dem Erste-Hilfe-Kasten eine Packung Schmerztabletten. Dann holte er ein Glas Wasser. Als er ihren fragenden Blick spürte, schaute er rasch weg.
    „Ja, selbstverständlich. Danke für alles, Gianni.“ Meg nahm die Tabletten. „Ich habe mich bisher noch nie geschnitten.“
    Gianni drehte ihr den Rücken zu und machte sich in der winzigen Küche zu schaffen. Während er eine Scheibe focaccia abschnitt, nahm Meg noch eine Tablette mit einem Schluck Wasser. Gianni bewegte sich so routiniert in der Küche, als würde er das jeden Tag tun. Er legte Brot auf einen Teller mit ein paar Scheiben gekochtem

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