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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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lange als Bonapartist verdächtig, war insgeheim auf der Insel Elba. Er sah dort den Großmarschall, der ihn mit einer mündlichen Botschaft an einen Bonapartisten in Paris beauftragte, dessen Namen ich nie aus ihm herausbringen konnte; aber diese Sendung hatte den Zweck, die Geister auf die Rückkehr vorzubereiten – ich bitte wohl zu bemerken, Sire, daß diese Worte dem Verhör entnommen sind –, auf eine Rückkehr, welche nicht lange mehr ausbleiben kann.«
    »Wo ist dieser Mensch?« fragte Ludwig XVIII.
    »Im Kerker, Sire!«
    »Und die Sache erschien Ihnen wichtig?«
    »So wichtig, Sire, daß ich, mitten in meiner eigenen Verlobungsfeier, alles verließ, Braut und Freunde, um schnell abzureisen und sowohl meine Besorgnisse als auch die Versicherung meiner Ergebenheit Eurer Majestät zu Füßen zu legen.«
    »Ach richtig«, sagte der König, »bestand nicht ein Heiratsplan zwischen Ihnen und dem Fräulein von Saint-Méran?«
    »Der Tochter eines der getreuesten Diener Eurer Majestät.«
    »Ja, ja! Doch kommen wir wieder auf das Komplott zurück, Herr von Villefort!«
    »Sire, ich fürchte, es ist mehr als ein Komplott, ich fürchte, es ist eine Verschwörung.«
    »Eine Verschwörung in dieser Zeit«, entgegnete Ludwig XVIII.
    lächelnd, »ist eine Sache, die sich leicht anzetteln, aber schwer zu Ende führen läßt, schon darum, weil wir, gestern erst zum Th ron
    unserer Ahnen gelangt, die Augen zugleich auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewandt halten. Meine Minister verdop-peln seit zehn Monaten ihre Aufmerksamkeit, um die Küsten des Mittelmeeres wohl zu bewachen. Wenn Bonaparte in Neapel landete, so wären die verbündeten Mächte auf den Beinen, ehe er noch Piombino erreichte; stiege er in Toscana an Land, so setzte er den Fuß nur auf feindlichen Boden; und landete er in Frankreich, so geschähe es mit einem Häufl ein Menschen, und wir würden leicht mit ihm fertig, da ihn das Volk haßt. Beruhigen Sie sich also, mein Herr, aber rechnen Sie deshalb nicht weniger auf unsere königliche Erkenntlichkeit.«
    »Ah, da kommt der Polizeiminister!« rief der Graf von Blacas.
    In diesem Moment erschien wirklich auf der Türschwelle der Polizeiminister, blaß, zitternd und mit irren Blicken. Villefort machte Miene, sich zu entfernen, doch Herr von Blacas hielt ihn zurück.
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    Ludwig XVIII. stieß bei dem Anblick dieses verstörten Gesichts den Tisch, vor dem er saß, mit Heftigkeit zurück.
    »Was haben Sie denn, Herr Baron?« rief er. »Sie sind ja ganz außer sich. Haben Sie etwas Schlimmes in Erfahrung gebracht?«
    »Sire …!« stammelte der Baron.
    »Was gibt’s?« fragte Ludwig XVIII.
    »Ach, Sire, ein schreckliches Unglück! Ich bin untröstlich …«
    »Mein Herr!« rief Ludwig XVIII. »Ich befehle Ihnen zu sprechen, auf der Stelle!«
    »Wohl, Sire! Der Usurpator hat die Insel Elba am sechsundzwan-zigsten Februar verlassen und ist am ersten März gelandet.«
    »Wo das? In Italien?« fragte der König lebhaft.
    »In Frankreich, Sire! In einem kleinen Hafen bei Antibes, im Golf Juan.«
    »Der Usurpator ist in Frankreich gelandet, bei Antibes, im Golf Juan, zweihundertundfünfzig Meilen von Paris entfernt, am ersten März, und Sie erfahren das erst heute, am dritten März? Was Sie mir da sagen, ist unmöglich, Sie sind falsch unterrichtet.«
    »Ach, Sire, es ist nur zu wahr!«
    Ludwig XVIII. machte eine Bewegung des Zornes und Schreckens und richtete sich hoch auf, als hätte ihn der unvermutete Schlag zugleich in das Herz und in das Gesicht getroff en.
    »In Frankreich!« rief er. »Der Usurpator in Frankreich! Man hat also diesen Menschen nicht bewacht? Oder, wer weiß, man war ein-verstanden mit ihm?«
    »Oh, Sire«, sagte der Graf von Blacas, »der Herr Polizeiminister ist nicht der Mann, den man des Verrats beschuldigen könnte. Sire, wir waren alle blind, und der Baron teilte die allgemeine Blindheit, das ist alles.«
    »Aber …«, sprach Villefort. Dann hielt er plötzlich inne. »Um Vergebung, Sire!« sagte er, sich verneigend. »Mein Eifer reißt mich fort, geruhen Eure Majestät, mir zu verzeihen.«
    »Sprechen Sie, mein Herr, sprechen Sie kühn«, sagte Ludwig XVIII., »Sie allein haben uns vor dem Unglück gewarnt, helfen Sie uns jetzt, ein Mittel dagegen zu fi nden.«
    »Sire«, entgegnete Villefort, »der Usurpator ist im Süden verhaßt; falls er durch die südlichen Provinzen vorrückt, kann man leicht in der Provence und Languedoc einen Aufstand gegen ihn

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